Gemeindeverwaltung Heddesheim
68542 Heddesheim
Aus den Rathäusern

Vorgesehene Errichtung eines Umspannwerks „Mannheim Ost“ auf der Gemarkung in Heddesheim

In der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 24.10.2024 haben Vertreter des Übertragungsnetzbetreibers Transnet BW gemeinsam mit der MVV Energie AG ihr...

In der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 24.10.2024 haben Vertreter des Übertragungsnetzbetreibers Transnet BW gemeinsam mit der MVV Energie AG ihr Vorhaben zum Bau eines Umspannwerks Mannheim Ost im Westen der Gemarkung der Gemeinde Heddesheim vorgestellt. Bürgermeister und Gemeinderat lehnen dieses Vorhaben einhellig ab. Der Gemeinderat hat einen entsprechenden Beschluss gefasst, der Bürgermeister und Verwaltung beauftragt, alle zulässigen Mittel auszuschöpfen, um das Projekt auf Heddesheimer Gemarkung zu verhindern.

Ein offener Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Mannheim fasst die Sachargumente zusammen und bringt die ablehnende Haltung von Bürgermeister und Gemeinderat zum Ausdruck. Darin wird die Mannheimer Politik dazu aufgefordert, das Thema auf die politische Agenda zu setzen und sich für eine (sach-) gerechte Lastenverteilung zwischen Mannheim und Heddesheim einzusetzen.

Offener Brief von Bürgermeister und Gemeinderat der Gemeinde Heddesheim an den Oberbürgermeister der Stadt Mannheim zur vorgesehenen Errichtung eines Umspannwerks „Mannheim Ost“ auf Gemarkung Heddesheim durch Transnet BW und MVV Energie AG

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Specht,

im Rahmen der Sitzung des Gemeinderats der Gemeinde Heddesheim vom 24.10.2024 wurden die Pläne der Transnet BW und der MVV zur Errichtung eines Umspannwerks „Mannheim Ost“ auf Gemarkung der Gemeinde Heddesheim öffentlich vorgestellt.

Im Nachgang zu dieser wenden wir uns mit diesem offenen Brief an Sie.

Bürgermeister und Gemeinderat sowie große Teile der Bevölkerung der Gemeinde Heddesheim lehnen dieses Vorhaben auf Heddesheimer Gemarkung ab. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Die gewichtigsten Punkte sind:

  • Dieses neue Umspannwerk dient im Wesentlichen der Versorgungssicherheit der Stadt Mannheim. Das Projekt bietet für die Gemeinde Heddesheim keinen einzigen, erkennbaren Mehrwert, sondern bringt nur Nachteile. Die Vorteile des Projektes hingegen kommen fast ausschließlich der Stadt Mannheim zu Gute. Eine faire und gerechte Lastenverteilung ist hier nicht gegeben. Wir akzeptieren nicht, dass die Versorgungsicherheit und das Erreichen der langfristigen Klimaschutzziele der Stadt Mannheim auf dem Rücken des kleinen Nachbarn Heddesheim ausgetragen wird.
  • Das Vorhaben verstößt gegen das interkommunale Gebot der Rücksichtnahme. Es stellt zu Lasten der Gemeinde Heddesheim einen erheblichen Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung und Planungshoheit dar und steht im Widerspruch zu den übergeordneten Planungen und längerfristigen Entwicklungsabsichten der Gemeinde. Wir werden eine Planung über unsere Köpfe hinweg und gegen den ausdrücklichen Willen von Bürgermeister und Gemeinderat nicht akzeptieren!
  • Durch die Realisierung des Umspannwerks gehen 20 ha wertvoller Boden für die Produktion von Nahrungsmitteln unwiderruflich verloren, die damit der Landwirtschaft nicht mehr zur Verfügung stehen. Die vom geplanten Umspannwerk betroffenen Böden auf Gemarkung Heddesheim sind als sog. „Vorrangflur 1“eingestuft und haben damit eine sehr gute Qualität. Wir wollen die sehr guten Böden für die örtliche Landwirtschaft erhalten und damit die regionale Nahrungsmittelproduktion sichern!
  • Der Flächenverbrauch von ca. 200.000 m² (20 ha) ist exorbitant hoch und für die Gemeinde Heddesheim ohne erkennbaren eigenen Nutzen. Durch die Realisierung eines Umspannwerks auf der Vorzugsfläche auf Heddesheimer Gemarkung entsteht in der freien Landschaft an einer wichtigen Zufahrtsstraße dauerhaft eine Infrastrukturanlage, die allein durch Ihre Dimension das Landschaftsbild im Westen von Heddesheim negativ beeinträchtigt. Wir akzeptieren keine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes im Westen von Heddesheim!
  • Die Errichtung des Umspannwerks stellt einen erheblichen Eingriff in die lokale Flora und Fauna im Bereich der Gemeinde Heddesheim dar. Feldhamstervorkommen gibt es nicht nur im Landschaftsschutzgebiet „Straßenheimer Hof“ auf Mannheimer Gemarkung, sondern nachweislich auch auf den angrenzenden Flächen auf Gemarkung Heddesheim, auf denen das neue Umspannwerk realisiert werden soll.
  • Die für den Betrieb eines Umspannwerks notwendige Infrastruktur, wie z.B. geeignete Zufahrtswege/-straßen fehlen komplett und müssen neu hergestellt werden. Damit sind weitere Eingriffe in die Natur und Landschaft verbunden. Außerdem ist unsere Freiwillige Feuerwehr nicht in der Lage, die zusätzlichen Anforderungen zu erfüllen, die mit dem Betrieb eines solchen Umspannwerks auftreten können.
  • Heddesheim ist Teil des Verdichtungsraums Mannheim/Heidelberg und bereits heute stark durch Verkehrsinfrastruktur und umliegende Industriebetriebe betroffen. Das geplante Umspannwerk bringt weitere Beeinträchtigungen für die Bevölkerung mit sich. Neben zu erwartenden Immissionen durch den Betrieb des Umspannwerks geht auch wertvoller Erholungsraum verloren. Wir wollen die guten Lebensbedingungen der Heddesheimer bewahren!

Das Vorhaben „Umspannwerk Mannheim Ost“ soll am westlichen Rand der Heddesheimer Gemarkung nur wegen angeblich fehlender, bis 2028 realisierungsfähiger, geeigneter Alternativen auf der Gemarkung der Stadt Mannheim umgesetzt werden.

Wir können nicht akzeptieren, dass im Rahmen der Standortsuche der Transnet BW von Anfang an Flächen auf Mannheimer Gemarkung ausgeschlossen wurden (z.B. aufgrund des Flughafens oder Landschaftsschutzgebieten).

Auf Gemarkung der Stadt Mannheim gibt es über 4.000 ha Landschaftsschutzgebiet, wohingegen die gesamte Gemarkung der Gemeinde Heddesheim gerade einmal 1.471 ha beträgt. Somit muss es (politischer Wille vorausgesetzt) möglich sein, 20 ha (bzw. nach Auskunft des Vorhabenträgers wären ja sogar 12 – 15 ha ausreichend) für die Errichtung des Umspannwerks „Mannheim Ost“ für Mannheim auf Mannheimer Gemarkung zu entwickeln. Die enge Zeitschiene dient dem Vorhabenträger als das K.O.-Kriterium gegen andere geeignete Lösungen, die eine gerechte Lastenverteilung ermöglichen würden.

Geeignete Alternativflächen auf Gemarkung der Stadt Mannheim für das Vorhaben „Umspannwerk Mannheim Ost“, die bis 2028 realisiert werden könnten, sind aus unserer Sicht sehr wohl vorhanden.

Auf Gemarkung der Stadt Mannheim an der Grenze zu Heddesheim gibt es mehrere geeignete Alternativflächen. Diese Flächen befinden sich zwar aktuell in einem Landschaftsschutzgebiet. Dieses derzeitige Genehmigungshindernis lässt sich jedoch mit politischem Willen und im Schulterschluss mit der Gemeinde Heddesheim innerhalb des engen Zeitkorridors (Realisierung bis 2028) überwinden.

Die Gemeinde Heddesheim wäre bereit, hierzu einen bedeutsamen Beitrag zu leisten:

Sie wäre bereit, bei Herausnahme einer geeigneten Fläche für das Umspannwerk auf Mannheimer Gemarkung aus dem Landschaftsschutzgebiet im Gegenzug auf Heddesheimer Gemarkung geeignete Flächen zur Erweiterung des Landschaftsschutzgebiets zur Verfügung zu stellen. Damit könnte der durch die Herausnahme der neuen Vorhabenfläche verursachte Eingriff wieder kompensiert werden.

  • Wir fordern deshalb eine nachvollziehbare, transparente und ergebnisoffene Prüfung von Standortalternativen ohne die Standortsuche aus Zeitgründen auf Heddesheim zu beschränken. Mit anderen Worten: Wir fordern eine (sach-) gerechte Lastenverteilung!


Die Errichtung des Umspannwerks „Mannheim Ost“ auf Heddesheimer Gemarkung kann in jedem Fall nicht die finale Lösung sein.

Wir fordern Sie auf, in Gespräche mit Transnet BW und der MVV einzutreten, um ein entsprechendes Procedere zu einer erneuten Standortsuche in Gang zu setzen.

Die Gemeinde Heddesheim ist bereit, sich in diesem Prozess konstruktiv einzubringen. In Konsequenz von allem hier Benanntem kann das Umspannwerk „Mannheim Ost“ jedoch nur auf Mannheimer Gemarkung errichtet werden.

Wir sind sehr sicher, dass es auch im Interesse der Stadt Mannheim liegen muss, dass eine solche Infrastrukturanlage, die eine so hohe Bedeutung für die Energieversorgung der Stadt Mannheim hat, auch auf eigener Gemarkung verortet ist.

Eine lange und intensive juristische und öffentliche Auseinandersetzung in dieser Sache durch die Gemeinde Heddesheim sowie ihrer Bevölkerung, die sich bereits jetzt abzeichnet, ist sicher nicht hilfreich. Insbesondere vor dem engen zeitlichen Rahmen und um die Versorgung der Stadt Mannheim auch in Zukunft sicherzustellen, möchten wir dies alle eher vermeiden.

Daher sind wir gerne bereit, konstruktiv an einem Prozess zur Standortsuche auf Mannheimer Gemarkung mitzuwirken und einen echten politischen Schulterschluss im Sinne der Stadt Mannheim und ihrer Bevölkerung für die Region zu verwirklichen.

Wir sind überzeugt, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, dass dies auch in Ihrem Sinne und im Interesse der Stadt Mannheim liegen muss.

Mit freundlichen Grüßen

Achim Weitz

Für die Fraktionen im Gemeinderat die Fraktionsvorsitzenden:

Rainer Hege (CDU)

Jürgen Merx (SPD)

Simon Jarke (Heddesheimer Liste)

Sabrina Arns (Bündnis 90/Die Grünen)

Erscheinung
Mitteilungsblatt der Gemeinde Heddesheim
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Ausgabe 45/2024

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von Gemeindeverwaltung Heddesheim
07.11.2024
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