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Urbacher Miniaturen 94: Vater und Sohn Paul Dorsch

Wenn in Urbach von Paul Dorsch die Rede ist, dann muss man immer nachfragen, wer gemeint ist. Denn in der Zeit von 1866 bis 1890 war Paul Friedrich Dorsch...
Titelbild aus Paul Dorschs Buch "Kriegszüge der Württemberger im 19. Jahrhundert" von 1913
Titelbild aus Paul Dorschs Buch "Kriegszüge der Württemberger im 19. Jahrhundert" von 1913Foto: Museumsarchiv

Wenn in Urbach von Paul Dorsch die Rede ist, dann muss man immer nachfragen, wer gemeint ist. Denn in der Zeit von 1866 bis 1890 war Paul Friedrich Dorsch Pfarrer in Urbach und von 1881 bis 1890 war auch einer seiner beiden Söhne, der ebenfalls Paul Friedrich hieß, als Vikar seines Vaters in Urbach tätig.


Der 1820 in Stuttgart geborene Vater Dorsch hatte sich zunächst dem Lehramt zugewandt. Er war am Knabeninstitut in Bönnigheim, dann zwei Jahre als Repetent am theologischen Seminar Urach und von 1851 bis 1852 als Professor am Lehrerseminar Nürtingen tätig. Danach wurde er Pfarrer in Möttlingen, von wo er 1866 als Pfarrer nach Urbach kam, wo er bis 1890 wirkte. Unter Pfarrer Dorsch erfolgte 1884 eine umfangreiche Erneuerung des Äußeren und des Inneren der Afrakirche. Die südliche Chortüre zur Freitreppe wurde erweitert und eine neue Chorempore wurde erstellt. Im Zuge dieser Erneuerung wurden erstmals drei gusseiserne Öfen aus Wasseralfingen zur Beheizung der Kirche aufgestellt. Bis dahin war nur die Sakristei beheizbar gewesen. Die Kirche erhielt auch eine Petroleumbeleuchtung, die erst 1913 bis 1915, als der elektrische Strom nach Oberurbach kam, durch eine elektrische Beleuchtung ersetzt wurde. Die Filialgemeinde Walkersbach ernannte Pfarrer Dorsch 1887 zu ihrem Ehrenbürger. 1890 beendete er aus gesundheitlichen Gründen seine Tätigkeit als Pfarrer in Urbach. Er starb 1892 in Stuttgart.
Pfarrer Dorsch hatte fünf Kinder, drei Töchter und zwei Söhne, die beide ebenfalls Pfarrer wurden. Zu einer gewissen Berühmtheit brachte es sein 1859 in Möttlingen geborener älterer Sohn, der so wie sein Vater Paul Friedrich hieß. Er studierte in Tübingen Theologie und kam 1866 als Vikar seines Vaters nach Urbach, wo er bis 1890, als sein Vater in den Ruhestand ging, tätig war.
Seine Leidenschaft galt allerdings der Schriftstellerei. Sein erstes Werk erschien 1888 in der Calwer Familienbibliothek unter dem Titel „Schwäbische Bauern in Kriegszeiten: ein Beitrag zur Geschichte des Remsthals und des Welzheimer Waldes.“ In seinem Vorwort beschreibt Dorsch, wie er die vielen Jahre seines Vikariats auch dazu nutzte, zahlreiche Gespräche mit Teilnehmern des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/71 aus Urbach und Umgebung zu führen, und diese zu protokollieren. Auch Soldatentagebücher und Feldbriefe standen ihm als Quellen zur Verfügung. Für weiter zurückliegende Kriegsereignisse stützte er sich auf bisher unveröffentlichte Quellen aus Haus- und Staatsarchiven sowie auf mündliche Überlieferungen. So ist es auch diesem Buch von Paul Dorsch zu verdanken, dass uns die Rettung Urbachs durch Johann Abraham Schröder im Jahre 1796 überliefert ist. Auch für viele andere Ereignisse aus der Geschichte Urbachs, wie die Kirchengeschichte Urbachs in der Zeit der Reformation, ist Dorschs Buch bis heute eine wertvolle und einzigartige Quelle.


1890 verließ Dorsch Urbach und übernahm bis 1909 die Herausgeberschaft des Stuttgarter Evangelischen Sonntagsblatts. Er zog nach Buoch und betätigte sich als Volksschriftsteller. 1903 ließ er dort sein „Haus Sonnenbühl“ bauen (Steinacher Straße 28). In den folgenden Jahren veröffentlichte Dorsch noch zahlreiche Bücher. Darunter Werke über das evangelische Kirchenlied, aber auch mehrere Bände mit Berichten über den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, die sich allesamt auf Erinnerungen von Kriegsteilnehmern stützten, viele davon auch aus Urbach. Während des Ersten Weltkriegs war er in mehreren Gemeinden als Pfarrer tätig und arbeitete auch im Kriegslazarett in Feuerbach. Nach dem Krieg war er dann in Plieningen und Hohenheim als Lehrer an der Volksschule. 1924 zog er sich nach Buoch zurück und baute sich ein Holzhaus in der heutigen Parkstraße 18, wo er Teile seines Buches „Unter den ewigen Armen“ schrieb. Paul Dorsch starb am 4. April 1932 in Winnenden.

Paul Friedrich Dorsch, Pfarrer in Urbach von 1866 bis 1890
Paul Friedrich Dorsch, Pfarrer in Urbach von 1866 bis 1890.Foto: Museumsarchiv
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Ausgabe 08/2025

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