In „über & über - Texte mit Anlaß“ erwarten den Leser Schriften, die in den vergangenen zwanzig Jahren beispielsweise zur Einweihung der Eislinger Ampelfrauchen, zum 70-jährigen Bestehen der Künstlergilde Esslingen oder zur Fotoausstellung „Augenblicke“ von Horst Alexy verfasst wurden.
Es sind mehr als 50 Reden, Essays, Interviews oder Notate mit einigen Fotos, auf 451 Seiten. Immer wieder ist Tina Strohekers Gespür für die Sprache anlassbezogen gefragt. Anlässlich ihres 77. Geburtstages hat die Autorin eine Auswahl an Texten in ihrem neuesten Buch zusammengefasst. Darüber hinaus kommen Weggefährten Strohekers zu Wort, die über die Eislinger Schriftstellerin gesprochen haben.
Immer wieder rücken neben überregionalen Themen auch Ereignisse der Eislinger Zeitgeschichte in den Mittelpunkt. So enthält das Buch mehrere Texte, die sich mit Kunst im öffentlichen Raum befassen. Auch die Verlegung des Stolpersteins für Arthur Schrag findet sich wieder. „Über & über“ ist also auch ein Dokument der Zeitgeschichte, das bis in die Gegenwart reicht.
In den neuesten Texten werden auch der Konflikt in Gaza und der Ukraine-Krieg thematisiert.
Viel hat sich seit der Jahrtausendwende verändert. Auch das spiegelt sich in dem Buch wider. „Das Grundgefühl hat sich verändert. Ängste werden konkreter“, findet Stroheker. Die Jahrtausendwende sei dagegen vor allem eine Zeit des Optimismus gewesen. Das sei vorbei. Es hat sich aber nicht alles verändert, in den vergangenen Jahrzehnten. „Meine Haltung ist gleich geblieben“, sagt die Schriftstellerin.
Für die Autorin war es auch eine Selbstbegegnung
Für die Autorin war das Buch auch eine Selbstbegegnung, die nicht immer einfach war, wie sie bei Kaffee und Kuchen in ihrer Arbeitswohnung erklärt. Immer wieder fielen ihr Worte und Passagen auf, die sie heute nicht mehr so verfassen würde. Gleichzeitig habe es auch Beispiele gegeben, wo ihr der Text heute besser erscheint als einst vermutet.
Viel Kreativität sei nicht nötig gewesen, dafür Konzentration, Ausdauer und Konsequenz. „Die Texte sind sehr unterschiedlich“, erklärt Stroheker. Die Schriften, die Orthographie, die Satzzeichen - für das Buch musste jeder Text überarbeitet werden. Dafür war viel Fingerspitzengefühl gefragt. Wo hört die Angleichung auf? Wo fängt die Verfälschung an? „Es ist total schwierig“, gibt Stroheker zu. So ist ihr ein behutsames Gendern wichtig. Gleichzeitig sei dies bei Lyrik jedoch selten möglich. Und vor zwanzig Jahren wurde noch nicht gegendert. Alte Texte nun umzuschrieben, das wäre unehrlich gewesen. Auch die alte Rechtschreibung ist geblieben.
Die gute Unterhaltung steht im Vordergrund
Was ist das Ziel des Buches? Es soll unterhalten. „Es ist ein Angebot“, sagt Stroheker. Die einzelnen Texte können gut häppchenweise konsumiert werden. Wer länger lesen möchte, kann mehrere Häppchen hintereinander verschlingen. Mit Blick auf das Publikum hat Stroheker auf ein Kapitel mit Totenreden verzichtet, von denen sie einige gehalten habe. „Es wäre zu persönlich gewesen“, lautete das Urteil.
Unterm Strich bietet Stroheker einen spannenden Einblick in ihr Denken und Wirken als Schriftstellerin und als engagierte Eislinger Einwohnerin. Es ist das zweite Buch Strohekers in der „eislinger edition“ des örtlichen Kunstvereins. Im Jahr 1998 erschien bereits das zweibändige Werk „Aufenthalt“, anlässlich des 50. Geburtstages Strohekers. „über & über - Texte mit Anlaß“ ist ein Schatz für alle, die Literatur lieben, sich für Hintergründe interessieren und mit offenem Herzen durch die Welt gehen. Erhältlich ist das Werk im örtlichen Buchhandel sowie in der Galerie des Eislinger Kunstvereins für 26 Euro. bra
Buchpremiere
Die Buchpremiere wird am Dienstag, 13. Mai, um 19 Uhr in der Stadthalle Eislingen, Kronenplatz, gefeiert. Die Moderation des Abends mit der Autorin übernimmt der Vorsitzende des Eislinger Kunstvereins Boris Kerenski.