Redaktion NUSSBAUM
68723 Schwetzingen
Interview zur OB-Wahl

OB-Wahl Schwetzingen: Matthias Steffan im Gespräch

OB-Kandidat Matthias Steffan ist derzeit Erster Bürgermeister in Schwetzingen und will nach dem 15. September die Geschicke der Stadt lenken.
Matthias Steffan im Gespräch mit Dominik Ralser von der Schwetzinger Woche.
OB-Kandidat Matthias Steffan im Gespräch mit Dominik Ralser von der Schwetzinger Woche.Foto: Wolter

Im Interview spricht Matthias Steffan über die Themen Wohnen, den Einzelhandel, Klimaschutz und Bildung.

SW: Sie sind jetzt amtierender Erster Bürgermeister. Sie haben ja bisher mit Herrn Oberbürgermeister Dr. Pöltl eng zusammengearbeitet. Was werden Sie neu machen?

Steffan: Jeder Mensch setzt andere Akzente, das liegt in der Natur der Sache. Herr Oberbürgermeister Dr. René Pöltl und ich haben eine Vielzahl an Themenbereichen gemeinsam entwickelt, in die ich folglich schon seit über 8 Jahren die ganze Zeit eingebunden bin und sie begleitet und mit entwickelt habe. Sollte ich die Wahl am 15. September gewinnen, werde ich die Schwetzinger Themenvielfalt auf jeden Fall mit eigenen und neuen eigene Akzenten bereichern.

Die Schwetzinger Höfe haben Sie mit betreut …

Steffan: Mitentwickelt, was bedeutet, ich habe die Verhandlungen geführt, die kommunale Abschöpfung verhandelt und die Verträge mitgestaltet. Aktuell arbeiten wir gerade am Bebauungsplan für einen Start der weiteren Bauabschnitte.

Die Schwetzinger Höfe sind noch nicht ganz fertiggestellt – wer soll in Zukunft dort wohnen?
Steffan: Ein sympathischer Mix aus allen Generationen, insbesondere Familien mit Kindern, Senioren. Außerdem werden wir u.a. mit dem Investor im zweiten Bauabschnitt einen Kindergarten realisieren. Vordringliches Ziel meiner Arbeit wird es unter anderem sein, dass wir in der Stadt Angebote für das betreute Wohnen für Senioren schaffen, weil der Bedarf sehr groß ist. Im Wahlkampf kommen viele ältere Menschen auf mich zu und sagen: Wir haben eine Vier-Zimmer-Wohnung, wir haben ein Haus, uns würde eigentlich eine Zwei-Zimmer-Wohnung reichen. Wir hätten deshalb gerne eine gute Perspektive, wenn wir vielleicht gesundheitlich irgendwann nicht mehr fit sind und Betreuung brauchen.

Das heißt auch betreutes Wohnen in den Schwetzinger Höfen?
Steffan: Ja, mit viel Engagement arbeitet der Investor aktuell daran. Im neuen Bauabschnitt soll es dann hier unterschiedliche Angebote geben. Neben dem klassischen betreuten Wohnen sind auch weitergehende Wohnangebote geplant. Die greifen dann zu einem späteren Zeitpunkt, und zwar genau dann, wenn Menschen eine größere Betreuung in ihren Wohnungen benötigen. Der bestehende Wohnraum kann dann mit relativ geringem Aufwand angepasst werden kann.

14 Euro Mietpreis pro Quadratmeter bei einigen Wohnungen stehen in der Kritik: Läuft man bei den Schwetzinger Höfen nicht Gefahr, dass man eine bestimmte Menschengruppe einfach ausschließt?
Steffan: Wir arbeiten sehr stark daran, Wohnungen für alle anzubieten. Deshalb haben wir einen größeren Betrag vom Bauunternehmen abgeschöpft, um es dann direkt wieder ins Quartier zu investieren. Somit konnten wir durch die Schwetzinger Wohnbaugesellschaft 20 Wohnungen erwerben. Klar ist natürlich, dass sowohl die Baukosten als auch die Bauzinsen in unserem Land heute zu hoch sind. In meiner Verantwortung als zukünftiger Oberbürgermeister werde ich alles dafür tun, dass die Menschen in Schwetzingen bezahlbaren Wohnraum vorfinden. Und 14 Euro auf den Quadratmeter heißt übrigens 14 Euro stabil auf zehn Jahre. Keine Erhöhung, egal wie sich die Mieten entwickeln.

Ihrem Programm ist zu entnehmen, dass Sie den sozialen Wohnungsbau ausweiten wollen. Gibt es konkrete Pläne?
Steffan: Es gibt bereits ein Projekt am Alten Meßplatz, beim Rothackerschen Haus, das möchte ich vorantreiben. Dann will ich, gemeinsam mit der Schwetzinger Wohnbaugesellschaft an den Bestand gehen. Das heißt konkret: Bestand erwerben in der Stadt. Überall da, wo Häuser frei werden, die als Sozialwohnungen geeignet sind. So wollen wir gemeinsam den Wohnungsbestand sukzessive erweitern. Um überhaupt bezahlbarere Wohnungen anbieten zu können, müssen wir weiter investieren und weiter bauen.

Zum Thema Innenstadt und Einzelhandel: Ist der Leerstand ein Schreckgespenst für Schwetzingen wie in vielen anderen Städten?
Steffan: Ich sehe für Schwetzingen noch lange kein Schreckgespenst. Das hat mehrere Gründe: Schwetzingen hat eine starke Wirkung nach außen, sodass viele Menschen aus dem Umland zum Einkaufen zu uns kommen. Außerdem liegen wir mittlerweile auf Platz 3 der begehrtesten Schlösser in Deutschland mit 775.000 Besucherinnen und Besuchern im Jahr. Das alles führt dazu, dass Menschen in die Stadt kommen, einkaufen oder essen gehen. Das heißt aber nicht, dass man sich darauf ausruhen darf. Wenn Leerstände anstehen, braucht es direkte Gespräche unter Beteiligung der städtischen Wirtschaftsförderung. Das haben wir in meinem Dezernat bereits vielfach so praktiziert.

Sie schreiben im Programm auch, Sie wollen mit einem starken Stadtmarketing arbeiten. Heißt das, es ist jetzt nicht stark genug?
Steffan: Wir brauchen mit Blick auf die Entwicklung unserer Unternehmen, des Einzelhandels und der Gastronomie selbstverständlich auch in Zukunft ein starkes Stadtmarketing. Mit Oliver Engert haben wir einen sehr engagierten Geschäftsführer, der in der Stadt gut vernetzt ist. Stadt und Stadtmarketing haben in den letzten Jahren zusammen viel erreicht. Das wird so bleiben. Nur so können wir dem starken Wettbewerb durch einen Online-Handel entgegentreten.

Wie ist es mit dem Wirtschaftsstandort Tompkins Barracks: Wie soll das Areal im Jahr 2030 aussehen?
Steffan: Seit zwei Jahren sind wir auf der Erfolgsstraße mit Land und Bund. Wir haben aktuell den vorhabenbezogenen Bebauungsplan für 6, 5 Hektar Freiflächen-Photovoltaik auf den Weg gebracht. Das ist die größte Freiflächen-PV-Anlage in der Metropolregion. Und jetzt geht es darum, in den nächsten Wochen und Monaten mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die das Gebiet verwaltet, in die Gespräche über den Kaufpreis zu kommen. Mein Ziel ist, nach dem das gelöst ist, zügig in die Entwicklung des Gebiets zu gehen. 2028 bis 2030 wollen wir erste Gewerbesteuereinnahmen generieren, die wir dringend brauchen. Es soll ein moderner Gewerbestandort mit attraktiven Arbeitsplätzen entstehen.

Sie haben die Solaranlage angesprochen. Was wollen Sie allgemein für den Klimaschutz tun?
Steffan: Die energetische Sanierung ist essenziell für uns, um steigenden Energiekosten entgegenzuwirken. und eben weil die Energiekosten steigen, habe ich in meinem Dezernat eine PV-Strategie auch für die städtischen Gebäude auf den Weg gebracht, die ich nach dem 15. September zeitnah umsetzen will. Und Sie können es auch gerne in meinem Wahlprogramm nachlesen: ich werde im ständigen Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern und den Gewerbetreibenden bleiben, bei diesem Thema will und werde ich nicht nachlassen. Ich will gemeinsam mit den Unternehmen den Weg in Richtung regenerative Energien gehen. Das gleiche gilt für die Hauseigentümer und den Ausbau der Fernwärme. Hier stelle ich mir eine neue Kooperation zwischen der Stadtverwaltung und den Stadtwerken vor. Neben einer fachlichen Beratung und ausführlicher Information sollen beispielsweise auch praxistaugliche Umsetzungen mit Handwerksbetrieben vorgeschlagen werden. Ich bin deshalb auch ein großer Unterstützer der Energiemesse, weil hier der Dialog stattfindet. Denn gerade beim Thema Sanierung sind die Menschen oft unsicher, das zeigt mir die Erfahrung. Ich will die Menschen mit dem Thema nicht allein lassen. Auch das Thema Hitzeinseln in der Stadt betrifft das Klima. Wir haben ein Hitzekonzept geschrieben, um gerade auch den Hitzeschutz an Schulen, Kindergärten und Spielplätzen voranzutreiben.

Apropos Schulen: Wie soll das Ganztagsangebot ausgebaut werden?
Steffan: Wir haben im Gemeinderat beschlossen, dass wir die Ganztagsbetreuung über die Kern- und Hortzeitbetreuung ausbauen. Daher spreche ich mich auch für einen Ausbau der Johann-Michael-Zeyher-Grundschule als gebundene Ganztagsgrundschule aus, durch die Familien in unserer Stadt ein starkes Angebot für mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf bekommen sollen.

Erscheinung
Schwetzinger Woche
Ausgabe 34/2024

Orte

Heidelberg
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Bammental

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Politik
von Redaktion Nussbaum
21.08.2024
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