Weinsberger Blutostern 1525
Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25
von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann
(Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr. 5 /25)
1525 machte Albrecht Dürer, der Maler und Zeichner aus Nürnberg, eine Eintragung in sein Tagebuch
(Wir bringen die Anfangs- und Schlusszeilen des Urtextes, wie er in seinem Tagebuch das Bild über den Bauerkrieg beschrieben hatte).
„Im 1525 Jor nach dem pfinxstag zwischen dem Mitwoch und pfintzdag in der nacht im schlaff hab ich dis gesicht gesehen ...(Urtext ist bei uns vorhanden) ... Aber do ich am morgn auff stund molet ich hy oben wy ichs gesehen hett. Got wende alle ding zu besten".
Den textlichen Teil haben wir folgend ins Gebrauchsdeutsch übersetzt, er lautet:
„Im Jahre 1525 nach dem Pfingsttag in der Nacht zwischen dem Mittwoch und Donnerstag (1. und 2. Juni 1525) habe ich im Schlaf diese Erscheinung gesehen, wie viele große Wasser vom Himmel fielen; und das erste traf das Erdreich ungefähr vier Meilen von mir mit einer solchen Furchtbarkeit und einem übergroßen Geräusch und es zerspritzte und ertränkte das ganze Land. Dabei erschrak ich sogar schwer, dass ich davon erwachte. Dann fielen die anderen Wasser, und die da fielen, die waren sehr mächtig und es waren deren viele, einige weiter, einige näher, und sie kamen so hoch herab, dass sie scheinbar gleichmäßig langsam fielen. Aber als das erste Wasser, welches das Erdreich traf, nahezu herabgekommen war, da fiel es mit einer solchen Geschwindigkeit, mit Wind und Brausen, und ich erschrak so sehr, dass mir, als ich erwachte, mein ganzer Körper zitterte und ich lange nicht recht zu mir selbst kommen konnte. Als ich aber am Morgen aufstand, malte ich es hier oben, wie ich es gesehen hatte. Gott wende alle Dinge zum Besten".
Traumgesicht von Dürer
(Deutsch: Als „Traumgesicht“. Dürer dokumentiert einen seiner Albträume zu Zeiten des Bauernkrieges 1525. Er malte daraufhin ein Bild mit der Größe von 30 x 42,5 cm, als Aquarell und Tinte auf Papier. Das Original befindet sich im kunsthistorischen Museum in Wien.)
Das von Dürer gemalte Aquarell zeigt eine braune, unbestellte Landschaft, im Mittelbereich Städte und Dörfer und am Rande ein kraterartiges Gebildes, in das sie abzustürzen drohen, und im Hintergrund eine vom Himmel stürzende Flut, die auf die Erde aufschlägt und sich wie ein umgekehrter Atompilz ausbreitet. Daneben ergießen sich weitere schwarze Wassersäulen vom Himmel, die die Erde noch nicht ganz erreicht haben. Nach seinen Angaben kann der Verlauf des Bauernkriegs gut rekonstruiert werden, seine Angaben stimmen weitgehend mit anderen Quellen überein. Er beschreibt ausführlich die Ereignisse vom Ostersonntag 1525 und die Folgen: „Am neunzehenden tag may ist obgenanter Bundtshauptman gen Weinsperg gezogen; die bawn [...] waren gen Wurtzburg zogen; also brandten die bundischen Weinsperg aus unnd funff dörffer, haben bey vierhundert baurn erschlagen". Und an anderer Stelle: „Dis geschrey ist gen Wurtzburg kommen, wie der bundt unnd Pfaltz Weinsperg verbrent unnd etlich brueder erstochen und enthaupt". So der Text von Albrecht Dürers Tagebuch zum Bauernkrieg 1525.
Der Bauernkrieg beginnt am Hochrhein, zieht sich nach Oberschwaben und Franken, erreicht auch den Schwarzwald und das Elsass. Die Kämpfe setzen sich im Rheingau und auch in Thüringen fort, zum Schluss erreichten sie die Alpenländer.
Der Bauerkrieg von 1525 ist die erste Revolution auf deutschem Boden. Die Bauern wollten Reformen auf breiter Front. Vor dem Hintergrund einer religiösen Umwälzung erhoben sich die Untertanen gegen ihre Herrschaften. Doch die Adeligen und Fürsten erstickten den Bauernaufstand mit Billigung von einigen Klerikern.
Jugendbild von Dürer
Die Anfänge des Bauernkriegs im Südwesten im Jahr 1524 – Der Aufstand der Stühlinger Bauern
In der Grafschaft Stühlingen (Südwesten von Württemberg) erhoben sich am 24.6.1524, am Johannestag, die dortigen Bauern gegen die herrschaftliche Willkür ihrer Grafschaft Lupfen. Die Bauern verweigerten der Grafschaft ihre Dienste. Den Bericht über den Aufstand der Stühlinger Bauern hierüber haben wir 2024 im Nachrichtenblatt berichtet. Der Bericht kann auch bei uns eingesehen werden.
Ein kurzer geschichtlicher Überblick: Einige geschichtliche Daten von Württemberg, im deutschen Reich und in der Welt (Entdeckungen); zu Zeiten vor und nach dem Bauernkrieg von 1525, nur zur Auffrischung
1. Weltgeschichte um 1500, Entdeckungsreisen der Europäer
1492 Christoph Kolumbus landet auf der Insel Guanahani vor dem amerikanischen Kontinent.
1498 Der Portugiese Vasco da Gama entdeckt den Seeweg nach Indien.
1519/21 Ferdinand de Magellan und Sebastian del Cano umsegeln zum ersten Mal die Erde. Die Spanier unter Cortis erobern das Aztekenreich.
1532/33 Francisco Pizarro erobert das Inkareich.
2. Reichsgeschichte
1493/1519 Maximilian I., deutscher König und Kaiser
1495 Reichstag in Worms, ewiger Landfriede, gemeiner Pfennig, Reichskammergericht
1495 Hexenhammer erscheint, Beginn der Hexenverfolgung
1499 Schwabenkrieg, die Schweiz wird praktisch unabhängig vom Reich.
1512 Reichstag in Köln, Einteilung des Reichs in zehn Reichskreise
1517 Beginn der Reformation, Martin Luther veröffentlicht 95 Thesen gegen den Ablasshandel.
1518 Reichstag in Augsburg, Luther verweigert den Widerruf seiner Lehre und festigt seine negative Auffassung vom Papsttum.
1519 Leipziger Disputation (wissenschaftliches Streitgespräch), Luther gegen Dr. Eck
1519/1556 Karl V. (1500 – 1558), König und Kaiser, Enkel von Maximilian I., Königswahl in Frankfurt. Der König von Frankreich bot vor der Wahl ein Bestechungsgeld von 300.000 Gulden an. Karl V. bot daraufhin mithilfe der Fugger aus Augsburg eine weit höhere Summe an, um die Wahl des französischen Königs auf dem deutschen Königsthron zu verhindern. Die sieben Kurfürsten von Deutschland entschieden sich am 28.6.1519 für Karl. Damit war eine Feindschaft zwischen den Franzosen und den Habsburgern gegeben.
1520 Luther veröffentlicht in Leipzig drei reformatorische Programmschriften.
1521 Reichstag in Worms. Luther verweigert die Zurücknahme seiner Lehren. Beginn der Bibelübersetzung auf der Wartburg.
(Fortsetzung im nächsten Nachrichtenblatt Nr. 7/25)