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Wir informieren: Digitale Rolle rückwärts? Die Skepsis gegenüber Computer und Co im Klassenzimmer wächst (Teil 1)

Ingo Leipner, Wirtschaftsjournalist und Autor kritischer Bücher zur Digitalisierung der Gesellschaft, gehört zu den Initiatoren des Bündnisses für...

Ingo Leipner, Wirtschaftsjournalist und Autor kritischer Bücher zur Digitalisierung der Gesellschaft, gehört zu den Initiatoren des Bündnisses für humane Bildung und des Projekts „aufwach(s)en mit digitalen Medien“. Er hat in der Februar-Ausgabe der Monatszeitschrift Info3 unter der Überschrift „Digitale Rolle rückwärts?“ einen aufschlussreichen Artikel zum Stand der Smartphone-Diskussion in der Schule veröffentlicht.

Darin wird deutlich, warum in Deutschland diese Diskussion anders als bei den europäischen Nachbarn Schweden, Frankreich, Niederlande, Italien und Großbritannien verläuft. Denn in Deutschland gelten „die Geräte oft als Heilsbringer digitaler Bildung“, schreibt er im Vorspann.

Schweden: Dort hat das angesehene Karolinska-Institut am 9. Juli 2023 eine Stellungnahme zur nationalen Digitalisierungsstrategie in der Bildung veröffentlicht. Darauf bezieht sich Leipner und zitiert daraus: „Die Nationale Bildungsagentur scheint sich überhaupt nicht bewusst zu sein, dass die Forschung gezeigt hat, dass die Digitalisierung der Schulen große negative Auswirkungen auf den Wissenserwerb der Schüler hat“ und weiter: „Es gibt eindeutige wissenschaftliche Belege, dass digitale Werkzeuge das Lernen der Schüler eher beeinträchtigen als verbessern“. Leipner nennt dann vier Punkte aus der Stellungnahme.

- Digitale Werkzeuge weisen viele Ablenkungen auf, das behindere Konzentration und Arbeitsgedächtnis und schade dem Lernen.

- Für Grundschüler habe die OECD festgestellt, dass ein starker Einsatz von Computern in der Schule eindeutig mit negativen Pisa-Ergebnissen in Mathematik und Lesen korreliere.

- Multitasking lasse Schüler weniger gut lernen, da das Gehirn nur begrenzt relevante Informationen im Arbeitsgedächtnis speichern könne.

- Lesen und Schreiben an Bildschirmen wirke sich negativ auf das Leseverständnis aus. Informationen würden im Vergleich zu Büchern schwerer erinnert, wenn sie auf einem Bildschirm gelesen oder geschrieben wurden.

Aufgrund dieser Stellungnahme habe die schwedische Regierung Konsequenzen gezogen: Die Pflicht, Vorschulen mit Digital-Technik auszustatten, sei aufgehoben worden, das beträfe sechs- bis siebenjährige Schüler. Die Begründung der Bildungsministerin Lotta Edholm: „Wir wissen, dass menschliche Interaktion für das Lernen in den ersten Lebensjahren entscheidend ist. Bildschirme haben in den Vorschulen einfach nichts verloren.“

Frankreich habe bereits seit 2010 ein Smartphoneverbot im Unterricht. Seit 2018 dürften die Schüler Smartphones weder in den Pausen nutzen, noch bei Aktivitäten, die außerhalb des Schulgebäudes stattfänden. Ausgenommen seien von diesen Regeln die Gymnasien.

In den Niederlanden gäbe es kein ausdrückliches Smartphoneverbot in den Klassenzimmern. 2023 jedoch habe das Bildungsministerium eine „dringende Empfehlung“ gegeben, die Nutzung in weiterführenden Schulen einzudämmen. Ab dem Schuljahr 2024/2025 gelte das auch für Grund- und Sonderschulen.

Seit 2007 sind in Italien Handys an Schulen untersagt, zehn Jahre später wurde dieses Verbot kurz gelockert, sei dann unter der neuen nationalistischen Koalition mit Giorgia Melonie 2022 wieder verschärft worden. Ein neuer Erlass regele ab dem Schuljahr 2024/2025 den Smartphonegebrauch: Sie dürfen nun auch für Unterrichtszwecke nicht mehr verwendet werden.

Die Regierung Großbritanniens veröffentlichte 2024 eine neue Leitlinie, um „die Nutzung von Smartphones in Pause und Unterricht einheitlich zu untersagen.“ So könne jede Schule ihren Weg suchen, diese Leitlinie umzusetzen. „Bereits 80 Prozent der Schulen haben ein Smartphone-Verbot eingeführt.“

In Österreich sei die Situation offen:

Die Lehrergewerkschaft fordere ein Handyverbot, doch das Bildungsministerium sei anderer Ansicht, da es in der Digitalisierung eine Chance sehe. Die Schulen hätten die Freiheit zu entscheiden, wie sie im Unterricht mit Smartphones umgehen.

Ebenso gäbe es in Dänemark keine einheitliche Lösung. Ein Großteil der Schulen habe beschlossen, eigene Lösungen zu finden. Einheitliche Regeln seien nicht in Sicht.

(Quelle: Info3, Februar 2025, S. 35/36)

Siehe auch Peter Hensinger: Karolinska-Institut (Schweden): Stellungnahme zur nationalen Digitalisierungsstrategie in der Bildung ->www.aufwach-s-en.de/2023/07/karolinska-institut-schweden-stellungnahme-zur-nationalen-digitalisierungsstrategie-in-der-bildung/

(Es folgt Teil 2: Darin geht es dann um Social Media, um Australien, Irland und Deutschland.)

Wir freuen uns über neue Mitglieder im InfoMobilFunk Neckartenzlingen und Umgebung, Ortsgruppe im Mobilfunk Bürgerforum e. V.

Die Vorsitzenden: Prof. a. D. Helmuth Kern, Bert Hauser (Telefon: 07127/35655 bzw. 07127/35949)

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Ausgabe 11/2025

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