Als eines der drei wahlentscheidenden Themen wurde bei der diesjährigen Europawahl von den Wähler/-innen „Zuwanderung“ genannt. Aufgrund der großen Relevanz und Brisanz führten die drei 10. Klassen vor den Sommerferien ein Planspiel zur europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik durch. Dazu simulierten sie einen Gipfel des europäischen Rats, bei dem die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten zusammenkommen und sich beraten.
Nachdem die Mitarbeiter/-innen der Landeszentrale für politische Bildung einen theoretischen Input zum europäischen Asylsystem, dem Schengen-Abkommen, dem Dublin-Verfahren und anderen Begrifflichkeiten gegeben hatten, übernahmen die Schüler/-innen im Planspiel die Rollen der Mitglieder des europäischen Rats. Sie arbeiteten sich dabei in die spannenden Rollenprofile ein und lernten die Positionen und Interessen der jeweiligen EU-Länder kennen. Dann entwickelten sie gemeinsam eine Strategie, wie wir unsere Positionen am besten durchsetzen könnten.
Nachdem die Ratspräsident:innen die Sitzung eröffnet hatten, stellten alle Länder nacheinander ihre Positionen vor. Schon da war uns klar, wie weit die Interessen zum Teil auseinander lagen und wie schwierig diese Herausforderung werden würde.
Danach folgte die erste formelle Diskussionsrunde im großen Plenum. Im Anschluss daran gab es eine informelle Phase, bei der zum einen sehr hitzig und kontrovers um Argumente gekämpft wurde und zum anderen verschiedene Abkommen ausgehandelt wurden. Diese wurden dann in der finalen Abschlussrunde abgestimmt. Dabei stellten wir fest, dass es gar nicht so einfach war, die einzelnen Positionen mit ihren gegensätzlichen Interessen zu vereinen, da die Beschlüsse nur dann geschlossen werden können, wenn alle Staaten am Ende zustimmen.
Dank vieler mutiger Vorschläge haben wir es jedoch geschafft, uns auf einen Minimalkompromiss zu einigen und uns dafür einzusetzen, Fluchtursachen zu bekämpfen und ein Bildungsbündnis zu schaffen, das von den EU-Mitgliedstaaten finanziert wird. Das Planspiel endete schließlich mit einer tollen Abschlussrede des Präsidenten.
Durch das spannende Planspiel haben wir gelernt, dass es auch in der Politik auf mutige Akteure ankommt, die am Ende zu Kompromissen bereit sein müssen, um gemeinsam Lösungen zu finden und diese in Taten umzusetzen. Damit die gemeinsamen europäischen Werte nicht nur leere Worte bleiben.