
Rund 90 Besucherinnen und Besucher erlebten am Samstagabend in der Weinsberger Hildthalle das Theaterstück „Weglaufen werde ich nie. Der Kampf des Felix Fechenbach“. Die Inszenierung ließ das Leben des 1933 von Nationalsozialisten ermordeten Publizisten und Sozialdemokraten eindrucksvoll lebendig werden und knüpfte zugleich an die Themen der Ausstellung über das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold an, die noch bis 14. November im Rathaus zu sehen ist.
Begrüßt wurden die Gäste von Hedwig Gerster und Jörg Theuner vom Verein „Wir in Weinsberg“, der den Abend gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung Baden-Württemberg, dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und der Stadt Weinsberg veranstaltete. Bürgermeisterin Birgit Hannemann hob in ihrem Grußwort die Bedeutung bürgerschaftlichen Engagements für Demokratie und Erinnerungskultur hervor. Sarah Nooren von der Friedrich-Ebert-Stiftung, die den Abend moderierte, betonte die Aktualität von Fechenbachs Haltung und Mut.
Das Stück wurde erstmals in Baden-Württemberg gezeigt und ist eine von nur drei Aufführungen im Land. Es feierte zuvor Premiere in Detmold, Fechenbachs Wirkungsort als Journalist. Die Verbindung von Schauspiel, Puppen- und Maskenspiel verlieh der Inszenierung besondere Dichte und Symbolkraft. Diese Form griff Fechenbachs eigene Leidenschaft für das Puppenspiel auf und machte sie zum erzählerischen Prinzip. So entstanden Szenen seines Lebens – vom jungen Journalisten über den politischen Gefangenen bis zum couragierten Mahner der Weimarer Republik.
Jan Uplegger verkörperte die Hauptfigur mit Authentizität und emotionaler Tiefe. Unterstützt wurde er von Gerda Pethke und Konrad Schreier, die in viele Rollen schlüpften und historische Persönlichkeiten wie Kurt Eisner mit eindrucksvollen Masken lebendig werden ließen. Der bewusste Verzicht auf aufwendige Kulissen und das präzise Zusammenspiel von Licht, Ton und Bewegung schufen eine konzentrierte, fast intime Atmosphäre.
Viele Besucherinnen und Besucher lobten die Inszenierung als eindrucksvoll und berührend. Besonders hervorgehoben wurde Fechenbachs Zerrissenheit zwischen politischem Idealismus, persönlicher Verantwortung und familiären Pflichten.
Im zweiten Teil ordnete Prof. Dr. Sabine Klocke-Daffa von der Universität Tübingen Fechenbachs Lebensweg in seine sozialen und politischen Kontexte ein. In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Dr. Thomas Schnabel, Vorsitzender des Historischen Vereins Heilbronn, und Malte Uhl aus Weinsberg ging es um Zivilcourage und demokratische Haltung in der Gegenwart.
Trotz mehrerer paralleler Veranstaltungen fanden rund 90 Gäste den Weg in die Hildthalle. Für Ton, Licht und Projektion sorgten Alex Hirthe und Peter Kungl. Der Abend wurde von vielen als kultureller Höhepunkt des Jahres bezeichnet – ein eindrucksvolles Plädoyer für Mut, Verantwortung und Wachsamkeit in der Demokratie, damals wie heute.


