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SPD-Fraktion für Flexibilität bei Energiestandards

In der jüngsten Gemeinderatssitzung nahm Stadtrat Christian Schick, selbst seit über einem Jahrzehnt Bewohner eines Passivhauses, zur Zulassung von Alternativen...
Stadtrat Christian Schick
Stadtrat Christian SchickFoto: SPD

In der jüngsten Gemeinderatssitzung nahm Stadtrat Christian Schick, selbst seit über einem Jahrzehnt Bewohner eines Passivhauses, zur Zulassung von Alternativen zum bisher verpflichtenden Passivhausstandard Stellung.

„Unbestritten ist, dass ein zertifiziertes Passivhaus den geringsten Energiebedarf beim Heizen hat", räumte Schick ein. „Doch der Teufel steckt im Detail, wenn wir verschiedene Baustandards vergleichen."

Schick stellte in seiner Stellungnahme das Passivhaus als bisherigem Standard dem Effizienzhaus 40 mit Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) gegenüber. Während das Passivhaus primär auf Energieminimierung setzt und so weitestgehend auf den Energiebedarf für Heizwärme abzielt, berücksichtigt das Effizienzhaus 40 (QNG) auch Treibhausgasemissionen und 17 weitere Nachhaltigkeitskriterien.

„Beim Effizienzhaus 40 wird nicht nur Wert auf einen geringen Energieverbrauch gelegt", erklärte Stadtrat Schick. „Es werden auch die Treibhausgasemissionen über 50 Jahre, Flächenverbrauch, Ressourcenschonung, Bewohnerkomfort und vieles mehr berücksichtigt. Alles Kriterien, die beim Passivhausstandard keine Rolle spielen. Dieser ganzheitliche Ansatz erscheint daher dem Passivhaus zwanglos ebenbürtig."

Schick wies auch auf praktische Herausforderungen beim Passivhausstandard hin: „Ja, das Haus wird im Sommer warm. Je nach Hitze auch verdammt warm, denn das Haus macht eben das, für was es ausgelegt ist – Wärme speichern." Er berichtete, dass immer mehr Passivhäuser nachträglich mit Klimaanlagen ausgestattet werden – auch sein eigenes werde jetzt nach elf Jahren eine solche erhalten.

Ein weiteres Problem sieht Schick in der Berechnung des jeweiligen Standards und der Verfügbarkeit von zertifizierten Planern für Passivhäusern. „Die Berechnung nach dem Gebäudeenergiegesetz, kurz GEG, ist für jeden Neubau ohnehin vorzunehmen", erklärte Schick, wodurch „kein zusätzlicher Aufwand" in der Planung eines Effizienzhauses entstehe.

„Für Passivhäuser muss jedoch mit dem speziellen Passivhaus Projektierungspaket, kurz PHPP, gerechnet werden. Für diese spezielle Berechnung benötigt man ein besonderes Programm. Außerdem darf eine solche PHPP-Berechnung nur durch kostenpflichtig zertifizierte Planer mit regelmäßiger Re-Zertifizierung durchgeführt werden. Ein zusätzlicher Aufwand mit zusätzlichen Kosten, der beim genannten Effizienzhaus nicht anfällt. Hinzu kommt, dass ein Mangel an zertifizierten Planern für Passivhäuser in der Region herrscht, möglicherweise auch darüber hinaus. Für den Großraum Mannheim, Heidelberg, Mosbach, Heilbronn und Karlsruhe sind gerade einmal sechs Personen in der entsprechenden Datenbank für zertifizierte Planer des Passivhaus-Instituts erfasst. Sechs Planer für knapp eine Million Menschen."

Besonders kritisch sieht Schick die Situation bei Funktionsgebäuden wie Schulen, Sporthallen oder gewerblich genutzter Gebäude: „Hier haben wir vielschichtige Probleme, die einen Passivhausstandard zu einer echten Herausforderung werden lassen. Bei Publikumsverkehr wird durch das Kommen und Gehen die Gebäudehülle ständig durchbrochen. Wie will man dies im Vorfeld konkret berechnen?“, fragte Schick. „Und was, wenn es zu einer Nutzungsänderung kommt und plötzlich mehr oder weniger Technik vorhanden ist oder sich mehr oder weniger Menschen im Gebäude aufhalten? Das kann doch kein Mensch vorhersehen, geschweige denn berechnen.“

Abschließend plädierte Stadtrat Schick für mehr Flexibilität:

„Man muss sich letztlich fragen, ob der beste Energiestandard auch wirklich die beste Lösung ist oder ob man nicht andere sehr gute Standards ebenfalls zulassen möchte.“

Der SPD-Fraktion erscheint angesichts der genannten Punkte die Zulassung von Alternativen nicht nur sinnvoll, sondern – ganz besonders bei Funktionsgebäuden – geradezu geboten.

Allerdings sind die Standards regelmäßig hinsichtlich zukünftiger gesetzlicher Vorgaben und technologischer Entwicklungen zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.

Christian Schick

SPD-Fraktion, v.l.n.r.: Lorenz Kachler, Petra Wahl, Christian Schick, Andrea Schröder-Ritzrau, Manfred Zuber
SPD-Fraktion, v.l.n.r.: Lorenz Kachler, Petra Wahl, Christian Schick, Andrea Schröder-Ritzrau, Manfred Zuber.Foto: SPD
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Ausgabe 07/2025

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