Insekten sind auf dem absteigenden Ast: Pestizide und Lebensraumzerstörung dezimieren die Bestände und die Artenvielfalt massiv und treten damit eine Kaskade los, denn die kleinen Krabbler und Flieger sind unverzichtbare Nahrungsgrundlage für eine ganze Welt höherer Tiere. Auch Ka-Neu gehört nicht zu den weitbekannten Hochburgen an Biodiversität und unberührtem Naturraum. Umso mehr musste es verwundern, dass letzte Woche im verhältnismäßig baumreichen Privatgarten eines LB-Mitgliedes im OT Neuthard wie aus dem Nichts der seltene Berliner Prachtkäfer (Dicera berolinensis) dem Gartenbesitzer direkt auf die Schulter flog und sich dann willig fotografieren und bestimmen ließ. Der Käfer gehört in die Familie der Prachtkäfer, einer Gruppe von Arten, die alle in etwa die hier gezeigte Form haben und unterschiedlichste Glanzeffekte aufweisen. Bei tropischen Arten können das wunderschön regenbogenartige Schillereffekte sein. Die einheimische Art hält sich zwar in Tarntönen, schimmert aber wunderbar metallisch und macht ihrem Namen gebührende Ehre. Der Berliner ist in seiner Patenstadt schon lange ausgestorben und konnte innerhalb der BRD seit 1950 nur in 5 Bundesländern gefunden werden. Er lebt eigentlich in sehr alten Baumbeständen von Hain- und Rotbuche, wo seine Larve sich im Holz von absterbenden, aber noch stehenden Bäumen entwickelt. Aufgrund Seltenheit und Leben im Totholz ist die Larve in keinem Sinne schädigend. Den Käfer kann man – wo er denn vorhanden ist – mit großem Entomologenglück in der Mittagshitze auf geschädigten Bäumen herumlaufen sehen. Dies erinnert an den ebenfalls wunderschön metallisch glänzenden, lang gehörnten Moschusbock, der aber quirlig und agil ist, während Dicera mit kurzen Beinchen sehr träge wirkt. Die Beobachtung des seltenen Käfers gibt umso mehr zu denken, als im selben Garten bereits im Jahr zuvor ein allerdings totes Exemplar derselben Art entdeckt worden war.