Der SVD begann das mit Spannung erwartete Derby mit viel Tempo und insbesondere Tobias Wick und Timo Schwarz stellten ihre Gegenspieler vor Probleme. Die Gastgeber wussten sich oftmals nur mit Fouls zu helfen, doch aus den daraus resultierenden Standardsituationen konnte der SVD kein Kapital schlagen. Die beste Möglichkeit verpasste Alexander Wetsch mit einem Flugkopfball, den der kleinste Mann auf dem Feld nur knapp verpasste.
Die Oberjesinger kamen ihrerseits durch gefährlich getretene Freistöße ins Spiel und Daniil Kurkov im SVD-Tor hatte seine liebe Müh und Not, diese zu parieren. Der Schiedsrichter sorgte derweil mit fragwürdigen Entscheidungen auf beiden Seiten für Unverständnis, doch es ging torlos in die Kabine. Nach der Pause sahen die rund 200 Zuschauer ein weiterhin eher schwaches Bezirksliga-Derby. Einmal war Timo Schwarz durchgebrochen und wurde vom letzten SVO-Verteidiger regelwidrig zu Fall gebracht. Trotz großer Aufregung gab es nur die Gelbe Karte für den Spieler und der darauffolgende Freistoß brachte nichts ein. Der SVD versuchte weiter nach vorne zu spielen, doch auf dem unebenen Oberjesinger Rasen wollte nichts so recht gelingen. Auf einmal lag in der 64. Minute der Ball im SVD-Tor. Eine SVO-Ecke wurde auf den ersten Pfosten getreten, wo sich einige Spieler tummelten. Der scharfe Ball wurde irgendwie verlängert und Kurkov machte keine gute Figur, als der Ball die Linie überquerte. Großer Jubel beim SVO, da im dortigen Lager dringend Punkte im Abstiegskampf gebraucht werden. Kampf bestimmte auch die folgenden Minuten und SVD-Kapitän Marvin Wolf setzte mit einer Charaktergrätsche ein Zeichen. Dafür gab es verständlicherweise Gelb. Thies reagierte auf den Rückstand und stellte für die Schlussphase auf eine Dreierkette um. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Marvin Wolf wurde im Mittelfeld eines Fouls beschuldigt und der Schiedsrichter stellte den 26-Jährigen mit Gelb-Rot vom Platz (85.). „Wenn das überhaupt ein Foul war, war das mein zweites im ganzen Spiel“, sagte der fassungslose SVD-Spielführer „Die Oberjesinger machen zig Fouls und kriegen dafür nicht mal eine Gelbe Karte“, ärgerte er sich weiter.
Zu allem Überfluss sorgte Kurkov mit einem dicken Patzer für erneuten Jubel bei den Gastgebern. Einen harmlosen halbhohen Ball aus 30 Metern bugsierte der SVD-Keeper in Slapstick-Manier ins eigene Tor (88.). Die Partie schien entschieden und kaum einer hätte noch auf ein Comeback des SVD gesetzt. Doch das Spiel war noch nicht vorbei. Die Unterzahl schien die SVD-Jungs zu beflügeln, und nachdem ein Freistoß von Timo Schwarz an Freund und Feind vorbeisegelte, lag der Ball neben dem verdutzten SVO-Torwart im Netz (90+2). Es stand nur noch 2:1 und der Schiedsrichter zeigte nochmals fünf weitere Minuten Nachspielzeit an, da den Oberjesingern alle Mittel Recht waren, um Zeit zu schinden. Doch das sollte ihnen nicht helfen. Timo Schwarz holte nochmals eine Ecke raus und es versammelten sich nun alle 22 Akteure in und um den Oberjesinger Strafraum. Der Ball kam rein und konnte nicht geklärt werden. Niklas Wunsch kam zum Schuss, der weit vorbeigegangen wäre, doch Innenverteidiger Louis Mehl warf sich in den Ball und drückte ihn zum 2:2 über die Linie. Riesenjubel bei allen SVDlern und ein echter K.O. für die Oberjesinger. Danach pfiff der Schiedsrichter direkt ab.
„Dass wir nochmal so zurückgekommen sind, zeigt, dass wir dieses Derby nicht herschenken wollten. Was das angeht, bin ich stolz auf meine Mannschaft. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir kein gutes Spiel gemacht haben und uns nach den ersten 20 Minuten auf das Niveau der Oberjesinger herabgelassen haben“, sagte ein vergnügt dreinblickender Alex Thies nach dem Spiel im Oberjesinger Sportheim, das von mehr grünen als blauen Trainingsjacken bevölkert war.