Opfer von NS-Verfolgung an der Handelshochschule Mannheim
Am Dienstag, den 22. Oktober 2024 fand in der Universität Mannheim die offizielle Vorstellung des Bandes »Verdrängt, vertrieben, ermordet. - Opfer von NS-Verfolgung an der Handelshochschule Mannheim« statt. Wie an anderen deutschen Universitäten und Hochschulen wurden im Frühjahr 1933 auch Lehrende und Beschäftigte der Mannheimer Handelshochschule beurlaubt oder entlassen, Studierenden die Studienmöglichkeit genommen. Betroffen waren nicht nur Wissenschaftler von großem Renommee wie Otto Selz, Paul Eppstein oder Curt Sigmar Gutkind, sondern auch viele längst vergessene Lehrbeauftragte und Studierende, deren Perspektiven und Lebensträume ebenfalls zerbrachen.
Auch einem Zuzenhäuser Bürger ist dieses Schicksal widerfahren. Friedrich Wilhelm Muckle, am 8. Januar 1883 in Zuzenhausen geboren und aufgewachsen als Sohn des Hauptlehrers Friedrich Muckle, (welcher im Jahr 1878 mit dem Neubau der Simultanschule - das heutige »Alte Schulhaus« oder auch Dorfgemeinschaftshaus - in unseren Ort kam), war als Privatdozent von 1910-1917 an der Handelshochschule in Mannheim tätig. Muckle studierte Ökonomie, Finanzwissenschaften, Philosophie und Soziologie in Leipzig und Heidelberg und promovierte im Jahr 1906 in Heidelberg. Eine Zeit lang war Muckle Berater und enger Mitarbeiter von Kurt Eisner, dem ersten bayrischen Ministerpräsidenten, Sozialdemokraten und Anführer der Novemberrevolution 1918 in München.
81 Betroffene hat die Universität Mannheim durch Regelstudierende und Seniorenstudierende in Biografien aufgearbeitet, und ihnen damit eine späte Würdigung zuteilwerden lassen. Die Biografie von Friedrich Muckle hat die Seniorenstudierende Beate Hartmann erfasst. Auf Grund ihrer Anfrage konnte Henrik Neumeister vom Heimatverein, sie mit verfügbaren Daten aus dem Gemeindearchiv über Friedrich Muckle und seiner Familie, bei der Recherche unterstützen.
Das Buch ist beim verlag regionalkultur erhältlich.