Die Verkehrsteilnehmer in der Region können vorerst aufatmen, die Amphibien hingegen nicht: Wie das zuständige Regierungspräsidium mitteilt, wird die Bundesstraße 3 zwischen Weingarten und Grötzingen in diesem Jahr nicht, wie ursprünglich vorgesehen, gesperrt. Auf diesem Streckenabschnitt plant die Behörde eine Erweiterung der bereits bestehenden Leiteinrichtung für Amphibien. Diese wandern jedes Jahr im Frühjahr vom Bergwald zu ihren Laichgründen im Weingartener Moor und im Spätjahr dorthin zurück.
Die Arbeiten hätten bereits im August beginnen sollen, wurden aber aus verschiedenen Gründen ins nächste Jahr verschoben. Deshalb hat das Regierungspräsidium, wie eine Sprecherin mitteilt, die Vergabe der Bauleistungen aufgehoben. Auf die Ausschreibung sei nur ein „erheblich überteuertes Angebot“ einer Baufirma eingegangen.
Da die Arbeiten sieben Wochen dauern sollten und aus naturschutzrechtlichen Gründen nur zwischen August und Anfang Oktober, wurde nun die Zeit zu knapp. Eine Umsetzung in diesem Jahr sei nicht mehr möglich, hieß es. „Das hat uns leider gezwungen, die Maßnahme zu verschieben“, informierte die Sprecherin der Behörde. Unklar sei darüber hinaus, ob sie im nächsten Jahr durchgeführt werden könne.
Denn, wie das Regierungspräsidium weiter mitteilt, wird die B3 ab August 2025 als Umleitungsstrecke für den Ersatzneubau an der B35 bei Diedelsheim benötigt. Ob eine gleichzeitige Ausführung beider Maßnahmen möglich sei, werde derzeit geprüft. Zudem müssten die Vorhaben verschiedener Akteure, darunter die Autobahn GmbH des Bundes sowie Landkreise, Städte und Gemeinden, aufeinander abgestimmt werden. Deshalb stehe noch nicht fest, ob das Projekt im kommenden Jahr realisiert werden könne.
Die Erweiterung des Amphibienschutzes im Mittleren Aufeld entlang der B3 südlich von Weingarten ist als Ausgleichsmaßnahme für die Erneuerung der Fahrbahndecke der Autobahn A5 bei Neuthard geplant. Dort wurde ein Flurstück für die Einrichtung der Baustelle genutzt.
Am nordwestlichen Fahrbahnrand der B3 sollen auf einem Abschnitt von 170 Metern Länge feste Leitelemente aus Beton hergestellt werden. Außerdem soll die bestehende Leiteinrichtung am südöstlichen Fahrbahnrand um rund 70 Meter in nördlicher Richtung verlängert werden.
Unter der B3 will das Regierungspräsidium nach eigenen Angaben einen neuen Durchlass für Amphibien schaffen lassen. Die dazu notwendigen Bauarbeiten sind laut Regierungspräsidium nur unter Vollsperrung der B3 möglich. Bei einer halbseitigen Sperrung könne die Sicherheit der Arbeiter nicht gewährleistet werden.
Die Amphibien-Population in der Region ist in den vergangenen Jahren aufgrund der Bebauung und der zunehmenden Trockenheit stark zurückgegangen. Seit vielen Jahren helfen Naturschützer Fröschen, Kröten und Molchen auf ihrem gefährlichen Weg vom Bergwald zum Moor über die stark befahrene B3. Die Leiteinrichtungen verhindern, dass die Tiere auf die Straße gelangen und überfahren werden.
Amphibien wandern jährlich im Frühjahr zu ihren Laichgründen. Dabei handelt es sich um Gewässer, in denen sie selbst herangewachsen sind. Im Herbst wandern sie in den Bergwald zurück, wo sie unter Laub geschützt überwintern. Zu den häufigsten Arten in der Region gehören Springfrosch, Grasfrosch und Erdkröte. (rof)