Einer der strahlenden, musikalischen Momente in diesem launischen Sommer war unbestritten der Auftritt der beiden Chöre – „New Generation“ vom „Sängerbund Mühlhausen“ und „ChORACÓN“ aus Rauenberg – unter der Leitung von Konrad Knopf gemeinsam mit einer Band im Amphitheater in Rettigheim. Es waren Augenblicke zwischen Hoffen und Bangen, ob man dieses Konzert wirklich im Freien starten sollte. Die Sonne verscheuchte kurz vor dem Start die Wolken und ließ die beiden Chöre auf den Stufen der Freilichtbühne im hellen Licht erstrahlen. Das motivierte! Denn mit einer beeindruckenden Präsenz und einem harmonischen Zusammenspiel entführten die beiden Ensembles ihr Publikum in die Zauberwelt der Musik – und das mit einer spürbaren Freude, Begeisterung und Lockerheit. Egal, ob Schlager, Pop, Rock, Country oder Evergreens, die beiden Chöre begeisterten mit jeder Note und jeder Bewegung. Ja, es stimmte, was einer der Songs ausdrückte: „Ein Lied kann eine Brücke sein.“
Die Zuhörer erlebten hautnah den Zauber des gemeinsamen Singens, aber auch die getrennten Auftritte und ließen sich von der Stimmgewalt der beiden Chöre mitreißen. Die leidenschaftliche Darbietung und der fein abgestimmte Gesang zogen die Zuhörer in ihren Bann. Man spürte Gänsehautmomente, wenn sich die Stimmen zu einem kraftvollen Crescendo vereinigten und die abendliche Atmosphäre mit einem Klangteppich überzogen, der pure Emotionen erzeugte. Mal mit Bandbegleitung durch Thomas Fritzler (Piano), Martin Pfeifer (Bass), Julian Metzger (Schlagzeug), mal mit Klavier oder A-cappella sangen sich über 80 Sängerinnen und Sänger im Oval des Amphitheaters in die Herzen der Besucher, die mehrfach in den Refrain mit einstimmten. Als charmanter und humorvoller Moderator führte Uwe Aichele durch das Programm, das unter dem Motto „Summerdreaming – (N)ice in the sunshine“ stand.
Den gleichnamigen Titelsong verbindet eine ganze Generation mit Sommer, Eis und Leichtigkeit. Er drückt die Freude und das Vergnügen aus, das man an Sommertagen erleben kann, und ist gleichzeitig eine Aufforderung: Genieße die schönen Momente im Leben! „Atemlos durch die Nacht“, mit diesem Mega-Hit hat Helene Fischer vor genau zehn Jahren die Schlagerwelt verändert. Heute kann man sagen: Der Song ist einfach zeitlos und für jeden Zuhörer weiterhin ein Ohrwurm, den man am liebsten mitsingen würde. Insgesamt 25 Songs, aufgeteilt in sechs Abschnitte, hatten die beiden Chöre in ihrem vielseitigen Programm, wobei gerade diese Vielfalt immer neue Überraschungen bot. Dass jeder Song nicht nur aus Noten besteht, sondern auch eine Botschaft an die Zuhörer vermitteln will, kam bei einigen Titeln deutlich zum Ausdruck.
So ist der Sommerhit „Summer Dreaming“ eine Aufforderung, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Der Pop-Song „That’s What Friends Are For“ erzählt, was eine echte Freundschaft für einen Menschen bedeuten kann. Der deutsche Schlager „Wunder gibt es immer wieder“ von Katja Ebstein ruft dazu auf, das Glück und die positiven Veränderungen, auch die kleinen Wunder im Leben zu erkennen und zu schätzen. „Ein Lied kann eine Brücke sein“, gesungen beim „Eurovision Song Contest“ 1975 von Joy Fleming beschreibt, wie durch ein Lied das Eis zwischen Menschen gebrochen werden kann. Ein echter Mutmacher ist das Lied von Udo Linderberg „Durch schwere Zeiten“. Es ermutigt, die Hoffnung auf bessere Zeiten nie aufzugeben, die Dunkelheit zu durchbrechen und auch selbst Licht in schwierigen Zeiten zu sein.
Man kann sich kaum satt hören an der Qualität der beiden Chöre, sowohl beim gemeinsamen Singen als auch bei getrennten Auftritten. Es ist einfach vorbildlicher Chorgesang! Alle zusammen gestalten natürliche Spannungsbogen, singen die einzelnen Abschnitte schön aus und lassen die Endsilben warm ausklingen. Die Soprane können sich dienlich zurücknehmen, die Altstimmen bilden darunter ein gutes Fundament, die Tenöre erreichen ihre Höhen mühelos, die Bässe besitzen eine warme Tiefe und trotzdem noch klare Konturen. So erreichen alle vier Stimmgruppen einen hohen Grad an Ausgewogenheit innerhalb und im Zusammenklang.
Was diesem Freiluftkonzert neben der spannenden, kontrastreichen Gestaltung Lorbeeren verleiht, ist die klangliche Darbietung. Vom feinen Piano bis zum kräftigen Forte gibt es alle möglichen Abstufungen zu hören. Wirklich kleinste dynamische Steigerungen wie auch große Kontraste werden in vorbildlicher Manier zelebriert. Wunderbar, wie einige Songs im feinsten Piano verklingen, wie „You are the reason“ und „Cover me in sunshine“, der Sommerhit von 2021. Dazu gesellt sich noch die vollkommen natürliche Freiluftakustik, die dem Klang Luft und Raum verleiht, um sich bestmöglich entfalten zu können. Hier stimmt einfach alles: Dynamik, weitgespannte Melodienbogen, rhythmische Klarheit, beste Tonreinheit.
Bei einigen Songs von „New Generation“ und „ChORACÓN“ ergänzten sich Klang und Bewegung gegenseitig auf fruchtbare Weise, so bei „Don’t stop“, „Proud Mary“, und „Ticket to ride“. Die 80 Frauen und Männer bewiesen neben Leidenschaft und Talent im Singen auch Mut zur Choreografie. Die Chöre setzten alle Vorgaben sehr synchron um, sangen nicht nur, tanzten, drehten sich, klatschten, malten mit Händen und Fingern, waren ständig locker und rhythmisch in Bewegung, immer mit einem strahlenden Lächeln zum Publikum. Beim Song „Tim liebt Tina“ war sogar schauspielerisches und komödiantisches Talent gefragt. Was zeichnete die 80-köpfige Chorgemeinschaft besonders aus? Es war eine aus den Rängen sichtbare und hörbare Begeisterung quer durch alle Stimmen, eine Musizierfreude auf hohem Niveau, ein unbedingter Wille zur Auslotung der einzelnen Stücke und eine äußerste Disziplin und Präsenz, die selbst den leisesten Wink des Dirigenten Konrad Knopf befolgte, der seit einigen Jahrzehnten die beiden Ensembles dirigiert und immer noch motivieren kann.
Die Dämmerung legte sich über das weite Rund des Amphitheaters, als die beiden Chöre zum „großartigen Endspiel“ (Originalton Moderator Uwe Aichele) ansetzte. Der Song „Es geht mir gut“ von Peter Westernhagen ruft dazu auf, sich keine Sorgen zu machen, zeigt aber auch, dass sich hinter der Fassade wahre Gefühle und Verletzlichkeiten verbergen. Ein absoluter, musikalischer Höhepunkt des Abends war Freddie Mercurys „genialster Song der Musikgeschichte, Bohemian Rhapsody“. Zunächst wuchtig, dann feinfühlig, mit gelungenen Tempowechseln, präsentierten die beiden Ensembles gemeinsam mit der Band den abschließenden Song, der, wie auch der ganze Konzertabend, vom Publikum mit Standing Ovations belohnt wurde.
Mit Präsenten wurden Dirigent Konrad Knopf sowie die Organisatorinnen und Organisatoren des Abends Alexandra Hotz, Gaby Hertenstein, Uwe Lentz (ChORACÒN), Christina Hillenbrand, Uli Rittel („New Generation“) bedacht. Die Bewirtung übernahmen der Partnerschaftsverein Mühlhausen-St. Etienne de Montluc und das Weingut Block. Den Erlös des Abends spendeten die beiden Chöre an das „Ambulante Kinderpalliativteam Rhein-Neckar“, das schwerstkranke Kinder begleitet und letzte Wünsche erfüllt.