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Vor genau 500 Jahren

Weinsberger Blutostern 1525 Geschichte zum Bauernkrieg 1524/1525 von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann (Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt...
Herzog Ulrich von Württemberg ermordet im Böblinger Forst seinen Stallmeister Hans von Hutten am 7. Mai 1515 im Alter von 39 Jahren
Herzog Ulrich von Württemberg ermordet im Böblinger Forst seinen Stallmeister Hans von Hutten am 7. Mai 1515 im Alter von 39 JahrenFoto: Wiedmann

Weinsberger Blutostern 1525

Geschichte zum Bauernkrieg 1524/1525

von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann

(Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr.: 7/25)

Dr. Dillenius, Dekan in Weinsberg, schrieb in seiner Weinsberger Ortschronik Folgendes über das Jahr 1514:

„1514 am 25. Juli wurde Amt und Stadt von 300 Mann zu Pferd, darunter 57 von Adel, durchzogen. Angeführt von dem Hauptmann Sigmund von Ehingen zogen sie durch Weinsberg nach Lauffen, um dort auf weitere Order vom Herzog zu warten. Die Bewegung des Weinsberger Bezirks wurde dadurch unterdrückt und ein Anschluss an die Remstäler verhindert“. Soweit Dillenius.

Die 300 Mann waren die Hilfstruppen des Bundesgenossen von Ulrich, des Bischofs von Würzburg, zur Niederschlagung der Aufstände gegen seine ungerechte Herrschaft. Zu den „Durchmärschen“ oder „Kriegszügen“ des Militärs durch die Stadt Weinsberg sei Folgendes anzumerken:

Viel schwerer als durch die eigentlichen zeitlich begrenzten Kampfhandlungen bei Kriegen wurden die Bürger von Weinsberg, wegen der durchziehenden Soldaten, Landsknechte und Söldner, die ihren Einsatz außerhalb von Weinsberg hatten, sehr, sehr belastet.

Diese wollten leben, essen und trinken und das nicht schlecht! Dazu mussten auch die Pferde und Ochsen versorgt werden, egal was für das Vieh der Bauern, wenn nachher überhaupt noch existent, zum Leben noch übrigblieb. Die Kriegsparteien, einheimisch oder fremd, freundlich oder feindlich, „fraßen“ im Sinne des Wortes die ganze Gegend um Weinsberg fast leer und zogen oft erst weiter, wenn es wirklich nichts mehr für sie zu holen gab. Sie hinterließen Hunger und Elend, Seuchen und Tod und leider auch verbrannte Erde. In Weinbaugebieten schnitten die Soldateska (zügelloser Soldatenhaufen) oft die Reben am Boden ab und brachten die Weingärtner so für Jahre um ihren Erwerb.

Wer bei Kriegen der Sieger war, war egal. Ruiniert und geschädigt waren die Bürger auf sehr lange Zeit.

Wir werden auf die Kriegsnebenkosten und Kriegslasten bei solchen Kriegen in einem anderen Textteil noch genauer eingehen.

1515 ermordete Herzog Ulrich von Württemberg seinen Stallmeister, Hans von Hutten, und misshandelte seine Ehefrau, die Herzogin Sabina von Württemberg. Sie flüchtete deswegen am 24. November 1515 zu ihrer Familie zurück nach Bayern.

1519 griff Ulrich ohne Kriegserklärung die freie Reichsstadt Reutlingen an und eroberte sie.

Damit hatte er jedoch den Bogen als Regierungschef von Württemberg sehr, sehr weit überspannt.

Wir werden folgend uns näher über die Herrschaft von Herzog Ulrich in seinem Herzogtum Württemberg beschäftigen.

Der „Schwäbische Bund“ (gegründet 1488 auf dem Reichstag in Esslingen a. N. auf Veranlassung Kaiser Friedrich III. und 1534 aufgelöst) ist in erster Linie ein militärisches Bündnis mehrerer Reichsstädte und Reichsstände. Er hatte zum Ziel, dass durch den Bund die reichsstädtischen und reichsständischen Freiheitsrechte gesichert wurden. Er richtete sich gegen die Bestrebungen der Fürsten, dass deren Landflächen nicht zulasten der Städte vergrößert wurden. Er wurde am 14.2.1488 gegründet und hatte sich von sich aus 1534 aufgelöst – dessen Mitglied auch die Stadt Reutlingen war. Der Schwäbische Bund überzog anschließend mit Krieg das gesamte Herzogtum Württemberg, unter der Führung des Bundeshauptmanns, Herzog Wilhelm von Bayern, dem Bruder von Herzogin Sabina von Württemberg.

Über die Ursache und die Einsätze des Militärs im Herzogtum Württemberg, nach der Einnahme von Reutlingen, möchten wir Sie im Folgenden etwas ausgiebiger unterrichten, weil wir der Meinung sind, dass dies nicht untergehen sollte. Bedingt durch das Scheitern der Ehe zwischen Sabina und Ulrich verschärfte sich die politische Lage im Herzogtum Württemberg. Im Landshuter Erbfolgekrieg von 1504 hatte Ulrich für sein Herzogtum sehr große Landgewinne erzielen können. Ab 1512 stand er als seitheriger Juniorpartner den Habsburgern in Südwestdeutschland nicht mehr zur Verfügung. Auch einer Verlängerung als Mitglied im Schwäbischen Bund stimmte Ulrich nicht mehr zu. Er suchte andere Allianzen gegen den kaiserlichen Landfriedensbund zu schmieden. Im Jahr 1514 kam es wegen erhöhter Steuern und der Änderung von Maßeinheiten usw. im Herzogtum Württemberg zu einem Bauernaufstand „Armer Konrad“, der vom Remstal ausging und das nördliche Württemberg berührte, wo in Neuenstadt und Schwabbach aufrührerische Bauernversammlungen stattfanden. (Wir berichteten im Jahr 2015 im Nachrichtenblatt darüber).

Der Aufstand wurde niedergeschlagen und es kam 8.7.1514 zum Tübinger-Vertrag über die Ehrbarkeit im Herzogtum Württemberg, in dem sich die Landstände die Übernahme von Schulden (950.000 Gulden, d. s. heute etwa 340 Millionen Euro; die Einwohnerzahl betrug um 1514 etwa 380.000 Menschen) des Herzogs verpflichteten. Ulrich hatte dann als Gegenleistung auf einen Teil seiner Souveränität verzichtet.

Im Tübinger Vertrag musste Herzog Ulrich Zugeständnisse machen, und zwar bei: Bewilligung und Erhebung von Steuern nur mit Zustimmung der Landstände. Kein Hauptkrieg ohne Zustimmung der Landstände. Ohne Zustimmung der Landstände keine Landesteilung im Herzogtum.

Niemand darf ohne Prozess bestraft werden. Recht auf Auswanderung usw.

Vertragspartner waren der Herzog und wohlhabende Bürger im Herzogtum Württemberg (genannt die Ehrbarkeit).

Mit dem Tübinger Vertrag hatte das Land ein Staatsgrundgesetz, das für drei Jahrhunderte die Zuständigkeiten zwischen den Landständen und dem jeweiligen Herzog regelte. Bauern und arme Bürger hatten kein Mitspracherecht!

(Fortsetzung im nächsten Nachrichtenblatt Nr.: 9/25)

Denkmal „Armer Konrad“ für Peter Gaiß aus Beutelsbach. Bündnis des gemeinen Mannes, das 1514 im Herzogtum Württemberg aufbegehrt hat.
Denkmal „Armer Konrad“ für Peter Gaiß aus Beutelsbach. Bündnis des gemeinen Mannes, das 1514 im Herzogtum Württemberg aufbegehrt hat.Foto: Wiedmann
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Nachrichtenblatt für die Stadt Weinsberg
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Ausgabe 08/2025

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von Stadtgeschichte
21.02.2025
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