Am 29. März fand unser Schnittkurs für Anfänger unter der Leitung unseres Obst- und Gartenfachwarts Bernhard Reyer statt. Am Treffunkt am Aichschießer Weg gegenüber dem Nordbahnhof fanden sich sieben Damen und acht Herren ein, um den richtigen Schnitt von Kernobst-Bäumen zu erlernen.
Das Übungsobjekt
Für seine Schnittvorführungen bzw. die Schnittübungen der Teilnehmenden wählte Herr Reyer einen geschätzt ca. 35 Jahre alten, schon seit einigen Jahren nicht mehr geschnittenen Apfelbaum aus. Dieser wies über der untersten Etage von fünf Leitästen noch weitere Äste an der Stammverlängerung auf. Jedoch waren fünf bereits vollständig abgestorben, was an der sich lösenden Rinde gut zu erkennen war. An den verbliebenen Leitästen war kaum noch Wachstum festzustellen. Aus diesem Grund war der komplette Baum mit Flechten bewachsen.
Idealer Aufbau
Herr Reyer erläuterte den Aufbau des Baumes aus dem Stamm, der ein Kronengerüst bestehend aus drei bis vier Leitästen (welche das Fruchtholz tragen) und der Stammverlängerung trägt. Mit diesem luftigen Aufbau wird ein einfaches Aufstellen der Leiter, zum Pflegen des Baumes und zum Pflücken der Früchte ermöglicht. Ein Obstbaum sollte eine lichte Krone und eine geordnete Struktur aufweisen, damit genug Sonnenlicht in die Baumkrone dringen und für große, aromatische Früchte sorgen kann. Außerdem wird damit eine gute Luftzirkulation gewährleistet, welche für ein schnelles Abtrocknen des Laubes nach Tau und Regen sorgt. Dies dient der Prävention von Pilzkrankheiten.
Wachstumsverhalten und Wundheilung
Der Fachwart erläuterte das Wachstumsverhalten von Bäumen und erklärte, wie ein Baum zu neuem Austrieb angeregt („Holz bestellt“), oder bei starkem Wuchs in seinem Wachstum beruhigt werden kann. Ein weiteres Thema war die Wundheilung bei Bäumen. Um diese Überwallung zu ermöglichen, sollten Äste und Triebe direkt am Astring entfernt werden. Falls Äste mit größerem Querschnitt bei jüngeren, vitalen Bäumen entfernt werden sollen, wurde auf die Möglichkeit hingewiesen, einen Stumpf stehenzulassen, der dann über Jahre abfaulen kann. Bei einem größeren Schnitt direkt an der Basis würde die nicht mehr vom Baum zu schließende Wunde ein Eindringen von Bakterien, Viren und Pilzen ermöglichen. Im Fall der bereits bis zum Stamm abgefaulten Leitäste des Übungsobjekts wurde hierauf verzichtet und die Äste direkt an der Stammverlängerung entfernt.
Schnittmaßnahmen
Nach innen (Richtung Stammverlängerung) wachsende und konkurrierende Triebe wurden am Übungsobjekt entfernt. Die über viele Jahre immer länger und flacher gewordenen Leitäste wurden auf einen oben liegenden Trieb abgeleitet. Idealerweise sollten Triebe auf die abgeleitet wird, einen Querschnitt von ca. einem Drittel des Leitastes und einen Winkel von rund 45 Grad zum Ast aufweisen. Diese für längerfristige Formungsmaßnahmen notwendigen Triebe müssen über Jahre herangezogen werden. Aus diesem Grund sollten nicht pauschal alle einjährigen Triebe („Wasserschosse“) entfernt werden. Der Fachwart wies darauf hin, dass überschüssige einjährige Triebe auch im Juni herausgerissen werden können. Dieser „Juniriss“ hat den Vorteil, dass auch die „schlafenden Augen“ mit entfernt werden.
Insgesamt war es wieder ein gelungener Kurs, bei dem den Anfängern in der Baumpflege viele Fragen beantwortet, sowie wichtige Informationen und Grundlagen mit auf den Weg gegeben werden konnten.
Autor: B. Masur