Mit einer Reihe von Öffentlichkeitsdialogen tritt das Essener Energieunternehmen „Iqony“ derzeit an die Bürgerschaft Mosbachs sowie der umliegenden Gemeinden heran, um im unmittelbaren Umkreis des geplanten „Windpark Mosbach“ zu informieren. Am Dienstagabend hatte man dafür in das Bürgerzentrum nach Sattelbach eingeladen.
„Iqony“ hatte bereits zum Frühjahr dieses Jahres die Ausschreibung des Geländes gewonnen und den Vertrag nach Abstimmung im Gemeinderat im Mai unterzeichnet (wir berichteten in unserer Ausgabe der Kalenderwoche 21). Dabei handelt es sich um einen geplanten Windpark auf dem Michelherd. Das Gelände der Stadt Mosbach und der Stiftung Pflege Schönau soll nach aktueller Planung ab 2028 bis zu neun Windräder beherbergen.
Mit einem Team aus vier Personen stellte das Unternehmen sich selbst sowie das Projekt den interessierten Anwohnern vor. Bei „Iqony“ handelt es sich um einen Stromproduzenten, der auf moderne und nachhaltige Ansätze wie Geothermie, Wind- und Sonnenenergie spezialisiert ist. Im „Fachbereich Wind“ baut und betreibt man Windkraftwerke in Deutschland, Frankreich und Polen. Dabei war es dem Leiter der technischen Abteilung, Karsten Hilt, wichtig, zu betonen, dass „Iqony“ das Windparkprojekt in Mosbach nicht nur bauen, sondern auch dauerhaft betreiben wolle: „Wir sind hier, um zu bleiben“, bekräftigte er.
Die Lebenszeit einer modernen Windkraftanlage, wie sie hier gebaut werden soll, betrage zwischen 25 bis 30 Jahren, teilte Hilt mit. Der Rückbau der Anlagen sei bereits gesichert. Auf Publikumsfragen hin erklärte er genauere Bedingungen des Auf- und Rückbaus in Kooperation mit den Herstellern der Anlagen sowie spezialisierten Recyclingunternehmen. Auch auf die Frage hin, ob es denn bei rund 30 Jahren Laufzeit bleibe, konnte Hilt beruhigen: Eine Erneuerung der Anlagen wäre ein neues Projekt, welches mit neuen Genehmigungen durch die Stadt beschlossen werden müsse.
Die technischen Details und aktuellen Zahlen der geplanten Anlagen präsentierte Projektleiter Dennis Nilles. Diese sind auf der Internetseite des Unternehmens zu finden. Zum momentanen Zeitpunkt laufen noch mehrere Langzeitanalysen und Genehmigungsverfahren, weshalb von einem Baustart zur Jahresmitte 2027 gerechnet wird.
Mehrmals unterbrochen wurde die Präsentation von einer skeptischen Stimme aus dem Publikum, die nicht alleine das Projekt, sondern vor allem auch die dahinterstehende Energiepolitik hinterfragte.
Nilles und Hilt baten jedoch darum, das Unternehmen „Iqony“ als solches zu betrachten: Ein wirtschaftliches Unternehmen, das Strom erzeugt und an die großen Stromversorger verkauft, sich jedoch gerade auch im Rahmen einer solchen Präsentation nicht politisch äußern wolle.
Zudem wies Hilt darauf hin, dass die Verkaufspreise des Stroms, auf welchen die Berechnungen des Projektes beruhen, nicht vergleichbar seien mit Endverbraucherpreisen. Eine Möglichkeit der Bürgerbeteiligung im Sinne von Stromkostenvergünstigungen sei vorstellbar, so Hilt: „Wir arbeiten daran, dass auch die Bürger vor Ort profitieren.“
Ein Punkt, der die Bürger in Sattelbach besonders beschäftigte, war die Sicherheit der Anlagen. Was passiere bei einem Brand, Blitzschlag oder anderen Unglücken? Das Unternehmen bekannte sich hier in der Verantwortung, viele Risiken selbst zu tragen. Regelmäßige Übungen mit den lokalen Rettungsdiensten seien hier ein wichtiger Teil der Konzeption.
Auch die Frage nach Feinstaub- und Mikroplastikbelastung sorgte für Unruhe, als aus dem Publikum frei behauptend die Menge von einer Tonne Feinstaubbelastung pro Jahr in den Raum geworfen wurde. Nilles beruhigte hier mit einer Präsentationsfolie zu dem Thema, nach der gerade einmal – aber immerhin noch – 25 Kilogramm im Jahr an Abrieb pro Anlage anfallen. Der Einsatz von Schwefelhexafluorid (SF-6) als Isolationsmedium ist ab 2026 im Bau von Windkraftanlagen nicht länger erlaubt und sei daher auch in diesem Projekt nicht vorgesehen. Um die Wartung der Windräder kümmere sich ein geschulter Mühlenwart vor Ort.
Ein weiteres großes Diskussionsthema war der Schutz des umliegenden Waldes. Für die geplanten neun Anlagen, die jeweils etwa 400 Meter voneinander entfernt stehen sollen, wird jeweils circa ein halber Hektar an Waldfläche entfernt. Die Flächen seien zur Montage sowie zur Instandhaltung der Anlagen nötig. Bei den Zufahrtswegen wolle man sich an den bestehenden Waldzugangswegen orientieren und diese so weit wie nötig aufschottern.
Weitere Möglichkeiten des Naturschutzes erläuterte Hilt am Beispiel bereits realisierter Windparkprojekte. Bei diesen werden unter anderem Zeitalgorithmen zum Abschalten der Rotoren während bestimmter Zeiten der Tieraktivität oder auch optische Erkenn- und Warnsysteme in Form von Kameras eingesetzt.
Während die Windkraftwerke im Waldgebiet unweigerlich einen gewissen Schallpegel verursachen, gäbe es auch hierfür strenge Regelungen und Gutachten, bei denen der Naturschutz stets im Vordergrund steht. Die Geräuschbelastung in Wohngebieten soll sich in minimalem Rahmen halten. (pvh)