Vier Interessierte fanden sich am 05. April auf einer Obstbaumwiese gegenüber dem Waldwiesenhof ein, um das Veredeln von Obstbäumen zu erlernen. Ein kräftiger Wind blies über die Wiese „Hinteres Feld“, aber bei blauem Himmel, Sonnenschein und knapp zwanzig Grad war das kein Hinderungsgrund für unseren Fachwart Andreas Eytner, hier einen wieder sehr gut vorbereiteten Pfropfkurs durchzuführen.
Theoretischer Teil
Herr Eytner begann mit dem theoretischen Teil des Kurses, bei dem er zunächst erklärte, warum Obstbäume überhaupt veredelt werden. Die Erfolgswahrscheinlichkeiten bei der Veredelung von Steinobst, Kernobst sowie Nussbaum und die Hintergründe, warum diese so unterschiedlich ausfallen wurden von ihm ebenfalls erörtert. Anhand der von ihm vorbereiteten Musterstücke erklärte er die unterschiedlichen Veredelungsmethoden (Okulation, Kopulation, Verbessertes Rindenpfropfen und Geißfußpfropfen) und erläuterte die Vor- und Nachteile der Techniken. Die verschiedenen speziellen Werkzeuge wie Okuliermesser und Veredelungsschere stellte er den Teilnehmenden ebenso vor. Er erläuterte, wann der beste Zeitpunkt zur Gewinnung der Edelreiser ist, welche Triebe für die Veredelung geeignet sind und wie diese bis zum Aufpfropfen gelagert werden.
Praktischer Teil 1: Übungen
Anschließend führte unser Fachwart für Obst- und Gartenbau am Übungsmaterial (einem Aststück und einem einjährigen Trieb) die vorbereitenden Schnitte für das verbesserte Rindenpfropfen (auch Tittelpfropfen genannt) an Edelreis und Unterlage vor und erklärte, worauf hier zu achten ist. Das Edelreis wurde unter die Rinde geschoben und mittels zweier kleiner Nägel an der Unterlage befestigt, sodass das Kambium beider miteinander verwachsen kann.
Mit dem vorbereiteten Übungsmaterial konnten sich nun die Kursteilnehmer selber daran machen, die Schnitte, das Einsetzen des Reises und das Nageln zu üben.
Praktischer Teil 2: Vorführung am Baum
Abschließend wurde an einem lebenden Objekt veredelt. Dafür wurde auf eine Zibarte (eine Unterart der Pflaume) ein Reis einer unbekannten Altbacher Zwetschgensorte gepfropft. Zuerst pfropfte Herr Eytner ein Reis mittels Rindenpfropfen auf die Stammverlängerung und fixierte die Veredelungsstelle mit zwei Nägeln. Anschließend pfropfte er mittels Kopulation auf einen Ast, welcher den gleichen Durchmesser wie das Edelreis hatte. Diese Veredelungsstelle wurde zur Fixierung mit Bast umwickelt. Die Schnittwunden der Reiser und die Veredelungsstellen wurden von ihm abschließend mit flüssigem Pfropfwachs versiegelt.
Mit allen notwendigen Informationen für ein erfolgreiches eigenes Veredelungsprojekt machten sich die vier nach zweieinhalb Stunden auf den Heimweg.
Autor: Birgit Masur