In diesem Jahr feiert das Katholische Bildungswerk Reilingen sein 40-jähriges Jubiläum. Ein guter Grund, um zu feiern und mit einer ganz besonderen Veranstaltung ins Jubiläumsjahr zu starten.
Dafür kamen Schwester Philippa Rath, Mitglied im Synodalen Ausschuss, und Burkhard Hose, Theologe und Hochschulpfarrer aus Würzburg und Teil der Initiative „Out in Church“, zum Auftakt nach Reilingen. Beide setzen sich seit vielen Jahren selbstlos für die Gleichberechtigung der Menschen in der Katholischen Kirche ein und hoffen nach wie vor auf weitere positive Veränderungen. Durch dieses Engagement entstand ein gemeinsames Buch mit dem Titel „Meine Hoffnung übersteigt alle Grenzen“. Und davon, wie diese Hoffnung entstand und wie sie immer weiter in ihnen bestehen bleibt, erzählten sie am Freitagabend im voll besetzten Wendelinushaus.
Voll Freude begrüßte Anne Assmann, die Vorsitzende des Katholischen Bildungswerkes, die zwei beeindruckenden Persönlichkeiten. Dazu auch den Gemeindereferenten Thorsten Gut, der sich im Vorfeld intensiv mit dem Buch auseinandergesetzt hatte und den Autoren Fragen zu verschiedenen Textstellen, zu verschiedenen Stationen in ihrem Leben und zu Lebensentscheidungen stellte.
Schnell entwickelte sich ein sehr persönliches Gespräch, indem sich bald zeigte, dass beide Autoren ein sehr offenes und weites Herz haben, das sich nicht einfach so den Anforderungen der katholischen Kirche hingibt, sondern das für die Würde und die Gleichberechtigung der Menschen schlägt und für diese kämpft. Dabei wirkten beide sehr bescheiden, strahlten aber gleichzeitig eine enorme Kraft und Stärke und auch eine wohltuende innere Ruhe aus.
Schwester Philippa erzählte von ihrem Patenonkel, der Priester war und zu dem sie eine ganz besondere Beziehung hatte. „Er hat mir als Sechsjährige den Psalm 139 ans Herz gelegt, der mich seitdem durch mein Leben führt“, sagte sie und erzählte davon, wie sie mit ihren Geschwistern als Kind im Kaufladen Messe gespielt hatte. Natürlich ging hierbei ein leises Lachen durch den Raum, welches aber tiefsten Respekt für die engagierte Frau beinhaltete. Auch dann, als Thorsten Gut nach ihrem allerersten Berufswunsch fragte und Schwester Philippa darauf mit „Bundeskanzlerin“ antwortete. „Damals hatte noch niemand an Merkel gedacht, dann kam sie als erste Bundeskanzlerin“, sagte die Schwester und hat somit auch weiter die Hoffnung, dass auch Frauen immer mehr Ämter in der Kirche übernehmen können und sogar auch bald Priesterinnen werden dürfen.
Auch Burkhard Hose gab Einblicke in das, was ihn in frühen Jahren prägte und was ihm auch heute noch immer wieder Kraft und Hoffnung schenkt. Dabei bezeichnete er seinen Professor als Leuchtturm, der ihm nicht nur einen Zugang zur Bibel eröffnete, sondern auch später mal für ihn in eine Bibel schrieb: „Burkhard, die Bibel ist der Ort der Unabhängigkeit“. Diese Unabhängigkeit regte den Theologen wohl dazu an, sich auf den Weg der Entdeckungen zu machen. „In ihrem Buch gibt es ein Kapitel mit dem Titel „Reich Gottes zu entdecken gehört zu unserer DNA“, das müssen sie mir näher erklären“, sagte Thorsten Gut interessiert. „Das ist eine große Frage, bei der die Betonung auf der Entdeckung liegt“, entgegnete Burkhard Hose und erklärte, dass es ihm hierbei um Dinge und Spuren geht, die es längst schon gibt, die aber entdeckt werden müssen. Nicht nur in Bezug auf die Kirche. Das Reich Gottes stehe dabei im Vordergrund und ganz besonders die Würde der Menschen. Dabei schaute er auf einen König aus Holz, der neben ihm auf dem Tisch stand und von den Händen Ralf Knoblauchs geschaffen wurde, um genau diese Würde in den Vordergrund zu stellen.
Beide berichteten auch über ihre bereits erzielten Erfolge, die durch Hoffnung und mit Würde erzielt wurden. „Es wurde geschafft, dass sich ein Bischof für Frauen in der Kirche geöffnet hat und immer mehr Frauen in die Ämter kommen“, sagte Schwester Philippa Rath stolz, aber dennoch bescheiden und erklärte, dass ihr die Zeichen Gottes immer wieder Kraft für mehr geben. Burkhard Hose freut sich immer wieder darüber, wenn er nach den Gottesdiensten mit Menschen spricht und in den Gesprächen spürt, dass sie dem Reich Gottes näher gekommen sind. Er betonte aber auch, dass das Reich Gottes nicht mit der Kirche gleichzusetzen ist, sondern ein Ort der Sehnsucht und Hoffnung sei. „Gott bejaht alle Schöpfung. Auch eine sexuelle Orientierung und vieles mehr wurde von Gott geschaffen“, ergänzte er.
Als das spannende Gespräch zu Ende ging, meldeten sich auch noch einige Zuschauer zu Wort. Manche bedauerten, dass der Fortschritt in der Kirche viel zu langsam vorangehe, andere fassten den Einsatz der Autoren in lobende Worte. Dazu wurde auch eine Mutter mit Hoffnung gestärkt, dass es vielleicht doch bald möglich ist, dass Frauen ins Priesteramt kommen und sich somit ein junges Mädchen ihren sehnlichsten Berufswunsch erfüllen kann.
Den Dankesworten von Anne Assmann für Schwester Philippa Rath, Burkhard Hose und Thorsten Gut schloss sich auch Bürgermeister Stefan Weisbrod an, der in diesem Rahmen auch dem Katholischen Bildungswerk seine Glückwünsche zum Jubiläum aussprach. Dabei versprach er auch Schwester Philippa, dass er ihr bei ihrem nächsten Besuch in Reilingen einen Herzenswunsch erfüllen möchte und sie in Reilingen zum ersten Mal auf einem Pferd sitzen darf. Mit großem Applaus, stöbern am Büchertisch der Buchhandlung Gansler und anschließender Signierung der Bücher durch die Autoren ging ein außergewöhnlicher Abend zu Ende.
Die nächste Veranstaltung im Jubiläumsjahr findet am Dienstag, den 15. April, um 19 Uhr in der Kirche statt. Da wird Clemens Bittlinger mit dem Konzert „Perlen des Glaubens“ zu Besuch sein.
K.D.