Auch im Jahr 2023 hat sich die Rollstuhltennisgruppe in Wiesloch wöchentlich zum Tennisspielen getroffen. Allerdings sind die „Rollis“ nun nicht mehr Mitglieder des aufgelösten Vereins Rollstuhltennis HD e. V., sondern sind nun beim TCW.
Manch einer hört vielleicht zum ersten Mal von Rollstuhltennis und fragt sich jetzt „Wie funktioniert da denn?“. Eigentlich ist es recht simpel. Rollstuhltennis ist „normales“ Tennis, nur dass der Ball zweimal springen darf. Die Spieler*innen sitzen in speziellen Sportrollstühlen, bei denen die Räder schräg angebracht sind, um ein Überkippen zur Seite zu verhindern. Zudem gibt es neben den Fußstützen vorne auch noch ein kleines Stützrad hinten, um auch in die beiden Richtungen ein Überkippen zu vermeiden.
Rollstuhltennis ist schwieriger, als es bei den geübten Fahrerinnen und Fahrern aussieht. Viele unterschätzen, wie viel Koordination es braucht um mit dem Stuhl passend zum Ball zu stehen. Nicht zu nah dran, aber auch nicht zu weit weg, lautet da die Devise. Nur dass das im Rollstuhl durchaus etwas schwieriger sein kann, da der Stuhl ja nur vor- und rückwärts rollt, und sich nicht, wie die „Fußgänger“, im Sidesteps über den Platz bewegen kann. Zudem ist das Tennisspiel ja bekanntlich von vielen Richtungswechseln geprägt. Daher braucht man fürs Rollitennis auch viel Power im Oberkörper, um sich schnell und wenig fortzubewegen.
Aber wie funktioniert das mit dem Fahren überhaupt, wenn in der einen Hand der Schläger ist? Das erklärt Clemens, der seit 7 Jahren in der Gruppe dabei ist, folgendermaßen: „Kurz gesagt drücke ich den Schläger mit der Hand gegen den Radgriff und treibe es so an. Dafür umfasse ich den Schlägergriff mit allen Fingern außer dem Daumen und Daumenballen. Damit greife ich den Radgriff und zusätzlich drücke ich die offene Seite vom Schlägergriff dagegen. Zum Schlagen nehme ich den Schläger dann normal in die Hand.“
Samstags um 11 Uhr, das ist die gebuchte Zeit seit nun bereits 16 Jahren. Da trifft sich die kleine, aber feine Gruppe zum Spielen und Trainieren. Mit Aurora haben wir seit diesem Winter eine neue, motivierte Spielerin dazugewonnen. Sie ist 24 Jahre alt und für ihr Studium nach Heidelberg gezogen. In der Alterskurve folgt auf Platz 2 Johanna, die nun seit über 3 Jahren die Gruppe trainiert. Auch immer mit dabei sind Clemens, Ralf und Friedrich. Ralf hat den kürzesten Weg, da er aus Bammental anreist, Clemens und Friedrich nehmen hingegen eine knappe Stunde Fahrtzeit pro Weg auf sich, um ihrer Leidenschaft nachzugehen. Und zu guter Letzt ist Ariane dabei. Sie kann zwar seltener, da sie oft unterwegs ist am Wochenende. Wenn sie aber da ist, ist sie umso motivierter.
Sie kam über Umwege zurück zum Tennis, nachdem sie als Fußgängerin bereits gespielt hatte. Ihr macht Rollstuhltennis viel Spaß und es ist „ein guter Sport für den Rollstuhl“. Clemens ergänzt, dass der Sport auch recht flexibel ist. „Jedes größere Dorf hat einen Platz und man kann auch ohne Probleme gemeinsam mit Fußgängern spielen“. Er hat nach seinem Unfall zunächst unter anderem Basketball ausprobiert, dann aber festgestellt, dass er gerne eine Einzelsportart machen möchte. Und so sei er irgendwann beim Tennis hängen geblieben. Beide betonen, dass die nette Truppe, in der man hier spiele, ihnen wichtig ist. „Es ist schön, sich zu treffen und ein bisschen auszutauschen und so die sozialen Kontakte zu pflegen“.
Die Gruppe freut sich zudem auch immer über neuen Zuwachs. Wer also einmal Rollstuhltennis ausprobieren möchte, kann sich gerne unverbindlich bei Johanna melden. Johanna Flender