Das öffentliche Vorspiel der diesjährigen Abiturienten im Fach Musik zog das Publikum im gut gefüllten Andachtsraum des Michelbacher Schlosses in seinen Bann. Erstmals spielten die Schüler des Evangelischen Schulzentrums dabei ihr komplettes Prüfungsrepertoire, also neben selbst gewählten Lieblingsstücken auch ein Pflichtstück, dass ihnen erst acht Wochen vor dem Prüfungstermin bekannt gegeben wurde.
Nach einer gemeinsamen Eingangsmusik aller Kursteilnehmer, begann mit Xiaoxian Jiang der erste chinesische Gastschüler, der bisher überhaupt am ESZM Musik als Leistungsfach belegt hat. Der junge Pianist überzeugte am Konzertflügel mit einer Nocturne von Chopin, dem f-Moll Präludium von Bach und dem Allegro aus „Pathétique“ von Beethoven. Danach demonstrierte Ramona Latzel die hohe Qualität ihres Klarinettenspiels, das gerade auch dort erkennbar wurde, wo von ihr ein besonders sauberer, leiser Ton gefordert war. Nach zwei Sätzen eines Klarinettenkonzerts von Carl Stamitz und der „Sonatina for Clarinet and Piano“ von Malcolm Arnold begeisterte sie solo mit dem anspruchsvollen zeitgenössischen Stück „Round and Round“ von James Rae.
„Wenn Mia Pölzelbauer die Geige spielt, ist sie ein ganz anderer Mensch“, so Kursleiterin Bärbel Saknus. Die junge Violinistin, die regelmäßig im Landesjugendorchesters Baden-Württemberg spielt, hatte sich mit dem 1. Satz aus dem Violinkonzert in e-Moll von Mendelssohn-Bartholdy eine besondere Herausforderung gesucht. Souverän begleitet von Ralf Schneider am Klavier meisterte sie virtuos das technisch anspruchsvolle Stück, wofür sie vom Publikum mit stürmischem Applaus gefeiert wurde.
Nach der Pause folgte Gesang von Katharina Wiegel, die das Publikum nach dem Ave-Maria von Luigi Cherubini mit „Speechless“ aus dem Musical Aladdin und „Youkali“ von Kurt Weill blendend unterhielt. Abschließend ging es mit Samuel Nguyen erneut an den Flügel zurück. Als Letztes hatte er mit der 1. Klaviersonate von Prokofjev ein Stück ausgewählt, das dieser bereits als Jugendlicher komponiert hatte. Dabei gelang es ihm vortrefflich, sowohl den hohen technischen Anforderungen als auch der emotionalen Intensität und Differenziertheit des Stückes gerecht zu werden. Nach so viel musikalischer Hochkultur entließ der gesamte Musikkurs das restlos begeisterte Publikum sehr geerdet mit dem Ohrwurm aus den gemeinsamen Unterrichtspausen der vergangenen zwei Schuljahre ‒ „Griechischer Wein“ zum Mitsingen für alle, die danach „berauscht“ in die Michelbacher Nacht entlassen wurden. Abschließend bleibt zu erwähnen, dass die folgenden fachpraktischen Abiturprüfungen offenbarten, was alle nach diesem fulminanten Abend im Andachtsraum bereits ahnten – sämtliche Prüfungsleistungen waren im sehr guten Bereich, eben alle „wie eine eins!“