Die Abschlussklassen der KARS besuchten am Freitagabend um 18 Uhr eine Vorstellung im Insel-Theater in Karlsruhe, um sich auf ihre Deutsch-Prüfung vorzubereiten.
Der folgende Text stammt aus dem Programmheft der Inszenierung, bzw. von der Homepage des Badischen Staatstheaters. (Quelle: www.staatstheater.karlsruhe.de)
„Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat“, schrieb Dürrenmatt. Genau das versucht der geniale Physiker Möbius zu verhindern. Er hat ein „System aller möglichen Erfindungen“ erdacht und ahnt, welcher Schaden angerichtet werden könnte, wenn seine Erkenntnisse in die falschen Hände gelangen. Der einzig logische Schluss aus seiner Sicht: Er kehrt Karriere und Wissenschaft den Rücken, indem er vortäuscht, dem Wahn verfallen zu sein. Was Möbius nicht vorhersieht, ist, dass Geheimagenten zweier verfeindeter Staaten seinem Plan auf die Schliche gekommen sind und ihn samt seinen Entdeckungen in ihre Macht bringen wollen. Und das ist noch längst nicht das größte Problem …
Mit seiner schwarzen Komödie hat Friedrich Dürrenmatt 1961 einen Klassiker der deutschsprachigen Dramatik geschrieben, der sich bis heute bei Theatern und Publikum größter Beliebtheit erfreut. Vermutlich, weil seine Fragen in den vergangenen Jahrzehnten nur drängender geworden sind: Wie verhalten sich Macht, Freiheit und Verantwortung zueinander? Wem gehört das Wissen? Wer steuert die Nutzung? Wer verantwortet die Folgen? Und wer kann die Folgen überhaupt absehen?
Dürrenmatt schrieb auch: „Der Inhalt der Physik geht die Physiker an, die Auswirkung alle Menschen. Was alle angeht, können nur alle lösen.“ In diesem Sinne stellt das Team um Regisseur Martin Kindervater auf der INSEL-Bühne die Fragen neu und fordert das junge Publikum mit dieser rasanten Komödie auf, sich unter den Bedingungen der eigenen Gegenwart an der Lösung zu versuchen – denn die jungen Generationen sind die, die sich ein Aufschieben der Antworten nicht mehr leisten können werden.
"Dürrenmatts Verwechslungskomödie handelt von einem Physiker (Nico Herzig), der sich „verrückt“ stellt, um so seine Forschungsarbeit, die bei falscher Nutzung die Menschheit ausrotten könnte, vor der Öffentlichkeit zu verstecken. Deshalb begibt er sich in eine Klinik, wovon zwei Geheimdienstler (Hadeer Hando und Matthias Pieper) mitbekommen, die sich – ebenfalls unter Vortäuschung psychischer Erkrankung – einweisen lassen. Von alldem bekommen die Krankenschwestern Wind und werden nacheinander ermordet. Jene Puppe, die anfangs von der Theaterdecke fliegt, ist bereits Leiche Nummer zwei. Den dramaturgisch genialen Spannungsbogen des Stücks hält die Inszenierung bestens. Auch gelingt ihr die Darstellung von zehn Figuren mit einem fünfköpfigen Ensemble (zu den Genannten gesellt sich noch Sophie von Grudzinski)."
In einer Zeit, in der in Deutschland über die Frage diskutiert wird, ob die Stationierung nuklearer Waffen im eigenen Land nun doch unabdingbar ist, sich die Fronten zwischen Westen und Osten eher vergrößern als verringern und sich der Angriffskrieg auf die Ukraine zur Premiere der ‚Physiker‘ am Badischen Staatstheater Karlsruhe traurigerweise fast exakt zum zweiten Mal jährt, brauchen wir solche Stücke, um uns auf die Grundfragen zurückzubesinnen: Wie und wofür tragen wir als Gesellschaft Verantwortung?“
(Quelle: www.staatstheater.karlsruhe.de)