Freundeskreis theater am puls
68723 Schwetzingen
Theater am puls: Schauspieler im Porträt

Nikolas Weber: "Schauspielerei ist nie langweilig"

In dieser Serie stellen wir das Schauspielerteam des „theater am puls“ (tap) näher vor.
Nikolas Weber als Hamlet
Nikolas Weber als HamletFoto: Nicole Böhm (tap)

Nikolas Weber hat an der Mannheimer Theaterakademie studiert und schon während der Ausbildung das Solo-Stück „Fucker“ im tap gespielt, später dann beispielsweise Hamlet und den Mephisto in „Faust“. In der nächsten Premiere „Kleiner Mann, was nun?“ ist er als Johannes Pinneberg zu sehen.

Birgit Schillinger: Warum sind Sie Schauspieler geworden?

Weber: Das ist eine Frage, auf die ich immer wieder neue Antworten finde. Schauspiel war aber schon immer beides für mich: die Freude am Rückzug und am Zeigen. Einerseits das Knobeln. Die Auseinandersetzung mit sich selbst und der Rolle in der Stille und in der Probenarbeit. Die Zeit, wenn ich mir Raum nehme für mich, die Rolle verstehen lerne und immer wieder neue Aspekte der Rolle in mir finde. Aber auch die einzigartigen, vergänglichen Momente auf der Bühne, die entstehen. Wenn du neue Zustände erforschst, Emotionen durchlebst, die in diesem einen Moment geschehen. Die Bühne wird ein Bereich der Freiheit. Alles darf passieren, erforscht und erfahrbar gemacht werden, aber dann genauso auch wieder verschwinden.

Die Bühne selbst wie auch der „Backstage“-Bereich bekommen während einer Vorstellung eine ganz neue Qualität. Alle sind in höchster Konzentration und arbeiten auf diesen Moment hin. Menschen in seltsamen Kostümen huschen im Halbschatten an einem vorbei. Wenige, kaum verständliche Wortfetzen werden noch schnell vor dem Auftritt gewechselt. Dieses Surreale hinter der Bühne liebe ich. Diese beiden „Extreme“, das Zurückziehen am Anfang und das sich-Zeigen am Ende, sind es, die das Schauspielen nie langweilig für mich machen.


Schillinger: Wie und wann sind Sie zum theater am puls gekommen?

Weber: Das war vor circa 10-11 Jahren. Ich war frisch auf der Schauspielschule. Wackelig und unerfahren, gerade ins zweite Semester gekommen, als Joerg Mohr, der eine Prüfung abnahm, mich kurz daraufhin anschrieb. Er hätte ein Angebot für ein Ein-Personenstück mit dem Namen „Fucker“ für mich. Es wurde von einer damals 14-Jährigen geschrieben und sollte von einem Jugendlichen für Jugendliche gespielt werden. Ich erinnere mich an ein Treffen in einem Café, wo Joerg mir 30 Seiten Text auf den Tisch legte. Das war damals für mich als Anfänger eine enorme Überraschung und eine wirklich besondere Herausforderung. Die darauffolgende Probenzeit war mit eine der lehrreichsten, aber auch härtesten, die ich je hatte. Über ein halbes Jahr erarbeiteten wir gemeinsam einen 90-minütigen Monolog und ich bekam damals schon einen guten Vorgeschmack auf die zukünftige Arbeit als Schauspieler. Viele meiner frühen praktischen Schauspielerfahrungen habe ich in dieser Zeit gesammelt. Die parallel dazu laufenden „Willhelm Tell“- Proben und Vorstellungen, ebenfalls im tap, waren da im Vergleich um einiges entspannter.

Schillinger:Was war oder ist Ihre Lieblingsrolle?

Weber: Ich denke das dürfte die Rolle Hamlet gewesen sein, die ich auch am tap gespielt habe. Nicht nur von den Aufführungen her, sondern auch der Erarbeitung. Ich verbrachte bereits lange vor der Probenzeit viel Zeit mit dem Text in der Natur. Ich lernte ihn im Spazieren gehen und am Ufer eines kleinen Sees. Es war ein wundervolles Gefühl, diese Rolle begreifen zu lernen und die Sprache zu erfassen. Der Hamlet-Text bietet unzählige Spielmöglichkeiten und ich habe viel rumprobiert. Jedem Satz kann man seinen eigenen Gedanken widmen und ich habe mir auch damals diese Zeit nehmen können. Ebenso schön war aber auch die Probenzeit und die Vorstellungen. Ich habe es geliebt in diese starken Höhen und Tiefen einzusteigen, die die Rolle bietet. Ich war die ganzen drei Stunden fast durchgängig unter Strom und in Bewegung, selbst hinter der Bühne. Das habe ich für die Rolle aber gerne in Kauf genommen. Einmal alle Gefühle zu durchleben hat etwas von einem Rausch. So war auch die wohlige Erschöpfung nach der Arbeit umso angenehmer.

Es war eine wundervolle Produktion mit großartigen Kolleginnen und Kollegen. Leider kam dann recht schnell Corona, und Hamlet konnte nicht oft gespielt werden. Dennoch bin ich sehr dankbar für diese Rolle und die Zeit. Bis heute begleitet mich der Text.

Schillinger: Was ist das Besondere am tap?

Weber: Meiner Meinung nach ist es die Nähe zum Publikum. Angefangen damit, dass du das Publikum direkt siehst und nicht nur die ersten zwei Reihen. Das macht so einiges. Da das Publikum so dicht dran am Geschehen sitzt, gibt es auch wenige Möglichkeiten, Handlungen zu „verstecken“. Jede Mimik und Gestik wird direkt gesehen. Und das ist das Schöne! Die Figuren sind nahbar und lebensecht direkt vor dir. Ebenso aber auch die Auswahl der Stücke. Das tap hatte schon immer eine schön ausgewogene Mischung zwischen klassischen und modernen Stücken.

Schillinger: Was sind Ihre Stärken und Schwächen?

Weber: Ich bin sehr begeisterungsfähig. Mag es was Großes oder Kleines sein, wenn es mich packt, dann liebe ich jede Herausforderung, die damit kommt. Ob es eine neue Rolle, eine Reise oder auch beispielsweise so etwas wie Kupferkunst ist. So bin ich vor einiger Zeit in ein Museum mit einer Ausstellung über die Kunst der Kupferverarbeitung gegangen und habe mich stundenlang voll Vergnügen mit verschiedenen Kupferarbeiten und ihrer Geschichte beschäftigt. Ich bin offen für Neues, steige ein und schaue dann einfach was passiert.

Als Schwäche würde ich sagen, dass ich In Gesprächen mit viel Diskurs und Meinungen meistens jemand bin, der sich eher zurückhält, der lieber zuhört und versucht, Meinungen sehr genau zu verstehen, bevor er seine Sicht teilt. Das wirkt manchmal etwas zurückhaltend, aber ich finde mit der Zeit immer mehr die richtige Balance zwischen Zuhören und Mitreden. Und gerne verlege ich während den Proben meine Stifte...

Schillinger: Haben Sie sonstige Interessen oder Hobbys?

Weber: Ich spiele seit meinem siebten Lebensjahr klassische Gitarre. Ich greife fast täglich zu meinem Instrument und genieße die kleine Auszeit, die ich mir damit nehme. Gerne singe ich auch dazu oder lerne neue Stücke. Ich spiele so gut wie alles. Ob Barock oder Pop. Hauptsache, es macht mir Spaß. Auch ist die Gitarre ein praktisches Instrument für die Bühne. Schnell mitgenommen und überall spielbereit. Auch versuche ich mich gut zu bewegen. Wenn ich tagsüber viel gesessen habe, gehe ich gerne abends ins Fitnessstudio und stelle mich ein bisschen aufs Laufband. Oder ich gehe in meiner Freizeit gerne im Park ein bis zwei Stunden spazieren. Auch meine Urlaube verbringe ich lieber in Bewegung beim Wandern oder Pilgern. So war ich vorletztes Jahr für sechs Wochen auf dem spanischen Jakobsweg. Das war eine wundervolle Erfahrung für mich.

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von Freundeskreis theater am pulsRedaktion NUSSBAUM
29.01.2025
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