„Richtfest des Rathauses in Rettigheim. Rettigheim. Die Maurer- und Zimmerarbeiten am Neubau des Rathauses sind nun soweit fortgeschritten, daß das Richtfest gefeiert werden konnte. Bürgermeister Weik gab in seiner Ansprache vor den Versammelten seiner Freude Ausdruck, daß das Rathaus jetzt nach Ueberwindung mancherlei Schwierigkeiten im Rohbau fertig steht. Ein Schüler des 8. Schuljahres trug den Richtspruch vor, und Hauptlehrer Ronellenfitsch betonte in seiner Ansprache, daß die Gemeinde der Gemeindeverwaltung insbesondere dem Bürgermeister zum Dank verpflichtet sei für die Erstellung des neuen Rathauses, denn das alte Gebäude, das seit 1767 als Rathaus diente, entspreche heute bei mindestens dreifacher Bevölkerungszahl nicht mehr den Anforderungen. Er sprach den Wunsch aus, daß – wie bisher, so auch fernerhin – Rathaus, Schulhaus und Pfarrhaus, die jetzt so nahe beieinanderstünden, in voller Harmonie zum Wohle der Gemeinde zusammenarbeiten möchten. Die Schüler der Oberklassen umrahmten die Feier durch schön vorgetragene Lieder. Den Kindern wird das Richtfest auch deswegen in Erinnerung bleiben, weil alle Schul- und Kleinkinder zum Abschluß mit Brezeln beschenkt wurden. -fd-“
Unser Artikel des Monats erschien am Montag, den 28.11.1949, im „Heidelberger Tageblatt – Unabhängige Heidelberger Zeitung“ Nr. 185 und das Bild des Monats ist eine Aufnahme, die im Heimatbuch Rettigheim zu finden ist.
Das erwähnte alte Rat- und Wachthaus in der Ortsmitte von Rettigheim mit seinem Fachwerkoberstock ist heute noch vorhanden. Das neue Rathaus in der Gotthard-Schuler-Straße 5 wurde ab 1949 erbaut und im Spätjahr 1950 – also vor 75 Jahren – seiner Bestimmung übergeben. Von 1950 bis zur Gemeindefusion am 01.01.1972 war hier also die Gemeindeverwaltung untergebracht. Danach gab es hier in einigen Räumen weiterhin eine Verwaltungsstelle, bis diese dann 1996 in das neue Gemeindezentrum St. Nikolaus umzog. Ein Teil der leerstehenden Rathausräume wurde renoviert und ab 1978 der Sozialstation Letzenberg e. V. als neuer Verwaltungssitz überlassen. Als diese dann ihre Verwaltung in ein neues Gebäude in Mühlhausen verlegte und das Gebäude nun wirklich eine neue Zweckbestimmung suchte, übernahm es das Architekturbüro E. Reiß, das dort seine Büroräume einrichtete.
Beim erwähnten Bürgermeister handelt es sich um Johann Weik (1878–1952), der von Dezember 1948 bis Dezember 1952 Rettigheimer Bürgermeister war. Anton Ronellenfitsch (1900–1966, aus Balzfeld stammend), war an der Rettigheimer Volksschule zuerst Haupt- dann Oberlehrer. Vermutlich war auch Ortspfarrer Gotthard Schuler bei der Feier anwesend, der von 1930 bis 1960 in Rettigheim Ortspfarrer war. Damals hieß die Straße noch „Schulstrasse“. Als nach der Fusion mit Mühlhausen für diese Straße ein neuer Name gesucht wurde, da es in Mühlhausen ebenfalls eine Schulstrasse gab, wurde diese nach dem Rettigheimer Ehrenbürger (Pfarrer) Gotthard Schuler umbenannt (R. Werner).