Obst- und Gartenbauverein e. V.Höfen
75339 Höfen an der Enz
NUSSBAUM+
Tiere, Natur & Umwelt

Winterschnittkurs im Vereinsgarten

Wie geht das mit dem gesunden Obstbaum? „Man möchte mit dem richtigen Schnitt die Vitalität des Baums erhalten und steigern“, dies war das Motto,...

Wie geht das mit dem gesunden Obstbaum?

„Man möchte mit dem richtigen Schnitt die Vitalität des Baums erhalten und steigern“, dies war das Motto, das Rudi Schlienz den elf Teilnehmern des Winterschnittkurses an Obstbäumen als Ziel mitgab. Der gelernte Fachwart für Obst und Garten aus Ostelsheim war am vergangenen Samstag zum zwanzigsten Mal der Einladung des Obst- und Gartenvereins aus Höfen gefolgt, um mit interessierten Hobbygärtnern sein Wissen zu teilen. Die Vorsitzende des rund 190 Mitglieder starken Vereins, Renate Kappler, freute sich, dass sich auch in diesem Jahr wieder einige Gartenfreunde auf dem Vereinsgelände eingefunden hatten. „Seit rund 40 Jahren gibt es diesen Kurs, den wir kostenlos anbieten. Manchmal sind wir auch in Privatgärten unterwegs, aber in diesem Jahr haben wir uns im Vereinsgarten in der Gräfenau versammelt". Wiederholungstäter waren dabei, weil "man ja manches wieder vergisst", ebenso wie Neulinge, die ein Haus mit Garten und altem Obstbestand erworben haben und sich umsetzbare Tipps erhofften. Rudi Schlienz erläuterte als erstes den Unterschied zwischen dem Winterschnitt im Januar und dem Sommerschnitt im Juli. Ein zeitiger Winterschnitt regt das Wachstum des Baums im Frühjahr an, zudem blutet der Baum nicht so stark wie in der Vegetationsphase. Ein vorsichtiger Sommerschnitt beruhigt den Baum und fördert das Blütenwachstum für das nächste Jahr. Schwierig gestaltet sich dies allerdings durch das dichte Blattwerk und die schon vorhandenen Früchte. Wichtig für einen gesunden Winterschnitt ist ein luftiges Geäst, durch das Licht kommt. Zu hohe starke Äste ziehen die Kraft nach oben und unten verkümmert der Baum. Der Baumfachwart zeigte auch den Unterschied von Solitärbaum und Spalierobst auf und meinte, der Spalierbaum brauche lebenslang eine Hilfe, an der er angebunden werde und sollte eine Höhe von zwei bis drei Metern nicht überschreiten. Zum Schneiden selbst meinte der Experte, alles, was nach oben wachse, müsse weg. Dabei handelt es sich um sogenannte Wassertriebe, die keine Blüten treiben und den Baum Kraft kosten. Außerdem erklärte Rudi Schlienz, wenn man nur an den kleinen Ästen herumschnipple, würden sie im nächsten Jahr umso mehr austreiben und der Baum werde zu dicht. Das mache man nur in den ersten drei Jahren nach der Pflanzung, um eine Form zu bekommen. Auch das Entfernen von altem Holz zeigte der umtriebige Fachwart und damit die Möglichkeit, wie sich daran wieder neue Fluchttriebe bilden können. „Lieber weniger Schnippeln und dafür stärker“, sei eines der Geheimnisse für einen ordentlichen Winterschnitt. Ganz wichtig sei auch, keinen Zapfen stehenzulassen, sondern am Ansatz schräg zu schneiden. Für die zahlreichen Fragen der Hobbybaumbesitzer hatte Rudi Schlienz stets ein offenes Ohr und eine Antwort parat, ob es sich um Schnitt nach der Obsternte oder einen Walnussbaum handelte, der im Wachstum explodierte. Auch für ganz alte Obstbäume hatte er den Rat, man könne diese wieder verjüngen, brauche aber einige Jahre und viel Geduld. Beim Baumschneiden bekam er prompt von den ganz Mutigen den einen oder anderen Tipp, welchen Ast man noch abnehmen könne. Auch nach der praktischen Vorführung gab es Fragen bei Kaffee und Kuchen im geselligen Beisammensein zu beantworten. Rudi Schlienz meinte abschließend: "Ein Baum wächst sein ganzes Leben lang, der hört nie auf zu wachsen, deshalb muss man ihn pflegen."

Tipps vom Fachmann:

- Locker luftig schneiden, einen Stamm, senkrecht nach oben, ein Leitastgerüst entwickeln, an denen die waagerechten Fruchtäste ansetzen.
- Je waagerechter der Fruchtast, desto mehr Früchte bildet er.
- Auf den Fruchtholzumtrieb achten, das heißt, abgetragene Äste neigen sich dem Boden zu und werden abgeschnitten.
- Je luftiger ein Baum geschnitten wird, umso eher trocknet die Feuchtigkeit auf den Ästen ab, umso weniger Gefahr eines Pilz- oder Bakterienbefalls besteht.
- Wenn Astpartien zu dominant werden, kann man sie auch ganz herausnehmen.
- In der Erziehungsphase, also in den ersten drei bis vier Jahren nach Pflanzung lässt man zehn bis zwölf Knospen stehen als Ansatz für die Leitäste.
- Bevor man zehnmal mit der Rebschere ein "Ästle" abschneidet, lieber mit der Säge einen großen Ast entfernen.
- Mit scharfer Säge und Schere arbeiten.

Erscheinung
Höfener Chronik
NUSSBAUM+
Ausgabe 14/2024

Orte

Höfen an der Enz

Kategorien

Panorama
Tiere, Natur & Umwelt
von Obst- und Gartenbauverein e. V.Höfen
05.04.2024
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto