Perspektiven für Neustart in Deutschland

Weinheimer Projekt TEMA berät zugewanderte Menschen

Im Weinheimer Bildungsbüro, wo das Beratungsprojekt TEMA angesiedelt ist, sollen Türen geöffnet werden.
Die 28-jährige Syrerin Sara Khonssor ist dankbar für das Beratungsprojekt TEMA des Weinheimer Bildungsbüros der Stadt.
Die 28-jährige Syrerin Sara Khonssor ist dankbar für das Beratungsprojekt TEMA des Weinheimer Bildungsbüros der Stadt.Foto: Stadt Weinheim

Ein fremdes Land, eine neue Sprache und ein ungewohntes System – sich ein neues Leben aufzubauen, ist eine große Herausforderung. Doch genau dieser stellte sich Sara Khonssor mit beeindruckendem Mut und Durchhaltevermögen. Dann erfuhr sie vom Weinheimer Bildungsbüro, wo das Beratungsprojekt TEMA angesiedelt ist, das steht für die Beratung zu Aus- und Weiterbildung für zugewanderte Eltern und Erwachsene.

Perspektiven und Zuversicht

Die 28-jährige Syrerin kam vor gut zwei Jahren nach Deutschland. Ihre Ankunft war geprägt von Hoffnung, aber auch von Unsicherheit. Würde sie die Sprache meistern? Fände sie ihren Weg zurück in ihren Beruf als Medizinisch-Technische Laborassistentin (MTLA)? Dank der Unterstützung der Bildungsbüro-Mitarbeiterinnen im Projekt TEMA
(Beratung zu Aus- und Weiterbildung für zugewanderte Eltern und Erwachsene) hat Sara inzwischen klare Perspektiven – und eine große Portion Zuversicht.

Ein erster Kontakt, der Türen öffnet

Der erste Schritt auf Saras neuem Weg begann bei einem alltäglichen Treffen: „Ich habe Sara beim Sport kennengelernt“, erzählt Güller Yildiz, Mitarbeiterin im Projekt TEMA, das Menschen mit Migrationsgeschichte bei der sozialen und beruflichen Integration unterstützt. „Als ich hörte, dass Sara aus Syrien kommt und vor der Herausforderung steht, sich ein neues Leben in einem für sie fremden Land aufzubauen, war mir klar: Hier können wir etwas bewegen.“ Sie stellte Sara die Angebote des Projekts vor und gab ihr ihre Kontaktdaten.
Kurze Zeit später saß sie bei einem ersten Gespräch im Bildungsbüro mit Beraterin Carmen Setiabudi. Weitere Beratungsgespräche sollten folgen. Unterstützt wurde sie durch die Sprach- und Kulturmittlerin Ahlam Tayyib, die mit ihren arabischen Sprach- und Kulturkenntnissen entscheidend dazu beitrug, Saras Anliegen präzise zu verstehen und zu vermitteln.

Unterstützung auf vielen Ebenen

„Unser Ziel ist es, Menschen wie Sara dabei zu unterstützen, ihre beruflichen Ziele zu erreichen und gleichzeitig Orientierung zu geben, wenn es mal schwierig wird“, erklärt Fachstellenleitung Agathe Huller-Haastert. Und Saras Ziele waren ambitioniert: Sie wollte nicht nur schnell Deutsch lernen, sondern auch die Anerkennung ihres Berufsabschlusses vorantreiben und so bald als möglich wieder arbeiten. Beraterin Setiabudi unterstützte Sara auf mehreren Ebenen. Sie organisierte zunächst einen passenden Deutschkurs. Durch langjährige und gute Kontakte zu Kooperationspartnern wie der VHS Badische Bergstraße konnte Sara in einen schnelleren Kurs wechseln. Setiabudi erklärte Sara die Nutzung des VHS-Lernportals, ein digitales Tool, mit dem sie selbstständig Deutsch üben konnte.

Plan zeigte schnell Wirkung

Sara bestand ihre B1-Prüfung und war einen großen Schritt weiter. Außerdem gab ihre Beraterin Orientierung bei der weiteren beruflichen Qualifikation. Sie begleitete Sara durch das Anerkennungsverfahren ihres Berufsabschlusses, klärte frühzeitig, welche Unterlagen erforderlich waren, und half bei der Antragstellung. Auch bei der Suche nach einer Schule für den Anpassungslehrgang, bei dem man lernt, was einem für die Anerkennung einer ausländischen Berufsqualifikation noch fehlt, ist sie behilflich.

Stolpersteine und Durchhaltevermögen

Trotz aller Fortschritte blieben Herausforderungen nicht aus. Die Suche nach einem Anpassungslehrgang war alles andere als einfach. Mehrere Schulen lehnten ab, was bei Sara Zweifel und Frustration auslöste. „In solchen Momenten ist es besonders wichtig, Mut zum Durchhalten zu machen und gemeinsam weiter nach Lösungen zu suchen“, betont Setiabudi. Die Beraterin blieb hartnäckig, kontaktierte weitere Schulen und das Regierungspräsidium Stuttgart – mit Erfolg: Sara erhielt die Genehmigung, einen Anpassungslehrgang in Hessen zu besuchen, da in Baden-Württemberg keine entsprechende Schule verfügbar war.
Inzwischen hat Sara ihren B2-Kurs begonnen, eine wichtige Voraussetzung für die nächste Etappe. „Es ist herausfordernd, aber ich bin dankbar für die Unterstützung“, sagt sie. „Jetzt weiß ich, dass ich es schaffen kann.“

Eine Geschichte, die Mut macht

Beraterinnen und Sprach- und Kulturmittlerinnen im Projekt TEMA begleiten mit Fachwissen, Geduld und Empathie Menschen wie Sara, damit sie ihre Fähigkeiten und Talente entfalten können. Sie geben Orientierung und Hoffnung – oft genau dann, wenn diese am dringendsten gebraucht werden. „Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe“, sagt Sara heute. „Mein Ziel, meinen Beruf in Deutschland auszuüben, ist greifbar nah. Und mit jedem Schritt auf diesem Weg wird klarer: Es lohnt sich - und ich weiß jetzt, dass ich diesen Weg nicht allein gehen muss.“

Saras Geschichte ist mehr als die eines einzelnen Neuanfangs. Sie zeigt, wie entscheidend die Arbeit des Bildungsbüros ist – nicht nur für die Integration von Migrant*innen, sondern für die gesamte Gesellschaft. Jeder gelungene Neustart bereichert uns alle: Er schafft Fachkräfte, stärkt das Miteinander und baut Zukunftsperspektiven.

Allgemeine Infos

TEMA – Integration und Fachkräftesicherung seit 2010
TEMA unterstützt zugewanderte Erwachsene und Eltern in Weinheim und fördert die Integration und die Entwicklung und Umsetzung realistischer beruflicher Ziele.
Zu den TEMA-Angebote gehören:
• Beratung für Erwachsene: Unterstützung bei der Planung und Umsetzung einer qualifizierten Aus- oder Weiterbildung sowie der Arbeitsmarktintegration.
• Beratung für Eltern: Information und Unterstützung bei der Begleitung des Berufsorientierungsprozesses ihrer Kinder, um deren berufliche Chancen zu verbessern.
• Gruppenangebote: Sprachcafé, Interkultureller Gesprächskreis, Ukrainischer Frauenkreis, Elterntreff und Elterninfocafé zur Förderung des Austausches und der sozialen Vernetzung

Erscheinung
exklusiv online
von pm/red
04.12.2024

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