Aus Vergänglichkeit Hoffnung und Schönheit geschaffen
Willi Schneider lässt aus altem Nussbaumholz Engel entstehen
Zum Innehalten, in Adventsandachten sich gemeinsam auf Weihnachten vorzubereiten, dazu lädt die ev. Kirchengemeinde jeweils dienstags bis donnerstags um 18.00 Uhr ein. In der Kirche, nur durch große warmleuchtende Sterne beleuchtet, wird die hektische Vorweihnachtszeit draußen ausgeblendet, mit den Andachten Kraft geschöpft und Vorfreude auf das kommende Fest geweckt.
Aber was versteckte sich hinter der Ankündigung Adventsandacht Engel? Dekanin Katharina Treptow-Garben, mit ihrer alten Pfarrgemeinde eng verbunden, sprach in ihrer Andacht von unserer Suche nach Adventsstimmung, nach Glanz und Weihnachtsfreude. Oft sind wir aber leer und müde, erschöpft von diesem ganzen Jahr.
Es gibt Situationen im Leben, da braucht es Engel. Engel, die die Seele beflügeln und ihre schützenden Flügel über uns ausbreiten. Es sind aber auch die alltäglichen Herausforderungen, die manchmal nach einem Engel rufen lassen. Situationen, in denen die Worte fehlen. In ihrer Lesung ging Dekanin Treptow-Garben auf die besondere Geschichte ein, als ein Engel Maria erschien und verkündete, dass der Heilige Geist über sie kommen werde, sie einen Sohn zur Welt bringen würde und sie ihm den Namen Jesu geben solle. Erschreckend, aufregend, wie ein Bote Gottes Maria die lebensverändernde Nachricht brachte.
Ein anderer Engel spielte in der Andacht aber eine besondere Rolle. Willi Schneider, Gemeindemitglied, im Kirchenchor singend und ehrenamtlich im Team „Gemeinsam statt einsam“ tätig, arbeitet gerne mit Holz. In seiner Rede erinnerte er an den Nussbaum, der viele Jahre vor dem Gemeindehaus stand. Dieser Baum war nicht nur ein Stück Natur, sondern stiller Begleiter des Gemeindelebens. Als er mit seiner Frau vor 11 ½ Jahren nach Neulußheim zog, war der „Treff unter dem Nussbaum“ die erste Veranstaltung, die sie besuchten. So entstand ihre Verbindung zum Nussbaum und zur Kirchengemeinde. Als vor etwa acht Jahren der traurige Tag kam, Abschied von diesem Baum wegen eines Pilzbefalls zu nehmen, ging ein Stückchen Gemeindegeschichte verloren. Doch der Nussbaum lebt weiter. Nicht in der ursprünglichen Form, sondern auf eine ganz neue, sinnstiftende Weise. Willi Schneider durfte aus dem Holz einen Engel drechseln. „Ein Engel, der uns daran erinnern soll, dass aus Vergänglichem Neues entstehen kann. Dass nichts wirklich verloren ist, wenn wir es mit Sinn und Liebe erfüllen“, so Willi Schneider.
Engel sind in der Bibel Boten Gottes. Sie erscheinen an entscheidenden Punkten, um Menschen Hoffnung zu bringen, sie zu stärken und zu leiten. Wie in der Lesung gehört, als ein Engel Maria die Geburt Jesu ankündigte oder an die Hirten in der Heiligen Nacht, denen Engel die frohe Botschaft brachten. „Engel sind Zeichen dafür, dass Gott uns nicht alleine lässt, sie für Trost und Nähe stehen und zwischen Himmel und Erde verbinden“, so Schneider.
Der Engel aus dem Holz des alten Nussbaums trägt genau diese Botschaft in sich. Er ist Kunst und Symbol. Ein Symbol dafür, dass Gott auch durch unsere Lebensstürme hindurch bei uns bleibt, das aus dem Vergänglichen Hoffnung und Schönheit wachsen kann. Der von Dekanin Katharina Treptow-Garben enthüllte Engel wird in der Gemeinde einen festen Platz finden und daran erinnern, dass wir nicht allein sind. „Jeder von uns hat Engel“, so Willi Schneider, sei es durch Menschen um uns herum oder durch die unsichtbare Nähe Gottes. Sein Wunsch, dass wir untereinander selbst zu Engeln werden, durch ein tröstendes Wort, eine helfende Hand oder einen Moment echter Verbundenheit.
Er dankte Katharina Treptow-Garben für die Erlaubnis, das Nussbaumholz zu verwenden und dass sie den Schaffensprozess begleitete. Des Weiteren Christian Lörch, der half, das Holz vorzubereiten und dem Handwerk, das ihm die Möglichkeit gab, etwas Neues aus Altem zu schaffen.
Eine ganz besondere Überraschung gab es mit einer kleinen Engelfigur aus dem gleichen Holz für die sichtlich gerührte Dekanin Treptow-Garben für ihren neuen Schreibtisch in Wiesloch.
Mit gemeinsamem Gebet, Fürbitten um das Entsenden von Engeln an alle Orte der Welt, wo ein Krieg droht oder bereits ausgebrochen ist, das Frieden unter den Menschen wachsen möge, nicht Hass und Gewalt und um Stärke, die in uns Menschen an Liebe und Kraft, an Freude und Vertrauen angelegt ist, um damit Licht in die Welt zu tragen, endete die Adventsandacht „Engel“ mit dem Segen.
Gemeindegesang, Orgel- und adventliche Orgel- und Flötenmusik begleiteten die stimmungsvolle Andacht, bevor die zahlreichen Andachtsbesucher bewundernd den Engel in Augenschein nahmen.
Renate Hettwer