Große Filmkunst muss nicht spektakulär sein. Oft sind es die kleinen Geschichten, die ohne Firlefanz und Schnickschnack erzählt, die Zuschauer zu fesseln, zu verstehen und emotional zu packen. Dem irischen Regisseur Colm Bairéad gelingt mit seinem wunderschönen „Quiet Girl“ solch ein beeindruckendes Kunstwerk. Es entstand nach dem Roman „Foster“ von Claire Keegan. Selten sind ihre Geschichten mehr als 100 Seiten lang, und doch breitet sie darin ganze Welten aus, mit ihren vielschichtigen Menschen, eingebettet in die irische Realität. Das stille Mädchen ist Cáit. Cáit ist zehn Jahre alt und nicht das einzige Kind auf der Farm ihrer Eltern. Ihr Vater ist ein Trinker und Spieler und kümmert sich um seine Töchter ebenso wenig wie um seine Farm. Ihre Mutter ist mit all dem überfordert und zudem erneut schwanger. Also beschließen sie, Cáit bei der Cousine der Mutter und deren Mann über die Sommerferien „auszulagern“. Das Ehepaar lebt weit besser als Cáits Familie. Das stille Mädchen wird freundlich aufgenommen, erstmals in ihrem Leben kümmert sich jemand um sie, erweist ihre Aufmerksamkeit, interessiert sich für sie. Noch immer ist Cáit scheu, aber in ihrer neuen Umgebung beginnt sie aufzublühen. Hier erfährt sie zum ersten Mal, wie es ist, umsorgt, ja nach den eigenen Wünschen gefragt zu werden. Da kommt der Brief der Mutter an. Das Kind ist geboren, die Schule fängt wieder an. Cáit soll zurück …
Das Scala-Kino in der Benefizgasse 5 zeigt „The Quiet Girl“ am Mittwoch, 23. Oktober. Beginn: 20.30 Uhr, Eintritt: 6,50 Euro. Vorverkauf/Reservierung: www.kinostar.com