Ein Samstagvormittag, Ende Februar, am Rande des Wohngebiets „Löscher“. Marc und Nadine sitzen am Frühstückstisch, trinken Kaffee und schauen in ihren Garten. Als auf einmal zwei Männer den Garten betreten. Marc stutzt, stellt seine Kaffeetasse ab. Ihre Vermieterin hatte sie zwar am Vorabend informiert, dass ein Baum im Garten entfernt werden müsste. Ein Nachbar hatte sich beschwert, dass der Baum seine Solaranlage zu sehr beschatten würde. Aber ein Gespräch mit der Vermieterin, um Argumente für den Baum und gegen die Abholzung anzubringen, war nicht mehr möglich gewesen. Marc und Nadine glauben, dass man den Baum zum Beispiel nur hätte zurückschneiden können, da die Beschattung nur geringfügig und nur im Frühjahr bzw. Herbst sei, wenn die Sonne schräger stünde. Aber weder Vermieterin noch der Nachbar mit der Solaranlage wollten zuhören. Der Baum musste weichen.
Und nicht nur Marc und Nadine, auch andere Nachbarn im Wohngebiet fragen sich, wie das sein kann? Warum gibt es in Möglingen keine Baumschutzverordnung?
Der eine oder die andere wird sich noch erinnern können, Ende der 90er Jahre bis 2004 gab es in Möglingen eine Baumschutzverordnung. Diese war dann jedoch nach acht Jahren Gültigkeit wieder gekippt worden. Die Bürger seien zu Bittstellern geworden, hieß es damals unter anderem in der Antragsbegründung aus den Reihen des Gemeinderates. Vor drei Jahren, im Februar 2022, unternahm die Grünen-Fraktion im Möglinger Gemeinderat erneut einen Anlauf, eine Baumschutzsatzung für Möglingen zu beschließen. Als Gründe wurden unter anderem die Bedeutung für den Menschen in bebauten Gebieten genannt, da Bäume wesentlich zum Mikroklima beitragen, Feinstaub und andere Schadstoffe aus der Luft filtern und Lärmbelastung mindern. Je älter ein Baum wird, umso größer ist seine ökologische Bedeutung. Gerade große und ältere Bäume werden immer seltener. Ein Phänomen, das auch in Möglingen deutlich sichtbar wird: Werden ältere Grundstücke verkauft, fällt fast immer der gesamte Baumbestand der Motorsäge zum Opfer – auch in den Bereichen, die nicht von einer Neubebauung oder Renovierung betroffen sind. Das Argument der Grünen-Fraktion damals – wie heute: Mit einer Baumschutzsatzung würde vor einer Fällung zumindest eine sorgsamere Abwägung erfolgen. Der Antrag wurde damals, 2022, mit 9 Nein-Stimmen (5 CDU/WU, 4 FW) und 5 Enthaltungen (5 SPD) abgelehnt.
Der Baum im Wohngebiet am Rande des Wohngebiets Löscher konnte – leider – nicht gerettet werden. Aber wir Grünen in Möglingen sind einmal mehr überzeugt, dass wir in Möglingen eine Baumschutzsatzung brauchen. Und wir wollen in absehbarer Zeit einen neuen Antrag dazu einbringen. Denn wir Grünen stehen sowohl für die Energiewende als auch für die Vereinbarkeit mit dem Umweltschutz vor Ort.
Autorin: Katharina Becker-Joachimiak