In der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 24.10.2024 haben Vertreter des Übertragungsnetzbetreibers Transnet BW gemeinsam mit der MVV Energie AG ihr Vorhaben zum Bau eines Umspannwerks Mannheim Ost im Westen der Gemarkung der Gemeinde Heddesheim vorgestellt. Bürgermeister und Gemeinderat lehnen dieses Vorhaben einhellig ab. Der Gemeinderat hat einen entsprechenden Beschluss gefasst, der Bürgermeister und Verwaltung beauftragt, alle zulässigen Mittel auszuschöpfen, um das Projekt auf Heddesheimer Gemarkung zu verhindern.
Ein offener Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Mannheim fasst die Sachargumente zusammen und bringt die ablehnende Haltung von Bürgermeister und Gemeinderat zum Ausdruck. Darin wird die Mannheimer Politik dazu aufgefordert, das Thema auf die politische Agenda zu setzen und sich für eine (sach-) gerechte Lastenverteilung zwischen Mannheim und Heddesheim einzusetzen.
Offener Brief von Bürgermeister und Gemeinderat der Gemeinde Heddesheim an den Oberbürgermeister der Stadt Mannheim zur vorgesehenen Errichtung eines Umspannwerks „Mannheim Ost“ auf Gemarkung Heddesheim durch Transnet BW und MVV Energie AG
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Specht,
im Rahmen der Sitzung des Gemeinderats der Gemeinde Heddesheim vom 24.10.2024 wurden die Pläne der Transnet BW und der MVV zur Errichtung eines Umspannwerks „Mannheim Ost“ auf Gemarkung der Gemeinde Heddesheim öffentlich vorgestellt.
Im Nachgang zu dieser wenden wir uns mit diesem offenen Brief an Sie.
Bürgermeister und Gemeinderat sowie große Teile der Bevölkerung der Gemeinde Heddesheim lehnen dieses Vorhaben auf Heddesheimer Gemarkung ab. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Die gewichtigsten Punkte sind:
Das Vorhaben „Umspannwerk Mannheim Ost“ soll am westlichen Rand der Heddesheimer Gemarkung nur wegen angeblich fehlender, bis 2028 realisierungsfähiger, geeigneter Alternativen auf der Gemarkung der Stadt Mannheim umgesetzt werden.
Wir können nicht akzeptieren, dass im Rahmen der Standortsuche der Transnet BW von Anfang an Flächen auf Mannheimer Gemarkung ausgeschlossen wurden (z.B. aufgrund des Flughafens oder Landschaftsschutzgebieten).
Auf Gemarkung der Stadt Mannheim gibt es über 4.000 ha Landschaftsschutzgebiet, wohingegen die gesamte Gemarkung der Gemeinde Heddesheim gerade einmal 1.471 ha beträgt. Somit muss es (politischer Wille vorausgesetzt) möglich sein, 20 ha (bzw. nach Auskunft des Vorhabenträgers wären ja sogar 12 – 15 ha ausreichend) für die Errichtung des Umspannwerks „Mannheim Ost“ für Mannheim auf Mannheimer Gemarkung zu entwickeln. Die enge Zeitschiene dient dem Vorhabenträger als das K.O.-Kriterium gegen andere geeignete Lösungen, die eine gerechte Lastenverteilung ermöglichen würden.
Geeignete Alternativflächen auf Gemarkung der Stadt Mannheim für das Vorhaben „Umspannwerk Mannheim Ost“, die bis 2028 realisiert werden könnten, sind aus unserer Sicht sehr wohl vorhanden.
Auf Gemarkung der Stadt Mannheim an der Grenze zu Heddesheim gibt es mehrere geeignete Alternativflächen. Diese Flächen befinden sich zwar aktuell in einem Landschaftsschutzgebiet. Dieses derzeitige Genehmigungshindernis lässt sich jedoch mit politischem Willen und im Schulterschluss mit der Gemeinde Heddesheim innerhalb des engen Zeitkorridors (Realisierung bis 2028) überwinden.
Die Gemeinde Heddesheim wäre bereit, hierzu einen bedeutsamen Beitrag zu leisten:
Sie wäre bereit, bei Herausnahme einer geeigneten Fläche für das Umspannwerk auf Mannheimer Gemarkung aus dem Landschaftsschutzgebiet im Gegenzug auf Heddesheimer Gemarkung geeignete Flächen zur Erweiterung des Landschaftsschutzgebiets zur Verfügung zu stellen. Damit könnte der durch die Herausnahme der neuen Vorhabenfläche verursachte Eingriff wieder kompensiert werden.
Die Errichtung des Umspannwerks „Mannheim Ost“ auf Heddesheimer Gemarkung kann in jedem Fall nicht die finale Lösung sein.
Wir fordern Sie auf, in Gespräche mit Transnet BW und der MVV einzutreten, um ein entsprechendes Procedere zu einer erneuten Standortsuche in Gang zu setzen.
Die Gemeinde Heddesheim ist bereit, sich in diesem Prozess konstruktiv einzubringen. In Konsequenz von allem hier Benanntem kann das Umspannwerk „Mannheim Ost“ jedoch nur auf Mannheimer Gemarkung errichtet werden.
Wir sind sehr sicher, dass es auch im Interesse der Stadt Mannheim liegen muss, dass eine solche Infrastrukturanlage, die eine so hohe Bedeutung für die Energieversorgung der Stadt Mannheim hat, auch auf eigener Gemarkung verortet ist.
Eine lange und intensive juristische und öffentliche Auseinandersetzung in dieser Sache durch die Gemeinde Heddesheim sowie ihrer Bevölkerung, die sich bereits jetzt abzeichnet, ist sicher nicht hilfreich. Insbesondere vor dem engen zeitlichen Rahmen und um die Versorgung der Stadt Mannheim auch in Zukunft sicherzustellen, möchten wir dies alle eher vermeiden.
Daher sind wir gerne bereit, konstruktiv an einem Prozess zur Standortsuche auf Mannheimer Gemarkung mitzuwirken und einen echten politischen Schulterschluss im Sinne der Stadt Mannheim und ihrer Bevölkerung für die Region zu verwirklichen.
Wir sind überzeugt, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, dass dies auch in Ihrem Sinne und im Interesse der Stadt Mannheim liegen muss.
Mit freundlichen Grüßen
Achim Weitz
Für die Fraktionen im Gemeinderat die Fraktionsvorsitzenden:
Rainer Hege (CDU)
Jürgen Merx (SPD)
Simon Jarke (Heddesheimer Liste)
Sabrina Arns (Bündnis 90/Die Grünen)