Ausflugsziel
Lyriker, Dichter, Maler

Gedenkstätte für Franz Carl Hiemer im „Wirtles-Haus“

Die Gedenkstätte gibt einen Einblick in die Lebensrealität und Wohnkultur im 18. und 19. Jahrhundert und stellt den Dichter Franz Carl Hiemer vor.
Außenansicht des Heimatmuseums im Wirtles Haus im Hölderlinjahr
Außenansicht des Heimatmuseums im Wirtles Haus im HölderlinjahrFoto: Museum Rottenacker

Dem in Rottenacker geborenen Dichter, Maler und Beamten Franz Carl Hiemer (1768–1822) ist im „Wirtles-Haus“ ein eigener Gedenkraum gewidmet. Zeitgenössische Möbel geben Einblick in die Wohnkultur seiner Zeit, Schautafeln informieren über die verschiedenen Lebensstationen des Dichters.

Standuhr im Heimatmuseum im Wirtles Haus
Standuhr im Heimatmuseum im Wirtles Haus.Foto: Museum Rottenacker

Der aus Rottenacker stammende Sohn eines Geistlichen, Franz Carl Hiemer, der über ein breites Spektrum an Begabungen verfügte und dessen Weg ihn unerwartet in eine der führenden Bildungsanstalten seines Heimatlandes führte, erreichte trotz aller guten Ausgangsbedingungen für einen beachtlichen beruflichen Werdegang lediglich eine gewisse Mittelmäßigkeit und blieb der kulturell interessierten Nachkommenschaft weitgehend unbekannt.

In seiner Funktion als Librettist orientierte sich Hiemer an den Vorlieben des Publikums und schuf ansprechende Werke mit glücklichem Ausgang, die auf den Bühnen Stuttgarts besonders beliebt und üblich waren, somit entgingen seine Schöpfungen der Gefahr, durch Zensur gestrichen zu werden. Seine Lyrik war durch eine verspielte, galante Rokoko-Manier geprägt, wobei er Themen wie Liebe, Freundschaft, idyllische Landschaften, Wein und geselliges Beisammensein bearbeitete. Im Gegensatz dazu mied er Themen wie innere Zerrissenheit, tiefe seelische Abgründe, intensive Sehnsüchte und die Isolation des Einzelnen. Die Romantik, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts aufkam und die Kunstwelt eroberte, nahm er lediglich am Rande wahr, am ehesten noch beeinflusst durch Weber. Er gehörte zu den Dichtern, die sich der abklingenden Epoche der Aufklärung und der Empfindsamkeit zuwandten, Strömungen, die bereits damals im Abklingen begriffen waren. Ruhm blieb ihm somit versagt.

Gewandt im Heimatmuseum des Wirtles Haus
Gewandt im Heimatmuseum des Wirtles Haus.Foto: Museum Rottenacker

Nach diversen Berichten war Hiemer zudem ein lebenslustiger und geselliger Mensch, der es vermied, sich ganz der Malerei, dem Theater oder der Poesie hinzugeben. Zeitgenössische Bewertungen beschreiben ihn als einen Meister der Freundschaft, eine Person, die stets für andere da war und unterstützte. Außerdem scheint er eine Amtsperson gewesen zu sein, die ihre Pflichten gewissenhaft erfüllte. Vielleicht lag ihm dies mehr am Herzen als die perfekte Ausführung seiner künstlerischen Tätigkeit. Es ist durchaus denkbar, dass er der Kunst in seinem Leben nicht oberste Priorität einräumte und dadurch selbst in den Hintergrund trat.

von Gedenkstätte für Franz Carl Hiemer/red.
09.02.2024
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