Er sieht fast aus, wie ein ‚normaler‘ Mistkäfer und ist auch Familienmitglied dieser Käfergruppe. Bei sehr genauem Hinschauen erkennt man aber die Mini-Hörner am Kopf des Käfers: Es ist ein Weibchen des selten gewordenen Stierkäfers. Namensgebend für die Art waren eher die viel größeren, sehr deutlich erkennbaren Hörner des Männchens. Denn wie so viele andere Käfer ist auch der Stierkäfer nicht mehr so leicht zu beobachten. Das liegt nicht nur an seiner Nachtaktivität, sondern vor allem an seiner Lebensweise. Die Mistkäferart lebt vom Mist diverser Pflanzenfresser, den er verzehrt und damit durch weiteren Abbau nicht ‚entsorgt‘, sondern zu neuem Humus umwandeln hilft. Auch seine Larven ernähren sich so. Für sie legt der Käfer am liebsten in Sandböden um 1,5 m tiefe kleine Schächte von etwa 2 cm Breite mit Brutkammer an, in die er etwas Mist als Fressvorrat für die Larven einträgt, die sich dann unterirdisch entwickeln. Die Eingänge sind kreisrund mit ebendiesem Durchmesser und haben einen kleinen Sandwall drumherum. Wo der Käfer vorhanden ist, kann man eher mal so einen Schachteingang entdecken, als ihn selbst, der hier als wichtiger Bodenbelüfter fungiert. Über seine Ernährung ist der Stierkäfer an das Vorkommen von Pflanzenmistmachern gebunden, also Kühe, Schafe, Ziegen oder auch Kaninchen. Erstere hat wohl leider kaum jemand mehr zu Hause oder auf der Wiese stehen, aber zumindest Hasen hoppeln ja bei dem ein oder anderen noch in ständiger Freigehegehaltung herum. Auch in Bezug auf den Stierkäfer leistet also der Gartenhase einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz. Übrigens zeigen ja Studien, dass die Artenvielfalt eines Geländes sich durch Weidetiere erhöht. Ein großer Killer für den Käfer (und viele andere) sind allerdings auch prophylaktische Insektizid- und Entwurmungsbehandlungen der Tiere. Solche Stoffe geraten in den Kreislauf, werden – wie hier – mit dem Mist gefressen und bringen dann eben auch Schönheiten wie den Stierkäfer um.