Seit der Regionalverband Mittlerer Oberrhein (RVMO) seine Vorschläge für Vorranggebiete Windenergie (s.u. www.region-karlsruhe.de) verabschiedet und veröffentlicht hat, wächst der Widerstand gegen sich drehende Industrieanlagen in unserer naturnahen und dicht besiedelten Landschaft massiv. Denn damit sind potenzielle Windräder bis an viele Terrassen, Gärten und Schlafzimmer herangerückt.
Nein zu Windrädern bei Waghäusel sagte der dortige Gemeinderat. Mit einer Mehrheit von 19 Stimmen hat das kommunale Gremium den aktuellen Plänen des RVMO eine Absage erteilt. Bis 15. März will die Verwaltung diese Ablehnung der Waghäuseler Gebiete nun dem Regionalverband mitteilen. Dann endet die Frist für die Öffentlichkeitsbeteiligung. Die Träger öffentlicher Belange haben noch bis 22. Mai Zeit, ihre Bedenken oder Anregungen vorzutragen. Ein Zeichen seitens Wagäusel ist klar gesetzt.
In Meckesheim hat eine Mehrheit von 61 % in einem Bürgerentscheid den Bau von sechs Windrädern abgelehnt. Beim Bürgermeister überwog die Erleichterung. Ähnlich in Schliengen. Mit rund 56 Prozent der abgegebenen Stimmen haben sich die Bürgerinnen und Bürger beim Entscheid gegen den Bau von drei Windrädern in der Umgebung eines benachbarten Schwarzwald-Gipfels ausgesprochen. In Kolbingen stimmten zwei Drittel der Bürger bei einem Bürgerentscheid gegen die Pläne, Windräder zu errichten. Weitere Beispiele finden sich in Böblingen, Holzgerlingen, Ehningen und immer mehr Gemeinden.
Badische Jäger positionieren sich mit der Aussage „Wildtiere werden für Windkraft geopfert“. Der Vorsitzende der Badischen Jäger Rastatt/Baden-Baden Frank Schröder: „Es kann nicht sein, dass für die Windkraftanlagen handstreichartig so vieles geopfert wird. Die aktuell 30.000 Windkraftanlagen in Deutschland haben nicht nur landschaftsästhetische Folgen. Es werden Flächen verbraucht, Lebensräume zerschnitten und Tierpopulationen beeinflusst. Für Tiere haben die Anlagen teils massive Auswirkungen. Fledermäuse zählen beispielsweise zu den großen Verlierern der Entwicklung. Und die Auswirkungen der Windkraft auf die Tiere sind gut erforscht. Untersuchungen zeigen, dass an jeder Anlage in der Hauptflugzeit bis zu 35 Tiere pro Monat verenden. Man geht in Deutschland davon aus, dass jährlich über 200.000 dieser Tiere durch Rotorblätter ihr Leben lassen (Voigt et al. 2022). Das Sterben dieser unter strengem Schutz stehenden Tiere ist nicht nur für die Arten selbst problematisch. Denn das Fehlen der Fledermäuse hinterlässt eine Lücke im Ökosystem. Bis zu 12.000 Greifvögel verlieren jährlich ihr Leben in Deutschland, indem sie von Rotorblättern erschlagen werden. Die Liste lässt sich beliebig fortführen im Blick auf Auerhühner, die ganz besonders empfindlich auf Windkraftanlagen reagieren. Gleiches gilt für Kiebitze und viele weitere Arten.“
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Kraichgauer Gemeinden und Gemeinderäte gegenüber den Plänen des Regionalverbandes positionieren. Zumal der gesamte Kraichgau stark von Vorzugsgebieten betroffen ist. Und das, obwohl im Windatlas 2019 nicht ausreichend Wind in dieser Region prognostiziert wird. Die Öffentlichkeit hat noch bis 15.3.2024 unter rvmo.raumordnung-online.de die Möglichkeit, Stellung zu den geplanten Vorranggebieten zu beziehen und seine Bedenken anzubringen. (rh)