Die vierte für die Öffentlichkeit zugängliche Zusammenkunft des Gemeinderates im laufenden Jahr fand am frühen Montagabend in der Aula der Schiller-Gemeinschaftsschule statt. Die nahezu zweistündige Ratsdebatte wurde aufmerksam von einem knappen Dutzend interessierter Zuhörer verfolgt, darunter auch eine Abordnung des AK Burg Wersau. Den größten Redebedarf beanspruchten zwei anstehende Tiefbaumaßnahmen und eine bereits konzeptionell in die Wege geleitete, touristische Gemeindeentwicklung.
Einwohnerversammlung am 15. Mai
Das Ratsgremium hat einstimmig beschlossen, nach längerer Unterbrechung erneut eine Einwohnerversammlung anzubieten. Sie soll am Donnerstag, 15. Mai, 19.00 Uhr, in der Schulaula abgehalten werden, und der Einwohnerschaft Gelegenheit bieten, wichtige Gemeindeangelegenheiten zu erörtern. Auf der Agenda stehen beispielsweise das weitere Vorgehen beim geplanten Archäologiepark „Wersau“, die 2026 anstehende Kernsanierung des Dorfgemeinschaftshauses, die aktuelle Finanzsituation, die weitere Schulentwicklung, sowie das Dauerthema Verkehr. Selbstverständlich besteht für die Besucher die Möglichkeit, auch allgemeine Anfragen zu stellen. Den Vorsitz der Versammlung hat Bürgermeister Stefan Weisbrod inne.
Teilstrecke des Hertenweges wird im Kaltrecyling-Verfahren in-situ saniert
Der östliche Teilabschnitt des landwirtschaftlichen Hertenweges ist dringend sanierungsbedürftig. Auf einstimmigen Ratsbeschluss wird die Bauunternehmung Walter Sailer AG aus Sandhausen die notwendigen Tiefbauarbeiten in einem 220 Meter langen Wegeabschnitt zwischen Hertenwegbrücke und Kurvenbereich Richtung Sandweg übernehmen. Am Wettbewerb waren drei Unternehmen beteiligt. Die Vergabesumme liegt mit 103.260 Euro rund 6.300 Euro über der Kostenschätzung.
Zur Anwendung kommt ein Kaltrecycling-Verfahren in-situ, das vom bauleitenden Walldorfer Ingenieurbüro für Bauwesen Arno König als besonders wirtschaftlich und umweltfreundlich beschrieben wurde. Bei dieser Einbautechnik verlässt das Ausbaumaterial erst gar nicht die Baustelle, sondern wird vor Ort aufbereitet und gleich wieder eingebaut. Das erspart nicht nur viele LKW-Fahrten zur Aufbereitungsstelle, sondern verkürzt auch die Bauzeit und reduziert damit die belastenden CO2-Emissionen.
Zu den von Bauingenieur Arno König vorgetragenen technischen Details gab es einige klärende Nachfragen aus dem Ratsgremium, beispielsweise zu den Erfahrungswerten oder die auf etwa zwei Wochen begrenzte Bauzeit.
Erste konzeptionelle Überlegungen für eine Sanierung der Brahmsstraße
Die Brahmsstraße weist gravierende Belagsschäden auf. Risse, Bordabsenkungen, beschädigte Rinnenplatten und Straßenabläufe bis hin zu lokalen Aufbrüchen des Oberbelags sind durchgehend festzustellen. Die Wohnstraße soll deshalb auf einvernehmlichen Beschluss des Ratsgremiums saniert werden. Betroffen ist zunächst ein erster, rund 230 Meter langer Sektor zwischen Wilhelm- und Johann-Straße-Straße. Neben der Straßensanierung müssen auch die Kanal-Hausanschlüsse, sowie die mit starken Inkrustierungen belastete Wasserleitung erneuert werden. Eine erste Kostenannahme geht von überschlägig 1,9 Mio Euro aus. Die Ausgabe ist im Kernhaushalt, sowie den Wirtschaftsplänen Wasser und Abwasser bereits berücksichtigt. Die Verwaltung hat ebenso Fördermittel aus dem Ausgleichstock beantragt. Die notwendigen Ingenieurleistungen soll auf einstimmigen Ratsbeschluss das Walldorfer Ingenieurbüro für Bauwesen Arno König übernehmen.
Als Diskussionsgrundlage stellte Diplomingenieur Arno König ein erstes Ausbaukonzept vor. Denkbar wäre nach seinen Worten eine Sanierung im Bestand, optional aber auch eine Veränderung des Straßenquerschnitts. So könnte die Fahrbahnbreite von seither 6,50 Meter um 50 Zentimeter reduziert und die beidseitigen Gehwege um jeweils 25 Zentimeter auf 1,75 Meter verbreitert werden, was den Rahmenvorgaben für den Klimaschutz entspreche. Wünschenswerte Baumstandorte ließen die örtlichen Verhältnisse, die Lage der Versorgungsleitungen und privater Grundstückszufahrten, nur sehr eingeschränkt, wahrscheinlich lediglich am Einmündungsbereich zur Wilhelmstraße zu.
Peter Geng (FW) hatte so seine Zweifel, ob denn ein reduzierter Fahrbahnquerschnitt tatsächlich der erstrebenswerte „Königsweg“ sei. Das wirke sich unweigerlich auf die Kosten aus. Als notwendig erachtete er den Austausch der Wasserleitung auf gesamter Straßenlänge. Von Dr. Stefan Reschke (FDP) wurden die bei Baumstandorten zu berücksichtigenden Sicherheitsaspekte angesprochen. „Wir als Grüne sind für jeden Baum dankbar“, meinte dazu Simon Schell. Wichtig sei es, die Anwohner am Planungsprozess zu beteiligen.
„Wir stehen noch am Anfang unserer Planungen“, versicherte Arno König den Ratsvertretern. Vieles sei noch im Unklaren. Auch werde man frühzeitig das Gespräch mit den Anwohnern suchen, sicherte Bürgermeister Stefan Weisbrod zu.
Systematisch und zielgerichtet die Attraktivität der Gemeinde steigern
Ein erstelltes Tourismuskonzept macht es möglich, dass die Gemeinde mit einem Landeszuschuss von rund 406.000 Euro für ein Eingangsgebäude zum geplanten Archäologiepark Wersau rechnen kann, dessen Bau auf knapp 647.000 Euro kommen soll. Die Programmaufnahme hat das zuständige Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus bereits bestätigt. Auf Initiative der CDU-Landtagsfraktion zugesagt ist darüber hinaus ein Investitionskostenzuschuss von 70.000 Euro.
Die Verwaltung habe in den vergangenen Monaten gezielt und intensiv daran gearbeitet, so Bürgermeister Stefan Weisbrod, das touristische Potential der Gemeinde zu analysieren und weiter zu entwickeln. Mit seiner einzigartigen Kombination aus kulturellen, gastronomischen und naturnahen Erlebnissen biete der Ort nicht nur für Einheimische, sondern auch für Gäste aus der Region und darüber hinaus attraktive Angebote. Touristischer Erfolgsfaktor sei die Anbindung an das überregionale Radfernwegenetz, was sowohl den Freizeit- als auch den Radtourismus begünstige. Hier wolle die Gemeinde noch gezielt nachsteuern und den Vorteil noch besser nutzen. Beispielsweise durch eine Stärkung der Gastronomie, eine verstärkte Nutzung digitaler Informationsmöglichkeiten oder einer nachhaltigen Gestaltung touristischer Angebote.
Ein bedeutender Bestandteil des in seinen Grundzügen von Hauptamtsleiter Ingo Pelz vorgestellten Tourismuskonzepts ist das von gleich mehreren zertifizierten Radwegen tangierte Areal der ehemaligen Burg Wersau. Mit der Entwicklung eines Archäologieparks als überregionales Kultur- und Bildungsangebot werde die Möglichkeit gesehen, so Pelz, das touristische Profil der Gemeinde zu schärfen. Der vom Land geförderte Bau eines Eingangsgebäudes schaffe einen zentralen Anlaufpunkt für die Besucher und biete die notwendige Infrastruktur, wie sanitäre Anlagen, Lagerräume und einen Seminarraum, um dort auch Bildungsangebote und Veranstaltungen durchführen zu können. Das Gebäude soll weiter als Informationszentrum dienen, das nicht nur den Archäologiepark, sondern auch andere touristische Highlights der Gemeinde und der Region präsentiert. Schließlich soll damit den Radlern eine attraktive Haltemöglichkeit mit Servicemöglichkeiten angeboten werden. Dabei müsse der Rat jedoch die Kostensituation im Blick behalten, legte Bürgermeister Stefan Weisbrod nahe. „Immerhin haben wir als Gemeinde in den vergangenen 14 Jahren rund 1,2 Mio Euro in Kausalität mit der Burg Wersau aufgewendet“. Ein Anteil von einer dreiviertel Million Euro entfalle allein auf den Grundstückserwerb.
Eine enge Zusammenarbeit mit dem Center for Cultural Heritage (HCCH) der Universität Heidelberg stellt sicher, dass die archäologischen und kulturhistorischen Aspekte des Areals fachgerecht aufgearbeitet und präsentiert werden. Diese wissenschaftliche Begleitung unterstützt die Gemeinde mit jährlich 29.750 Euro brutto. Ob und in welcher Form diese Zusammenarbeit über den Ende Juli auslaufenden Vertragszeitraum hinaus fortgeführt werden kann, ist noch offen.
Noch gibt es zu viele Unbekannte, ist vieles unkonkret
Peter Geng (FW) lobte die Fördermöglichkeit als eine „sehr schöne Sache“, denn das besagte Areal, die „Urzelle“ der Gemeinde, habe einiges zu bieten. Allerdings sei die Fortsetzung der archäologischen Grabungen, ungeachtet des enormen Engagements der ehrenamtlichen Helfer, von einer wissenschaftlichen Begleitung der Universität Heidelberg abhängig. Eine Vertragsverlängerung sei daher unabdingbar, auch für den Bau eines Eingangsgebäudes. Noch sei offen, wie sich die Universität in den weiteren Prozess monetär einbinde, entgegnete Bürgermeister Stefan Weisbrod. Klärende Gespräche ständen demnächst an. Auch fehle es noch an einer Baugenehmigung für das geplante Eingangsgebäude.
Auch Barbara Vogel (CDU) hielt angesichts der archäologischen Bedeutung des Areals eine finanzielle Beteiligung der Universität gerechtfertigt. Außerdem regte sie an, ein Meinungsbild der Bevölkerung einzuholen. Vielleicht sei auch eine abgespeckte Bauvariante für das Eingangsgebäude zum Archäologiepark überlegenswert. Schließlich müsse ein entsprechendes Raumangebot auch „bespielt“ werden.
Von einer großartigen Leistung der vor Ort im Ehrenamt tätigen Helfer sprach Dr. Stefan Reschke (FDP). „Das Archäologieprojekt liegt uns am Herzen, wir haben aber auch eine Verantwortung für die Bevölkerung“, weshalb seine Fraktion weitere Fakten und konkrete Zahlen als Entscheidungshilfe benötige.
„Viele Fragen sind bei diesem Projekt noch ungeklärt“, stellte Peter Schell (FDP) fest, weshalb er vorschlug, einen Arbeitskreis zu bilden, der sich intensiv mit der Thematik befasst. Von der Universität wollte er wissen, was sie unter der Begrifflichkeit „Archäologiepark“ verstehe, welche Ausstattung ein derartiges Angebot umfasse und mit welchem, der Gemeinde verbleibenden Kostenaufwand „von Anfang bis zum Ende“ zu rechnen sei.
Dieter Rösch (SPD), der sich zu den Befürwortern des Archäologieprojekts zählt, sprach von einem Riss, der durch seine Fraktion in dieser Angelegenheit gehe. Noch gebe es viele Unbekannte, noch sei vieles unkonkret. Er mahnte an, die Skeptiker ernst zu nehmen, zumal sich all die seither entwickelten, tollen Pläne stets in ein „Wolkenkuckucksheim“ verwandelt hätten.
Noch stehe ein endgültiger, mit konkreten Auflagen verbundener Zuschussbescheid für das Eingangsgebäude zum Archäologiepark aus, antwortete Bürgermeister Stefan Weisbrod. Selbstverständlich gehöre zur ganzheitlichen Betrachtung auch ein Beziffern der Folge- und Betriebskosten, die aber aus seiner Sicht allenfalls überschlägig genannt werden könnten. Zur weiteren Vorgehensweise sprach sich Weisbrod dafür aus, mit allen Beteiligten in einen Dialog treten zu wollen.
Weiterer Lohnkostenzuschuss für den Verein der Vogelfreunde
Einvernehmlich hat der Gemeinderat einem Antrag des Vereins der Vogelfreunde 1957 e.V. Reilingen entsprochen, für ein halbes Jahr die Weiterbeschäftigung einer Hilfskraft zur Entlastung der ehrenamtlich im Tierpark tätigen Mitglieder mit einem Lohnkostenzuschuss von monatlich 402 Euro zu unterstützen. Im Gegenzug verzichten diese auf ihre eigene Aufwandsentschädigung. Um den Lohnkostenaufwand künftig selbst finanzieren zu können, will der Verein die Sponsorensuche intensivieren.
„Mit unserem erneuten Zuschuss unterstützen wir die aktuelle Situation im Verein, der neben dem pauschalen Vereinszuschuss von jährlich 275 Euro bislang keine Zuwendungen aus der Gemeindekasse erhält“, merkte Bürgermeister Stefan Weisbrod an. Das Vereinsgelände von 6.868 Quadratmeter werde allein aus Mitteln des Vereins bewirtschaftet. Einzig bei der Verkehrssicherung des Geländes habe die Gemeinde 2023 insgesamt 5.600 Euro für eine Totholzentfernung übernommen und 2024 erstmals die Beschäftigung einer Hilfskraft mit 2.412 Euro bezuschusst. Seit Monaten unternehme der Verein erhöhte Anstrengungen, um den Tierpark in einem sauberen Zustand zu präsentieren. Den Pflegeaufwand vergüte die Gemeinde seit dem Vorjahr mit einem Betrag von 343,40 Euro jährlich, der zusammen mit der pauschalen Vereinsförderung ausgezahlt werde. Außerdem unterstütze die Gemeinde den VdV bei der Schädlingsbekämpfung und bei Baumpflegemaßnahmen.
Zweckverband Highspeed Netz Rhein-Neckar aktualisiert sein Satzungsrecht
Eine Novellierung des Eigenbetriebsgesetzes zur Grundlage des Rechnungswesens macht eine entsprechende fünfte Aktualisierung der Verbandssatzung des Zweckverbandes High Speed Netz Rhein-Neckar erforderlich. Festzulegen ist das Vorgehen zur Bearbeitung des Rechnungswesens auf Grundlage der Vorschriften des Handelsgesetzbuches. Mit einstimmigem Beschluss wurde Bürgermeister Stefan Weisbrod ermächtigt, in der anstehenden Verbandsversammlung ein zustimmendes Votum der Gemeinde abzugeben.
Der Zweckverband kümmert sich um eine leistungs-, bedarfsgerechte und zukunftsfähige Versorgung mit schnellen Internetanschlüssen der Bürger und Unternehmen. Der Rhein-Neckar-Kreis und all seine 54 Kreisgemeinden sind dem Verband schon 2014 beigetreten. Das erlassene Satzungsrecht wurde in den Folgejahren bereits viermal modifiziert.
Umstrittenes Ausgabeverfahren für Handwerker-Parkausweise
Der Handwerker-Parkausweis der Metropolregion Rhein-Neckar wurde von der Stadt Hockenheim bislang stets in Papierform ausgestellt, obwohl die Metropolregion schon einige Zeit auf ein digitales Verfahren umgestellt hat. Persönliche Vorsprachen entfallen mit dem neuen Verfahren. Zudem kommen höhere Kosten auf die Handwerksbetriebe und Behörden zu. Die Großen Kreisstädte haben sich daher geschlossen gegen das neue Verfahren ausgesprochen. Neue Ausweise können folglich derzeit bei der Stadt Hockenheim nicht mehr beantragt werden; bereits gestellte Anträge werden aktuell noch verlängert. Wie Bürgermeister Stefan Weisbrod dazu ausführte, gebe es noch vermittelnde Gespräche, so dass es bald zu einer Einigung kommen sollte.
Lediglich zwei allgemeine Wortmeldungen aus dem Gremium beendeten den öffentlichen Sitzungsteil. Peter Geng (FW) erinnerte an das schon vor einem Jahr zugesagte Hinweisschild für den neu gestalteten Franz-Riegler-Platz. Simon Schell (Grüne) berichtete über erste Bürgerreaktionen auf die bislang noch provisorische Einbahnstraßenregelung in der Friedrichstraße. (jd)