In der letzten Sitzung vor der Sommerpause haben die Freien Wähler zwei verdiente Gemeinderatsmitglieder verabschiedet, die nicht mehr zur Gemeinderatswahl angetreten waren.
Fraktionsvorsitzender Konrad Fleckenstein verabschiedete sie mit folgenden Worten:
Lieber Klaus,
lieber Jonathan,
wenn ihr beide heute abend aus dem Ratssaal geht, werdet ihr frei nach Hape Kerkeling sagen können „Ich bin dann mal weg!“
Aber – und das ist ganz entscheidend – ihr geht nicht gezwungenermaßen, nicht fremdbestimmt, sondern das ist eure persönliche, freie Entscheidung.
Ihr, lieber Klaus, lieber Jonathan, habt euch, unter dem Hintenanstellen persönlicher Interessen, für das Allgemeinwohl engagiert.
Kommunalpolitik, das ist nicht bloß Politik im Kleinen, sie hat vielmehr großes Gewicht.
In Berlin und Stuttgart wird medienwirksam beschlossen. Vor Ort müssen Verwaltung und Gemeindeart oftmals die Suppe auslöffeln, obwohl häufig genug im Vorfeld mancher Entscheidungen auf Unzulänglichkeiten und Ungereimtheiten für den Fall der örtlichen Umsetzung hingewiesen wurde.
Ihr, lieber Klaus, lieber Jonathan, habt euch auf dieses oftmals aufwändige Feld der Politik begeben und viel eurer Freizeit geopfert.
Wenngleich auch des Öfteren die Kritik der Lohn für euere Arbeit hier im Ratssaal war, so bin ich dennoch überzeugt, dass sich eure kommunalpolitische Arbeit gelohnt hat. Und wenn es nur das Gefühl und die Erkenntnis waren, sich für das Wohl der Bürger und Bürgerinnen eingesetzt und dieses gefördert zu haben.
Lieber Jonathan,
leider haben wir nur eine Gemeinderatsperiode miteinander arbeiten können.
Deine Jugend tat der Fraktion gut. Vorschläge, Meinungen und daraus resultierende Entscheidungen wurden auch dem Blickwinkel einer jüngeren Generation gerecht.
Wir haben gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet und ich bedanke mich ganz herzlich für deine stets engagierte, konstruktive und vertrauensvolle Mitarbeit.
Leider musstest du aber auch die weniger schönen Seiten der Kommunalpolitik erleben:
Persönliche Unterstellungen, weil sich manche Vorstellungen von Mitbürgern und Mitbürgerinnen als derart realitätsfremd erwiesen, dass sie nicht umgesetzt werden konnten.
Diese Erfahrung und die Tatsache, dass du als nun zweifacher Familienvater mehr gefordert bist, waren wesentliche Entscheidungsgründe, nicht mehr als Kandidat für den Gemeinderat anzutreten.
Schade, wir hätten noch gerne mit dir weiter zusammengearbeitet.
Wir bedauern diese deine Entscheidung, müssen sie aber akzeptieren.
Als Präsent und Anerkennung für deine Arbeit darf ich dir einen Gutschein für einen doch etwas umfangreicheren Brunch überreichen.
Genieße das mit deiner Frau.
Lieber Klaus,
du warst 15 Jahre ununterbrochen Gemeinderat.
Dafür wurdest du mit der Bürgermedaille in Gold ausgezeichnet.
Unabhängig, dass die Ehrensatzung eine solche Auszeichnung vorsieht, muss man sagen: Du hast eine solche Auszeichnung schlicht und einfach auch verdient.
Die Freien Wähler gratulieren dir ganz herzlich zu dieser Verleihung.
Ich habe gerne mit dir zusammengearbeitet. Du warst immer ein ebenso kompetenter wie auch engagierter, konstruktiver und verlässlicher Fraktionskollege. Deine Meinung hatte Gewicht. Deine herzliche, ehrliche Art hat unser Miteinander bereichert.
Es war dir auch nie zu viel, wenn wir, was nicht nur einmal vorkam, wieder einmal deine Räumlichkeiten für ein Treffen oder eine Veranstaltung benötigten. Auch dafür herzlichen Dank.
Als nun noch weitere Aufgaben im Bereich der Winzergenossenschaft auf dich zukamen, hast du dich entschlossen, nicht mehr für die Gemeinderatswahl anzutreten.
Wir bedauern dies und hätten dich noch gerne in unserer Fraktion gehabt.
Aber wir akzeptieren selbstverständlich auch deine Entscheidung.
Als Präsent der Fraktion darf ich dir für deine Arbeit, lieber Klaus, zwei Gutscheine für einen Brunch und ein gutes Essen überreichen.
Genieße dies mit deiner Frau.
Lieber Klaus,
lieber Jonathan,
noch ein kurzer Schlussappell an euch:
Beherzigt nicht den von mir eingangs zitierten Ausspruch von Hape Kerkeling. Verfolgt vielmehr weiterhin aufmerksam das Geschehen in unserer Gemeinde und gebt euren Erfahrungsschatz an eure Nachfolger weiter.
Sie werden es euch danken.
Meine Damen und Herren,
bei all den Abschiedsworten dürfen aber auch die Ehefrauen der zu Verabschiedenen nicht vergessen werden.
Liebe Thea, liebe Michaela,
Ehepartner sind bei den Aufs und Abs des Alltags auch diejenigen, die hautnah die Gefühlswelt miterleben, die ein Amt wie das des Gemeinderats mit sich bringt.
Vieles des Familienlebens bleibt auch oftmals auf der Strecke.
Deshalb, liebe Thea, liebe Michaela, ein herzliches Dankeschön für das Mittragen, Ermutigen, Trösten, Zuhören, Anspornen, Mitleben und Mitfreuen.
Als kleines Dankeschön darf ich euch, auch im Namen der Fraktion, für alle Entbehrungen je einen Blumenstrauß überreichen.
Vielen Dank.
Konrad Fleckenstein
Fraktionsvorsitzender