In einer Zeit, in der die Vielfalt in den Supermarktregalen oft auf wenige, makellose Apfelsorten beschränkt ist, die vor allem für ihre Transporteigenschaften und ihr Aussehen geschätzt werden, widmet sich die Arbeitsgruppe „Bad Dürrheim blüht auf“ der Erhaltung alter, robuster Apfelsorten. Moderne Apfelsorten, häufig importiert aus fernen Ländern, können die lokal angepassten Sorten nicht ersetzen, die einst in Deutschland das ganze Jahr über Verfügbarkeit und eine beeindruckende Lagerfähigkeit boten. Von den frischen Sommeräpfeln bis hin zu den lagerfähigen Winteräpfeln – jede Sorte spielte eine wichtige Rolle und war an das lokale Klima angepasst. Insbesondere der Apfelmost, einst ein Grundnahrungsmittel in vielen Teilen Deutschlands, zeugt von der tiefen Verwurzelung dieser Früchte in der regionalen Kultur und Ernährung.
Am 27. September um 17 Uhr lädt die Projektgruppe „Bad Dürrheim blüht auf“ zur Besichtigung der Streuobstwiese im Hochemminger Ried ein (in Verlängerung des Erlenwegs). Die Hochstämme wurden im letzten Jahr unter persönlichem Engagement von Dominik Schnerch und Jochen Weber gepflanzt. Die Bedeutung dieser alten Sorten und die Praktiken ihrer Erhaltung werden bei der Besichtigung im Mittelpunkt stehen. Der Termin bietet die Möglichkeit, mehr über die ökologische und kulturelle Bedeutung der Streuobstwiesen zu erfahren. Die klassischen Streuobstwiesen, die einst die ländlichen Allmenden prägten, sind heute selten geworden. Sie waren geprägt von Hochstammbäumen mit weitreichenden Wurzelsystemen, die selbst Trockenperioden überleben können. Auf diesen Flächen wurden oft die kräftigsten Sämlinge ausgewählt und darauf Edelsorten gepfropft, um so die Vielfalt zu erhalten.
Ein spannendes Beispiel für die Anpassung an den Klimawandel ist die Veredelung lokaler Apfelsorten auf die Unterlagen des Urapfels (Malus sieversii), der aus Kasachstan stammt. Dieser Apfel ist an klimatische Extrembedingungen angepasst und ermöglicht den Bäumen, auch unter Dürrebedingungen effektiv Wasser zu erschließen. Diese Praktiken tragen nicht nur zur Erhaltung der alten Sorten bei, sondern passen sich auch an die zunehmenden klimatischen Herausforderungen an.
Neben ihrer Rolle als „Kohlendioxid-Staubsauger“ helfen die Hochstämme, durch ihren Schattenwurf die Hitzeentwicklung am Boden zu mildern und die Verdunstung zu reduzieren. Die alten und teilweise toten Hölzer der Baumriesen dienen als natürliche Insektenhotels und fördern so die Biodiversität. Seltene Vögel wie der Wiedehopf finden in diesen Altbaumbeständen noch Rückzugsorte.
Mit der Veranstaltung auf der Streuobstwiese hofft „Bad Dürrheim blüht auf“, Begeisterung für den Lebensraum Streuobstwiese und die Bedeutung alter Apfelsorten zu wecken. Die neu gepflanzten Bäume und die umgebende Blumenwiese sollen die lokale Sortenvielfalt über die nächsten Jahrzehnte sichern und zukünftigen Generationen diesen wertvollen Lebensraum erhalten.
Wir laden alle Interessierten herzlich ein, zu entdecken, welche wichtigen ökologischen und kulturellen Aspekte die Streuobstwiese bietet. Kommen Sie vorbei und erleben Sie die Vielfalt und Bedeutung unserer heimischen Apfelsorten!