Im Rahmen der Vernissage „Wildes Schatthausen“ mit Naturfotografien von Carla Mather fand im Dorfgemeinschaftshaus Hoha7 die Preisverleihung des Fotowettbewerbs „Schatthäuser Obstwiesen – Lebewesen und Augenblicke“ der Kultur-AG Schatthausen e. V. statt. Musikalisch umrahmt wurde der Abend vom Sinsheimer Ukulelentrio „Handgepäck“.
Nach einer Einleitung von Barbara Greiner, der 2. Vorsitzenden des Vereins Hoha7 e. V., die die Künstlerin und deren Werk kurz vorstellte, übernahm Harry Schilles, Vorstand der Kultur-AG, das Wort.
Flammendes Plädoyer
Mit einem flammenden Plädoyer für die Erhaltung und Weiterentwicklung der Obstwiesen leitete Schilles die Preisverleihung des Fotowettbewerbs ein: Es waren Fotos gefragt, welche „Pflanzen, Tiere und Menschen, die im Laufe eines Jahres auf einer Streuobstwiese anzutreffen sind, deren Spuren und ihr Erscheinen im Wandel der Jahreszeiten – sowie Naturphänomene“ zeigten. Warum ein Fotowettbewerb zum Thema Streuobstwiesen? Nun, führte Schilles aus, so traurig wie einfach: Weil es so aussähe, als seien diese schönen Wiesen mit ihren fantastischen Bäumen und all ihren Lebewesen am Ende ihrer langen Reise angekommen und – wenn die Entwicklung so weitergehe – in ungefähr 25 Jahren verschwunden! Schilles ließ anekdotenhaft die Geschichte des Streuobstes Revue passieren, erwähnte alte Schatthäuser Spezialitäten wie die „Ochsenherzbirne“ und die „Schweizerhose“ und betonte all die guten Dinge, die Streuobst mit sich bringt: Es ist robust gegenüber Krankheiten und Schaderregern, hat kaum Allergene und birgt wertvolles genetisches Potential. Man verzichtet auf Pestizide und Dünger.
Unbelastete Streuobstwiesen
Streuobstflächen sind damit unbelastet für die dort lebenden bis zu 5.000 Pflanzen und Tierarten. Obst von Streuobstwiesen ist mit das gesündeste Obst überhaupt. Diese Wiesen wirken sich positiv auf die Umwelt aus: Sie befeuchten und kühlen die Luft, bremsen Windböen und liefern Frischluft. In den kalten Monaten mildern die Bäume Nachtfröste, im Sommer spenden sie Schatten. Streuobstwiesen können Bodenerosion verhindern. Und sie dienen – besonders in Schatthausen – auch als Weiden.
Aber: Jährlich(!) „gehen“ in Baden-Württemberg bis zu 200.000 Streuobstbäume „verloren“. Sie müssen Baugebieten, Straßen, Äckern oder Supermärkten weichen. Es fehlt oft an Pflege der älteren Bäume und es fehlt ganz besonders an Neupflanzungen. Und es fehlt an Nutzung! Nutzung in Form von Most, Schnaps, Obstessig, Tafelobst, Dörrobst, Obstsenf, Obstgelee, Obstbrot, Obstmarmelade, und, und, und … Eindringlich appellierte Schilles an die Anwesenden, unsere Streuobstwiesen zu schützen, zu pflegen und zu bewahren, unsere Baumgreise zu retten und – klimagerecht – junge Obstbäume zu pflanzen! Und dann etwas aus dem Obst zu machen und gesund zu bleiben.
Fotowettbewerb
In der Jury saßen Sonja May von fotomay in Wiesloch sowie Streuobstexpertinnen und -experten aus ganz Süddeutschland. Die Geldpreise sowie jeweils eine Vergrößerung der Siegerfotos auf Leinwand verdienten sich drei Fotografinnen: Den 3. Platz belegte ein Foto von Barbara Schröder mit dem Titel „Baumschnitt im Sonnenuntergang“. Platz 2 erreichte Ingrid Schmidt mit ihrer Aufnahme „Auf der Gänswies‘“, welches anhand eines Pilzmotivs die Mittlerrolle der Streuobstwiesen zwischen Wald und Wiese verdeutlichte. 300 Euro für die Gewinnerin des Abends gingen an Carla Mather und ihr Foto „Ein Zuhause für Familie Kohlmeise“. Es zeigt einen beeindruckenden Kontrast zwischen altem Baum und jungem Vogel, zwischen Standhaftigkeit und quirligem Leben. Schilles freute sich, dass nicht nur Rentner, sondern auch junge Menschen wie Carla Mather wieder auf Obstwiesen anzutreffen sind. Entstanden waren die Siegerfotos auf den Wiesen von Sonja und Sven Funk, von Markus Schmidt und von Christa Ihle. Als Anerkennung für die Erhaltung einer Schatthäuser Obstwiese erhielten die Eigentümerinnen und Eigentümer jeweils 100 EUR.
Die Ausstellung von Carla Mather, inklusive der Gewinnerfotos, kann noch bis zum 25. Mai in der Hoha7 zu den Öffnungszeiten besichtigt werden. (hs)