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Schokolade – der neue Luxus?

4 Euro für eine Tafel Schokolade? Wer soll sich das noch leisten können? Das fragen sich auch MitarbeiterInnen im Weltladen angesichts der letzten Preissteigerung,...

4 Euro für eine Tafel Schokolade? Wer soll sich das noch leisten können?

Das fragen sich auch MitarbeiterInnen im Weltladen angesichts der letzten Preissteigerung, einer von recht vielen in den letzten Monaten.

Ein historischer Rückblick:

Die ersten Kakaobohnen brachte Kolumbus aus Amerika mit, ohne dass man zu dieser Zeit etwas damit anfangen konnte. Erst später wurde aus den Kakaobohnen durch die Zugabe von Honig und Zucker ein Luxusgetränk mit wachsender Beliebtheit.

Die industrielle Herstellung von fester Schokolade, wie wir sie kennen, war und ist technisch anspruchsvoll. Zunächst werden Kakaobohnen zu Kakaobutter verarbeitet. Soll daraus Schokolade werden, wird sie mit Zucker, Milch und Gewürzen vermischt. Diese Schokoladenmasse wurde zunächst in Walzwerken fein vermahlen, denn die so erhaltene Masse fühlte sich im Mund unangenehm sandig an. Heinrich Stollwerck erhielt 1873 das Reichspatent für seine Konstruktion einer Walze, die ein zufriedenstellendes Ergebnis in größeren Mengen schaffte. Dieses „Conchieren“ dauerte bis zu 90 Stunden. Erst moderne Technik ermöglichte eine starke Verkürzung dieses Vorgangs.

Aber noch lange Zeit war Schokolade ein Luxusprodukt. Wir Älteren erinnern uns …

Heute ist Schokolade zwar ein Massenprodukt und in jedem Supermarkt und Kiosk massenhaft vorhanden, aber auch mit moderner Technik ist die Herstellung aufwendig und belastet die Umwelt: Der Wasserverbrauch liegt bei 10.000 l pro kg Schokolade. Und Kakaobäume brauchen viel Fläche: Um 1 kg Kakao zu produzieren, benötigt man 20 m². Zum Vergleich: Für Reis braucht man 2,5 m², für Weizen 1,8 m².

70 % der globalen Kakaoproduktion stammen aus Westafrika, vor allem aus Ghana und der Elfenbeinküste, bis heute der weltweit größte Exporteur von Kakao.

Der üppige Regenwald wurde zu Kakaoplantagen, die vor allem von Kleinbauern bewirtschaftet werden. Kakaoanbau ist harte Arbeit. Die reifen Kakaoschoten werden vom Baum geerntet und aufgeschnitten, um die feuchten Bohnen im Inneren freizulegen. Diese werden dann bis zu sieben Tage lang fermentiert und anschließend sorgfältig getrocknet. Die weitere Verarbeitung findet in den Industrieländern statt. Die bäuerlichen ProduzentInnen sind arm, Kinderarbeit ist ein großes Problem und die meisten haben vermutlich noch nie Schokolade gegessen.

Der faire Handel ermöglicht den in Kooperativen organisierten Bauern zwar sichere und faire Bedingungen sowie eine funktionierende Infrastruktur, in der alle Kinder zur Schule gehen können und soziale Versorgung bei Krankheit einigermaßen gesichert ist.

Aber in den letzten Jahren hat der Klimawandel gefährliche Dimensionen angenommen: Kakaobäume wachsen nur in Gebieten rund um den Äquator und sind sehr empfindlich. Ist es zu nass, kann die Frucht verschimmeln, fehlt Wasser, vertrocknet sie leicht. Wegen des Klimawandels schwankt das Wetter in den Tropen stärker als bisher. Das Wetterphänomen La Niña hat in den vergangenen Jahren vor allem Regen nach Westafrika gebracht. Die Folge: Missernten. Und Krankheiten: 2003 trat in der Provinz Marahoue im Zentrum des Landes erstmals der Cacao-swollen-shoot-Virus auf und vernichtete den Kakaoanbau auf 8000 Hektar Fläche. Dieser Virus befällt nur den Kakaobaum und wird durch Läuse übertragen. Mit Stand Juni 2018 gibt es kein Mittel dagegen, auch das Nachbarland Ghana, zweitgrößter Kakaobohnenproduzent, ist betroffen. Es ist also zu befürchten, dass die Preise weltweit weiter steigen werden, denn Kakaobäume eben mal woanders anpflanzen geht nicht, brauchen sie doch mehrere Jahre, bis sie Früchte tragen.

Quellen: wikipedia, taz vom 5.3.2025

Keine guten Aussichten für Naschkatzen.

Aber für alle Kundinnen und Kunden unseres Weltladens gilt ja auch: Helfen durch Kaufen.

Bruni Müllner

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Ausgabe 15/2025

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