Tina Teubner zu Gast im Bürgerhaus: „Wenn Du mich verlässt, komm ich mit!“

Tina Teubner, begnadete Komikerin, überirdische Musikerin, Kernkompetenz auf dem Gebiet des autoritären Liebesliedes, hat die Erziehung ihres Mannes erfolgreich abgeschlossen und sucht nach neuen Herausforderungen. Die Grenzen zwischen „privat“ und „politisch“ sind nicht mehr aufrechtzuerhalten. Die Welt brennt: Tina wagt den Blick ins Innerste.

Als Tina Teubner die Bühne betritt, stellt sie gleich die Frage, wie leichtsinnig Menschen sein können und es wagen, sich bei ihrem Programm in die erste Reihe zu setzen. Volker aus Elsenz wird auch gleich ins Geschehen einbezogen, macht auch brav mit, bis er nach seinem Gewicht gefragt wird.

Sie spricht von Inklusionstheater, von betreutem Lachen und betreutem Zuhören. Selbstkritisch ist sie, schließlich hinterfragt sie kritisch ihren Mann, der im ersten Lebensjahr gleich unter Essstörungen litt und heute noch dieselbe Frisur trägt wie damals. Er sei eine Mischung aus Marshmallow und Sitzsack.

Laut Teubner gibt es nur noch optimierte Körper. Sie gehe auch ins Fitnessstudio, nicht zum Trainieren, sondern zum Gucken. Sie treibe psychische Fitness und kümmere sich um die geistige Wellness. Sie halte auch immer wieder Diät: morgens ein weißer Joghurt ohne Zucker. „Wie der guckte und zu ihr sagte: Ich bin fettlos, Du nicht!“ Sie halte die Diät lange durch, nach spätestens einer Stunde greife sie wieder zum Brot.

Alte Menschen gäbe es immer mehr und die würden auch immer fitter. Man könne heutzutage nicht mehr die Straße überqueren, ohne dass einem ein Rentner rüber hilft. Tina Teubner verkündet: „Man kann das Leben nicht verlängern, nur verdichten.“

Egal, ob sie singt, auf der Geige oder dem Sägeblatt spielt, Tina Teubner ist eine ganz große Künstlerin, wortintensiv und wortgewandt. Ihr Programm ist eine Sympathieerklärung fürs Scheitern und für die Unvollkommenheit. Sie ragt zusammen mit Ben Süverkrupp heraus aus der Masse der Kleinkünstler.

Tina Teubner verabschiedet sich mit den Worten, sie habe Mühlhausen gar nicht so nett in Erinnerung. Wenn sie richtig gerechnet habe, würde sie 2046 wiederkommen.

Das Publikum im nahezu voll besetzten Bürgerhaus war hellauf begeistert und ließ die beiden Künstler nicht ohne Zugaben ziehen. Es war ein äußerst gelungener Abend, aus dem die Besucher mental runderneuert hervorgingen und die Lachmuskeln ihren vollen Einsatz hatten.