Förderkreis Heimatgeschichte Ammerbuch e.V.
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„Vom Himmel hoch ...“ – Bezug zu Entringen

Martin Luther schrieb zum Christfest 1535 das heute noch weithin bekannte Weihnachtslied „Vom Himmel hoch“; und da Familie Luther vom damaligen sächsischen...

Martin Luther schrieb zum Christfest 1535 das heute noch weithin bekannte Weihnachtslied „Vom Himmel hoch“; und da Familie Luther vom damaligen sächsischen Kurfürsten das weitläufige frühere Wittenberger Augustinerkloster als Wohnhaus zugewiesen bekommen hatte, konnte dieses Lied bei seiner ersten Aufführung auch ein wenig in Szene gesetzt werden: Hänschen, das älteste Kind von Katharina und Martin Luther, durfte im geräumigen Flur als Engel die ersten 5 Strophen des „Kinderliedes zur Weihnacht“ solo vorsingen: „Vom Himmel hoch, da komm ich her … Euch ist ein Kindlein heut geborn … Es ist der Herr Christ, unser Gott … Er bringt euch alle Seligkeit … So merket nun dies Zeichen recht: die Krippe, Windelein so schlecht, da findet ihr das Kind gelegt, das alle Welt erhält und trägt!“

Dieser Einladung folgte nun die „restliche Familie“, das Gesinde sowie die Tischgenossen. Dabei sangen sie die weiteren 10 Strophen und betraten nun singend den großen Christfest-Saal, wo Luthers Säugling, die kleine Margarete in der Wiege lag: „Des lasst uns alle fröhlich sein, und mit den Hirten gehen hinein, zu sehn, was Gott uns hat beschert, mit seinem lieben Sohn verehrt.“

Weil der zweite protestantische Entringer Pfarrer Jost Neuheller von 1535 bis 1538 in Wittenberg Luthers Tischgenosse war – er begleitete als „Hofmeister seinen Zögling“ Johannes Honold aus Augsburg dorthin – darf angenommen werden, dass auch Neuheller und Honold Augen- und Ohrenzeugen dieser ‚Welt-Uraufführung‘ waren. Zuhause bei Käthe und Martin Luther war natürlich viel gesungen und musiziert worden.

Über Jost Neuhellers wechselvolle Lebens- und Wirkungsgeschichte berichtet ein großes Holz-Epitaph in der Entringer Michaelskirche in Reimform: „… zu Wittenberg, der Schul in Saxenland bei D. Martin Luther vielerkannt, drei Jahr an seinem Tisch in seinem Haus: groß Eifer, Kunst und Ehr bracht er daraus …“ 1540 hielt er hier seine erste Predigt. Herzog Christoph sandte ihn zusammen mit dem Kanzler der Uni Tübingen „uffs Konzilium hin ins welche Land“ – nach Trient. Und von 1557 bis 1560 war er Kloster-Präzeptor in Herrenalb: „Sein Lob noch währet allenthalb.
Der dreijährige Aufenthalt in Wittenberg, unter anderem bei vielem Singen und Musizieren, muss sich positiv auf Neuheller abgefärbt haben. So dürfen wir annehmen, dass die Entringer Gottesdienstgemeinde und auch die Schüler damals im Singen professionell angeleitet wurden.

Neuheller war 1504 in Ladenburg geboren worden und 1572 in Entringen verstorben. Sein Leib wurde im Chor der Michaelskirche beigesetzt.

Reinhold Bauer

Erscheinung
Amtsblatt der Gemeinde Ammerbuch
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Ausgabe 51/2024

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