Ostern ist Auferstehung, Hoffnungslicht und Freude. Immer wieder werden Fest und Tradition in den letzten Jahren von Krisenzeiten überschattet. Oder doch und gerade deswegen nicht? – Nachgefragt bei Pfarrer Markus Wittig von der Evangelischen Kirchengemeinde, Pastor Dr. Oliver Rakowski, PhD (USA) vom Evangelischen Gemeinschaftsverband (AB) sowie Pfarradministrator und Leiter der Seelsorgeeinheit Karlsruhe-Durlach-Bergdörfer, Steffen Jelic.
Pfarrer Markus Wittig denkt über Ostern nach: „Für mich bedeutet Ostern auch Kraft, Energie und Aufbruch, wenn man in den Seilen hängt und in einem Loch drin ist. Da gibt Ostern Kraft, loszugehen und etwas Neues anzupacken. Das passt jahreszeitlich meistens gut mit dem Frühling zusammen, angesichts dessen es eine Aufbruchstimmung in der Natur gibt. Diese fällt mit der neuen Lebensbotschaft an Ostern zusammen.“ Noch immer herrschen Kriege, politische Umbrüche etc. überall in der Welt. Was bedeutet Ostern gerade in diesem Jahr für ihn selbst? – „Gerade da betont Ostern das Widerständige gegen die Kräfte des Todes, weil Gott da sein Ja zum Leben deutlich spricht, auch gegen die gesellschaftszerstörerischen Kräfte, die auch in den USA wirken, aber auch gegen die Kriegshandlungen. Alle, die sich gegen die Fortsetzung des Krieges und Angreifer einsetzen, werden da von ihren Widerstandskräften gestärkt.“ Auch an Veranstaltungen und Gottesdiensten wird es in der Evangelischen Kirchengemeinde, die Kooperationsräume mit den evangelischen Gemeinden, gerade der Evangelischen Stadtkirche Durlach gebildet hat, nicht fehlen. „Wir wechseln ab zwischen einer Ostermorgenfeier in der Kirche, die schon frühmorgens beginnt. Das war letztes Jahr. Dieses Jahr feiern wir mit der Auferstehungsfeier mit dem Posaunenchor, um auszusagen, dass der Tod nicht das letzte Wort hat und es die Auferstehung gibt. Der große Osterfestgottesdienst findet um 10 Uhr in der Evangelischen Kirche statt, mit Kirchenchor und Abendmahl. Am Ostermontag, auch um 10 Uhr, bieten wir im Martin-Luther-Haus einen Ostergottesdienst an, um auch Menschen in Grötzingen Nord, die unter Umständen teilweise nicht mehr so mobil sind, abzuholen.“ Auf die Frage, was er den Leserinnen und Lesern noch mitgeben möchte, sagt er: „Ich hoffe, dass die Menschen gerade angesichts unserer Situation in der Welt und in Deutschland nicht resignieren und aufgeben, sondern an Ostern neu auf die Stärke Gottes vertrauen können und sich durch die Osterbotschaft neu die Augen öffnen lassen für die guten Sachen, bei denen sich Menschen helfen, unterstützen und wo Zusammenhalt gelebt wird.“ Auch im Predigttext, der im Johannes 20,1-18 (Langfassung) oder Johannes 20,1-9 stehe, komme all das gut raus, ist sich Markus Wittig sicher. „Maria Magdalena kommt zum Grab. Sie stellt fest, dass das Grab offen ist. Petrus und ein weiterer Jünger gehen mit. Sie bemerken, dass das Leichentuch da liegt. Maria sieht zwei Engel. Dann sieht sie den auferstandenen Jesus. Sie denkt, Jesus ist ein Gärtner. Er stellt sich als Jesus vor und gibt ihr damit Hoffnung. Dass wünsche ich allen, dass Ostern ihnen Kraft und Hoffnung gibt.“
„Ich sehe Ostern schon als das zentrale christliche Fest. Selbst Weihnachten findet in Ostern erst seine richtige Erfüllung. An Weihnachten zeigt uns Gott seine Liebe, dass er in Jesus zu uns Menschen kommt. An Ostern zeigt er, wie weit seine Liebe für uns Menschen geht. Deswegen glaube ich, dass Ostern neben Auferstehung, Licht und Hoffnung auch das Fest der Liebe ist, die Gott uns durch das Opfer Jesu‘ schenkt.“ Das sagt Pastor Dr. Oliver Rakowski. Was bedeutet Ostern gerade in diesem Jahr für ihn? „Ich glaube, dass Ostern uns Hoffnung gibt. Der Tod selbst ist nicht das Ende. Durch Jesus dürfen wir wissen, dass es eine Auferstehung nach dem Tod gibt. Ich glaube, dass wir durch Nachrichten von Umbrüchen und Kriegen aus der Bahn geworfen werden und Ostern kann uns da der Halt sein. Gleichzeitig ist Ostern neben der Hoffnung auch eine Aufforderung, dem Beispiel Christi zu folgen. Jesus zeigt uns seine Liebe darin, dass er sein Leben verliert, sodass wir neues Leben finden können. Wenn wir uns alle ein wenig mehr zurückstellen würden, um auf den anderen mehr zu achten, dann könnten so manche Konflikte unserer Zeit beigelegt werden. Ostern ermutigt uns, unsere Mitmenschen genauso zu lieben wie uns selbst.“ An Veranstaltungen gibt es bei ihnen in der Gemeinde dieses Jahr am Karfreitag zwei Gottesdienste, einmal um 9.30 Uhr, mit Abendmahl. Dann gibt es noch mal einen Gottesdienst, um 19 Uhr, den der Jugendkreis organisiert. Am Ostersonntag finden auch zwei Gottesdienste statt. Das eine ist ein Auferstehungsgottesdienst, um 6.30 Uhr, im Jugendhaus in Kleinsteinbach. Der ist recht kurz, mit Andacht, Liedern und einem Osterfeuer. Um 9.30 Uhr ist der Ostergottesdienst in Durlach. Was möchte er den Leserinnen und Lesern noch mitgeben? „Da kommt mir zum einen ein Zitat von Dietrich Bonhoeffer in den Sinn. Das lautet: 'Jesus Christus, der Auferstandene", das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.' Ich wünsche mir, dass Menschen diesen Christus und das neue Leben erfahren und auch in ihm leben. An Ostern geht es nicht nur um Ostereier, Schokoladenhasen oder das familiäre Zusammensein. Es geht auch nicht darum, endlich mal wieder die Gottesdienste zu besuchen oder seine Kirchenpflicht zu erfüllen. Ostern ist vielmehr die Einladung, die Liebe Gottes persönlich kennenzulernen und diese Liebe in den Alltag mitzunehmen.“
„Ostern heißt für mich ein großes Aufatmen“, sagt der Pfarradministrator und Leiter der Seelsorgeeinheit Karlsruhe-Durlach-Bergdörfer, Steffen Jelic. „Man merkt es an der Natur und an der Schöpfung. Ostern merkt man am ersten Frühlingsvollmond. Alles treibt Blüten und atmet auf. Die dunkle Zeit im Winter ist vorbei. Alle möchten raus und Sonne tanken. Es heißt aufzuatmen in der Hinsicht, dass wir das Leben wieder neu spüren. Das heißt, ich darf mich auch verändern von dieser Zeit, die trüb war, hin zu mehr Helligkeit. Wenn man es auf das Leben Jesu‘ hin beschreibt, ist es das, dass Jesus zum neuen Leben aufersteht. Das lässt auch mich aufatmen. Gott kennt meine dunklen Stunden. Ich darf die verlassen und wieder aufatmen. Ostern ist Aufatmen und Befreit Sein. Es gibt ja trotzdem die kleinen Tode, die man im Alltag stirbt. Die müssen nicht alles in meinem Leben bestimmen. Es darf auch eine Hoffnung geben, dass ich da ins Aufatmen kommen darf. Ich darf ja hoffen, dass Jesus mich in sein Auferstehungsleben mitnimmt. Mir kommt das Lied in den Sinn 'Der Tod ist tot, das Leben lebt'. Das drückt die Hoffnung auf Auferstehung und das Leben aus sowie das, dass der Tod nicht das Sagen hat und das Letztgültige ist.“ Was bedeutet Ostern angesichts von Krisen, Kriegen und politischen Umbrüchen? – „Für mich heißt dann Ostern, dass ich auch mit diesen Unsicherheiten, auch denen im privaten Umfeld, leben kann, weil Gott alles gut und größer macht. Ich möchte mir die Hoffnung nicht nehmen lassen, dass Gott trotz aller Unsicherheiten doch alles zum Guten führen kann. Deshalb brauchen wir Gott, damit wir nicht in den Unsicherheiten und Ängsten verharren. Es braucht die Offenheit von uns, dass wir das Gute in uns aufnehmen und uns diesem Guten öffnen.“
Hinsichtlich der Frage, welche Veranstaltungen und Gottesdienste sie dieses Jahr anbieten, sagt Jelic: „Weltweit ist es das Heilige Jahr in der Katholischen Kirche. Es heißt 'Pilger der Hoffnung'. Das könnte auch ein Thema für die Gemeinde sein. Es gibt ja einen Transformationsprozess in der Katholischen Kirche, der die Strukturen grundlegend verändern wird. Die Katholische Kirchengemeinde Durlach-Bergdörfer wird es so nicht mehr geben. Wir werden zur Kirchengemeinde St. Stephan Karlsruhe mit allen Pfarreien im Stadtgebiet und Eggenstein-Leopoldshafen zusammen gelegt. Für mich steckt da auch Hoffnung drin, dass aus dem Transformationsprozess etwas Gutes werden kann. Der Prozess wird dauern. Ab 1.1. 2026 wandelt sich das. Ich finde, dass wir in dem ganzen Transformationsprozess die Hoffnung haben sollten, dass etwas Gutes dabei herauskommt.“ Die Tradition bei den Osterfeierlichkeiten kommt auch dieses Jahr nicht zu kurz: „Was wir Besonderes anbieten, sind die österlichen Gottesdienste, die klassischen oder auch Familienformate und die Erstkommunion. Wir feiern den Gründonnerstag für Familien, um 17 Uhr, mit der Feier des letzten Abendmahls in St. Margaretha in Wolfartsweier. Dann gibt es einen Gottesdienst am Karfreitag für Familien in Stupferich. Das schönste Format ist am Samstag, 19. April, um 18 Uhr, in Grötzingen. Hier findet die Feier der Osternacht für Familien statt. Da sind diese ums Osterfeuer versammelt. Die Kinder dürfen Ostereier suchen. Dann gibt es die klassischen Gottesdienste, die wir dann online übertragen.“ Was möchte er den Leserinnen und Lesern mitgeben? - „Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ostern in Ihrer Familie feiern und vom Aufatmen in Ihrer Familie merken, was Ostern bedeuten kann. Im Psalm 4, 2, in der Übersetzung von Martin Buber, heißt es: 'Als es mir eng war, hast Du es mir weit gemacht.' Das heißt für mich Ostern. Er führt mich in etwas viel Weiteres, was ich gerade gar nicht in Gedanken fassen kann, in meinem begrenzten Denken. Das wünsche ich allen, dass alle aus dem ängstlich Kleinen in eine Weite Gottes hinein finden können. Das ist auch ein Leben im Vertrauen. Wir sehen, dass Gott uns mitnimmt in sein Leben, d. h. in das, was man ewiges Leben nennt. Sein Leben ist weitaus größer, als wir es uns vorstellen können.“ (war)