Bestes Wetter und Sonnenschein, was will man mehr für einen Lesesommer im Rosengarten? Am Dienstag, 23. Juli, fand der zweite Teil des 15. Lesesommers statt, aber nicht wie im Prospekt angekündigt im Sommergarten, sondern in der Karlsburg. So mussten das schöne Wetter und der Rosengarten leider draußen bleiben. Es fanden sich trotzdem viele Literaturfans ein.
In gekonnter Weise moderierte Diana Knödler von der Buchhandlung „Der Rabe“ die Veranstaltung und bat zuerst Sophie von Wietersheim-Kramsta ans Mikro. Die Schülerin der zwölften Klasse des Durlacher Markgrafen-Gymnasiums (kurz DMG) las aus Erich Kästners „Als ich ein kleiner Junge war.“ Erich Kästner (1899-1974) erzählt darin die Geschichte seiner Familie und seiner Kindheit in Dresden. Da geht es dann auch mal um einen „Herr(n) der Pferde, der gerne mal einen über den Durst trank und eine Zigarre rauchte.“ Kästner beschreibt in der Geschichte, wie er als Kind die alltäglichen Szenen im Elternhaus sah.
Als Nächstes las die Schülerin Carla Bernhardt einen eigenen Text vor, mit dem sie den zweiten Preis beim Schreibwettbewerb des DMG gewonnen hatte. Der Titel lautete „Eine Geschichte von Mensch und Maschine“. Sie beschreibt darin einen Schüler, der am PC sitzt und nach dem Passwort sucht. Aber die junge Autorin beschreibt auch andere Probleme: „Heute habe ich Geburtstag und keiner hat in meiner Klasse daran gedacht. Meine Eltern kommen immer erst spätabends nach Hause.“ Es folgte eine Zwiesprache mit dem Computer, eine Art „Tagebuch im Computer.“
Anke Henz las aus „Starck deutsch“ von Matthias Koeppel. So hörte man: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stumm“ oder „Die Arrckitucktn, jarr, die sünnd tautal pfarruckt.“ Es waren also satirische Texte des Malers und Schriftstellers Martin Koeppel (*1937), die auch in Richtung Dadaismus tendieren.
Aus „Die Asche meiner Mutter“ des US-amerikanischen Schriftstellers Frank McCourt (1930-2009) las Natalija Nikanova-Kunz. Der stark autobiographisch geschriebene Roman enthält Passagen wie „Meine Mutter stellt den Topf auf den Tisch und gibt jedem eine Kartoffel, wir sehnen uns alle nach Fleisch.“ Es ist die Geschichte des Jungen Frank, der 1930 als jüngster Sohn armer irischer Einwanderer in New York geboren wird. 1935 zieht die Familie aufgrund der Wirtschaftskrise ins irische Limerick. Aber dort geht es ihnen auch nicht besser. Eines Tages fährt Frank mit einem Transportschiff wieder zurück nach New York. „Ein schönes und trauriges Buch“ meinte Diana Knödler, bevor es in die Pause ging.
Ein Faible für den nordamerikanischen Schriftsteller Charles Bukowski (1920-1994) hat Wolfgang Winz, der aus „Held außer Betrieb – Liebe, Liebe, Liebe“ vorlas. In dem Text aus dem Jahr 1946 geht es um Bukowskis Elternhaus, seinen Bruder George und seine Kriegserlebnisse und natürlich auch um das Thema Alkohol.
Caroline Wahl (*1995) debütierte mit „22 Bahnen“ im April 2023 beim Kölner DuMont Buchverlag. Die Studentin Tilda erzählt in dem Roman aus ihrem Familienalltag und wie sie sich um ihre alkoholkranke Mutter und ihre elfjährige Halbschwester kümmert. Ihr Mathematikstudium vernachlässigt sie dabei. Ablenkung findet Tilda im Hallenbad, in dem sie regelmäßig ihre „22 Bahnen“ schwimmt und sich mit ihrer Freundin Ursula unterhält.
Zum Abschluss las das Duo Dr. Hildegund Brandenburg und Monika Kaufmann aus „Zauber der Stille“ von Florian Illies (*1971), in dem es um den Maler, Grafiker und Zeichner Caspar David Friedrich geht, der am 5. September dieses Jahres 250 Jahre alt würde. Es geht darin um die vier Elemente „Wasser, Feuer, Erde und Luft“, aber auch um seine Frau Caroline und seine Tochter Emma.
Am Bücherstand von „Der Rabe“ konnten natürlich die zitierten Bücher gekauft und bestellt werden. Viele Literaturbegeisterte nutzten auch die Zeit, um über Literatur, Autoren und literarische Novitäten mit der Buchhändlerin Diana Knödler und ihrer Angestellten zu diskutieren. (ras)