Stadtmuseum Sinsheim
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Museen

Zwei Zeitgenossen beziehen Stellung

Die Bauernaufstände vor 500 Jahren aus der Sicht ihrer Kritiker Seit dem 10. Januar beherbergt das Stadtmuseum Sinsheim eine Wanderausstellung...
Foto: Stadt Sinsheim

Die Bauernaufstände vor 500 Jahren aus der Sicht ihrer Kritiker

Seit dem 10. Januar beherbergt das Stadtmuseum Sinsheim eine Wanderausstellung des Museumsnetzwerks Kraichgau unter dem Titel „Gerechter Zorn? 500 Jahre Bauernaufstand im Kraichgau“. Die Aufstände wurden über die Jahrhunderte immer wieder kommentiert und mussten wahlweise als Vorbilder für oder gegen gesellschaftliche Veränderungen herhalten. Bereits zwei zeitgenössische Stimmen zeigen, wie kontrovers die Bauernaufstände mitunter diskutiert wurden.

Der Prediger Martin Luther schrieb 1525 über die Aufständischen „das nicht gifftigers, schedlichers, teuffelischers seyn kan, denn eyn auffrurischer mensch, gleich als wenn man eynen tollen hund todschlahen mus“. Fünf Jahre zuvor hatte er eine Denkschrift unter dem Namen "Von der Freiheit eines Christenmenschen" verfasst und darin die auf einer strengen Hierarchie beruhende Kirchenordnung kritisiert. Nicht zuletzt sein Freiheitsbegriff animierte die Köpfe hinter den Bauernaufständen in Mittel- und Oberdeutschland schließlich zum bewaffneten Aufruhr – sehr zum Unwillen des Reformators.

Ein neutraleres Bild zeichnete der Heidelberger Sekretär und Geschichtsschreiber Peter Harer vor genau 500 Jahren: „Under anderen schaedlichen Plagen, denen das Weltlich Regiment underworffen, sind diese zwo fast die fuernembsten vnnd allerabscheulichsten, nemblich auff Seiten der Obrigkeit Tyranney vnd auff Seiten der Underthanen Widersetzlichkeit.“ Harer stand zwar in kurfürstlichen Diensten und war kein Freund der Bauernhaufen, vertrat aber den Standpunkt, dass Ungehorsam und Tyrannei gleichermaßen zu verurteilen seien und dass sie, wenn sie einander bedingten, zu einer katastrophalen Gewaltspirale führen mochten.

Ihm ist – neben der Bezeichnung "Kompass des Kraichgaus" für die Burg Steinsberg – die verhältnismäßig nüchterne Beschreibung der Taten des Kraichgauer Haufens zu verdanken, die in einer Abschrift von 1625 erhalten ist. Die ganze Geschichte hinter dem Kraichgauer Bauernaufstand, ihre Verbindung zu den anderen Unruhen und was wir heute noch von den Aufständen vor einem halben Jahrtausend lernen können, lässt sich noch bis zum 9. Februar im Sinsheimer Stadtmuseum erfahren.

Öffnungszeiten des Stadtmuseums: Mo. bis Fr. 10:00–17:00 Uhr, Sa. 10:00–13:00 Uhr, So. 11:00–17:00 Uhr

Eintritt: Erwachsene 3,00 Euro, ermäßigt 1,00 Euro, Gruppen (ab 10 Personen) 2,00 Euro pro Person

Erscheinung
Sinsheimer Stadtanzeiger
Ausgabe 04/2025

Orte

Sinsheim

Kategorien

Kultur
Museen
von Stadtmuseum Sinsheim
23.01.2025
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