„Wir sind um jede Spende dankbar“

Schwetzingen: Spendenbedarf bei Appel + Ei steigt

Die Spendenbereitschaft sinkt, der Bedarf steigt: Der Tafelladen „Appel + Ei“ hat Probleme mit der Versorgung. Ein Besuch im Lager und im Laden.
Lagerleiter Sebastian Timm vor halbleeren Regalen mit Lebensmitteln.
Sebastian Timm ist seit drei Jahren Lagerleiter bei Appel+Ei. Die Zusammenarbeit im Team funktioniert gut, dochFoto: amoos

Die Spendenbereitschaft sinkt, der Bedarf steigt: Der Tafelladen „Appel + Ei“ Schwetzingen hat Probleme mit der Versorgung. Woran mag das liegen? Und was kann getan werden?

In der prallen Sonne steht eine Reihe von Menschen vor der Markgrafenstraße 12 an. Für mancheinen wirkt es vielleicht unüblich, für den Mittagseinkauf bei 25 Grad in Schlange zu stehen und auf Einlass zu warten. Doch hier handelt es sich nicht um einen üblichen Supermarkt-Gang: Die Kunden wollen in den Tafelladen „Appel + Ei“, wo sie nach und nach hereingewunken werden.

Mehr Familien in der Kundschaft

Als gemeinsames Projekt des Caritasverbands für den Rhein-Neckar-Kreis e.V. und des Diakonischen Werkes im Rhein-Neckar-Kreis versorgt die Tafel Schwetzingen rund 2000 Menschen mit kostengünstigen Lebensmitteln. Die Spenden erfolgen sowohl durch Privatleute als auch Firmen, ehrenamtliche Organisationen und Supermarktketten. Wie sieht es aktuell mit der Versorgung aus?

Mehr Bedarf, weniger Spenden

„Das kann man sehen, wie man will“, sagt die stellvertretende Ladenleiterin Alisse Pljevljak ernüchtert. Die Bereitschaft sei gesunken und der Bedarf gestiegen: „Von den Märkten kommt weniger Ware, was sehr zu bedauern ist. Wir haben außerdem festgestellt, dass vermehrt Familien bei uns Kundenkarten ausgestellt haben möchten.“ Besagte Kundenkarte ermöglicht den Einkauf im Tafelladen. Sie wird dienstags und donnerstags ausgestellt, für Menschen mit geringem Einkommen gegen Vorlage entsprechender Nachweise. Vergabekriterien sind unter anderem der Bezug von Rente, Wohngeld, Asyl oder Kindergeldzuschlag.

Situation angespannt

Den erhöhten Bedarf führt Pljevljak vor allem auf die allgemein gestiegenen Lebenshaltungskosten zurück. Sie merkt selbst bei ihren eigenen Einkäufen, dass sich im herkömmlichen Supermarkt einige Kosten verdoppelt haben. Die Preiserhöhungen spiegeln sich auch im Tagesgeschäft wider: „Dadurch, dass wir die Ware für geringe Preise für die Bedürftigen zur Verfügung stellen, werden manche Artikel mehr ‚gegriffen‘ als sonst.“ Ein weiteres Problem ist die mangelnde Beständigkeit. Nach Spendenaufrufen oder an Weihnachten, Ostern oder Pfingsten ist durchaus Bereitschaft vorhanden, der Tafel Lebensmittel zur Verfügung zu stellen. Doch eine schubweise Versorgung reicht nicht aus, um den Bedarf zu decken.

Ein Besuch im Lager

In der Markgrafenstraße 17, wenige Minuten zu Fuß vom Laden entfernt, befindet sich das Lager von "Appel + Ei". Einige der über 30 Tätigen, darunter circa 27 Ehrenamtliche, sind hier fleißig an der Arbeit. Unter den Angestellten ist Sebastian Timm, seit drei Jahren Lagerleiter. Er ist zufrieden mit der Zusammenarbeit unter den Ehrenämtlern: „Hier unten im Lager ist die kräftigste Arbeit, wo immer Manpower benötigt wird. Das funktioniert bei uns sehr gut.“ Zu Timms Aufgaben gehört es unter anderem, die eingetroffenen Spenden in Blöcke zu sortieren. „Ich schicke jede Woche einen Block rüber, damit der Laden voll ist. Aber diese Ware ist innerhalb einer Woche komplett weg.“

Bewusstsein stärken

Täglich hat der Laden zwischen 60 und 70 Kunden – ein Großteil davon kann laut Timm als „Stammkundschaft“ bezeichnet werden. „Wir haben allerdings auch Stammspender neben Stammkunden, wie eine private Familie oder manche Firmen und wir sind um jede Spende dankbar,“ ergänzt er. Welche Ideen gäbe es, um die Spendenmotivation zu erhöhen? Es wird beispielsweise mit dem Gedanken gespielt, einen Tag der offenen Tür zu veranstalten. Ein Einblick, sowohl in die engagierte Zusammenarbeit der Ehrenamtlichen als auch auf die leeren Regale, könnte helfen, um mehr Bewusstsein für die Lage zu schaffen. Ob man den Aufrufen zur Spende oder auch zur ehrenamtlichen Mitarbeit folgt, bleibt jedem selbst überlassen. Die Nachfrage ist jedenfalls da.

Info

Lebensmittelspenden können von Montag bis Freitag von 7 Uhr bis 14 Uhr in der Markgrafenstraße 17 gegenüber der Tafel Schwetzingen abgegeben werden. Bei Fragen und Anmerkungen ist Ladenleiter Alexander Schweitzer erreichbar (Tel.: 06202 9314-24, E-Mail: tafel.schwetzingen@caritas-rhein-neckar.de)

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exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUMPatrick Schunk
30.06.2025
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