Die Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Konstanz weist für die Landkreise Konstanz, Schwarzwald-Baar und Tuttlingen eine deutliche Zunahme tatverdächtiger Kinder unter 14 Jahren aus. Diese Entwicklung wird auch landesweit beobachtet und führt zu Diskussionen über eine mögliche Absenkung der Strafmündigkeit.
Im Landkreis Tuttlingen sieht die Kinder- und Jugendhilfe auffälliges Verhalten aber nicht nur im Zusammenhang mit Straftaten. Schon in Kindergärten und Schulen zeigen Kinder und Jugendliche immer häufiger Verhaltensweisen, die Sorgen machen. Die Zahl der Fälle, in denen das Jugendamt mit erzieherischen Hilfen unterstützen muss, steigt seit Jahren. Häufig kommen diese Hilfen aber erst dann zum Einsatz, wenn sich Probleme bereits verfestigt haben. Umso wichtiger ist es, frühzeitig zu handeln – gerade in Zeiten, in denen Personal und finanzielle Mittel knapp sind.
Bereits seit dem Jahr 2011 setzt der Landkreis Tuttlingen mit „JuKoP“ (Jugendamt–Kooperation–Polizei) auf ein fest etabliertes Kooperationsmodell, um auf Regelverstöße frühzeitig zu reagieren. In dieser Zusammenarbeit sind neben dem Jugendamt die Jugendsachbearbeiter der Polizeireviere Tuttlingen und Spaichingen, die Staatsanwaltschaft Rottweil sowie die örtlich zuständigen Gerichte eingebunden.
Kernstück von JuKoP sind sogenannte JuKoP-Gespräche. Sie richten sich an Kinder unter 14 Jahren, die durch schwerwiegende Regelverletzungen, wie etwa Körperverletzungen, auffallen. In der Regel erfolgt zeitnah ein erzieherisches Gespräch, an dem das betroffene Kind und die Eltern teilnehmen. Die Gespräche werden vom Jugendamt in enger Absprache mit der Polizei geführt. Ziel ist es, schnell und pädagogisch wirksam auf das Verhalten zu reagieren.
In Fällen, in denen eine einfache Aufarbeitung nicht ausreicht, werden weitere Gespräche und Maßnahmen individuell abgestimmt. Die Erfahrung zeigt, dass viele Kinder auf diese frühe Konfrontation mit ihrem Verhalten reagieren und sich dadurch pädagogische Anschlussmögichkeiten eröffnen. Gleichzeitig ermöglichen diese Gespräche der Kinder- und Jugendhilfe, betroffene Kinder frühzeitig in den Blick zu nehmen.
Zwar bleibt die Anzahl der JuKoP-Gespräche über die Jahre hinweg relativ konstant, die Schwere der Regelverstöße nimmt jedoch gravierender zu. JuKoP ist ein sehr gutes Beispiel, wie durch eine strukturierte, institutionsübergreifende Zusammenarbeit frühzeitig auf auffälliges Verhalten junger Menschen reagiert werden kann, bevor strafrechtliche Maßnahmen überhaupt greifen.