Weinsberger Blutostern 1525
Geschichte zum Bauernkrieg 1524/25
von Klaus Heiland und Manfred Wiedmann
(Fortsetzung vom letzten Nachrichtenblatt Nr. 10/25)
Dies über Herzog Ulrich von Württemberg und seine Vertreibung aus seinem Besitz durch das Bundesheer sowie seine verschiedenen Aufenthalte bis zum Bauernkrieg 1525. Wir werden folgend versuchen, uns über Herzog Ulrich etwas näher mit dem Bauernkrieg von 1524/25 zu befassen, vor allem wie er die Situation des Kriegs benutzt hatte, sein Herzogtum mithilfe der Bauern zurückzuerobern.
Herzog Ulrich von Württemberg war ein Verbündeter des Königs Franz I. von Frankreich. Er war entschlossen, die Bauernunruhen von 1524 für sich zu nutzen, um sein Herzogtum von den Habsburgern zurückzuerobern. Von der Festung Hohentwiel aus versuchte er, sich zum Anhänger der evangelischen Sache zu erklären. Es war damals die einzige Chance, über einen Religionswechsel das Herzogtum wieder an sich zu binden. Er verkündigte, dass er alle Klöster auflösen und mit dem Geld der Klöster die Bauern von ihren Verpflichtungen befreien werde.
Die Bauern erinnerten sich noch gut an Herzog Ulrichs brutale Unterdrückung des Aufstands der „Arme Konrad“ von 1514 (wegen seiner Misswirtschaft im Herzogtum, wir berichteten 2014 darüber); sie ließen sich von ihm nicht täuschen und lehnten seine Verkündigung ab.
Die Bauern waren auch nicht bereit, Ulrich zu unterstützen, als er Ende Februar 1525 den Versuch unternahm, mit einem Heer von angeworbenen Landsknechten aus der Schweiz seine Residenzstadt Stuttgart einzunehmen. Mit raschem Aufmarsch drang er bis Stuttgart vor und nahm zwei Vorstädte ein. Unter der Besatzung des Schwäbischen Bundes von Stuttgart, die von dem Weinsberger Obervogt Graf Ludwig Helferich von Helfenstein befehligt wurde, wurde der Angriff innerhalb der Stadt Stuttgart abgewehrt. Der Angriff von Ulrich hatte auf Stuttgart ein schnelles Ende gefunden, als seine angeworbenen Landsknechte aus der Schweiz erfuhren, dass Ulrichs engster Verbündeter, König Franz I. von Frankreich, die größte Schlacht des 16. Jahrhunderts vom 24. Februar 1525 bei Pavia in der Lombardei bei Mailand gegen Kaiser Karl V. (1500 – 1558) verlor. Daraufhin konnte von Ulrichs angeworbenen Landsknechten aus der Schweiz keinen Sold mehr ausgezahlt werden, weil der französische König, Franz I., in die Gefangenschaft von Karl V. gelangte. Karl feierte am Tag der Schlacht seinen 25. Geburtstag. Mit neuer Taktik schlugen die deutschen Landsknechte aus dem Oberrhein, aus Schwaben und Bayern die vom König von Frankreich angeworbenen Landsknechte der Eidgenossen aus der Schweiz vernichtend. Die Schweizer Söldner galten bis dahin als die gefürchtetsten Soldaten in Europa.
Jetzt war der Weg frei für eine Gegenoffensive des Schwäbischen Bundes unter der Leitung von Georg III., Truchsess von Waldburg-Zeil (auch Bauern-Jörg genannt), gegen die aufständischen Bauern in Südwestdeutschland. Das Bundesheer rückte über den Oberschwäbischen Raum kommend der Residenzstadt Stuttgart näher und sie nahmen auch das restliche Umland um Stuttgart ein.
Der Eroberung des Herzogtums Württemberg folgten Brandschatzungen und Gewalttätigkeiten aller Art vonseiten der einquartierten Truppen des Bundesheers. Zudem kam noch die Pest, die viele vom Kriege verschonte Opfer hinwegraffte.
Am 28.6.1519 wurde Karl V. von Spanien, der Enkel von Kaiser Maximilian, zum Deutschen König in Aachen gewählt.
Am 6. Februar 1520 übergab der Schwäbische Bund das Herzogtum Württemberg an Kaiser Karl V. unter der Bedingung, dass es ungetrennt bleibe, der Kaiser alle darauf stehenden Schulden bezahle, den Kindern des Herzog Ulrichs Güter zu ihrem Unterhalt eingeräumt werden, dem Bund die Kriegskosten mit 220.000 Gulden (heute wären dies überschlägig 70 Millionen Euro) bezahlt werden usw.
Erzherzog Ferdinand I. von Österreich
Der Kaiser stellte seinen Bruder, den Erzherzog Ferdinand von Österreich, als Statthalter des Herzogtums Württemberg auf. Dies erfolgte auf dem Reichstag 1521. Durch Erbteilung mit seinem Bruder 1521 erhielt er die Habsburger Erblande (in denen z. B. ein Fürst durch Erbrecht regierte). Ebenfalls 1521 wurde er Erzherzog von Österreich. Darüber wurde zwischen Karl und Ferdinand ein Vertrag im April 1522 in Brüssel geschlossen. Der bekannte Wahlspruch: „Hie gut Württemberg allewege“ wurde in „Hie Österreich Grund und Boden“ geändert.
Ferdinand hielt am 25. Mai 1522 seinen Einzug in Stuttgart. 1526/27 wurde Ferdinand zum König von Böhmen, Kroatien und Ungarn gewählt. Am 5. September 1530 wurde er vom Kaiser förmlich mit dem Herzogtum Württemberg belehnt. Er war aus dem Geschlecht der Habsburger. Ferdinand wurde 1530 zum Deutschen König gewählt und gekrönt. Von 1558 bis 1564 war er Kaiser des Hl. Römischen Reichs.
Es war für Karl V. nicht einfach, die spanische Krone (mit Neapel, Sizilien, Sardinien, die spanischen Überseekolonien in Amerika und Asien) und die unterschiedlichen Bereiche des Heiligen Römischen Reichs unter Kontrolle zu halten. Es war ein neues Weltreich im Entstehen begriffen.
Kaiser Karl V.
Zudem war Kaiser Karl V. neun Jahre lang, von 1522 bis 1530 (auch zur Zeit des Bauernkriegs), und 1532 bis 1540 den deutschen Landen fern. Er weilte in der Zeit hauptsächlich in Spanien, wo er mit einem größeren Aufstand konfrontiert war, zudem er in der Zeit von Frankreich und den Osmanen bedroht wurde. Schon Jahre vor dem Bauernkrieg hatte das Heer der Osmanen am 28.8.1521 die serbische Stadt Belgrad eingenommen. Dadurch fühlten sich die Habsburger bedroht.
Vorausgehende Bauernbewegungen in Europa und innerhalb von Deutschland im Mittelalter
Schon im 13. und 14. Jahrhundert waren die Bauern in der Schweiz, England, Flandern und in Böhmen aufgestanden. Sie wurden erfolgreich von den örtlichen Adeligen niedergeschlagen.
Einige weitere Beispiele von bäuerlichen Haufen, die zeitlich im süddeutschen und mitteldeutschen Raum auftraten, waren in:
Tettnang am 7.3.1525
Rapperswil am 8.3.1525
Buchloe am 11.2. und am 10.4.1525
Dinkelsbühl am 4.5.1525
Riedselz am 25.4.1525
Truttenhausen am 22.4.1525
Rothenburg am 3.4.1525
In Mitteldeutschland:
Ascha 13.4.1525
Arnstadt am 2.5.1525
Bildhausen am 14.4. – 19.4. und am 21.4.1525
Blankenburg am 24.4.1525
Fulda am 30.4.1525
Salzungen am 24.4.1525
Vacha am 22./23.4.1525
und weitere kleinere Bauernbewegungen
Es gab weitere Unruhen der Bauern in Süddeutschland im Jahr 1524 und noch weitere kleinere Revolten im Jahr 1525.
(Fortsetzung im nächsten Nachrichtenblatt Nr. 12/25)