Am 29. Juni hatte der Ortsteilverein Schwabenheim e.V. (OTV) zu einer heimatgeschichtlichen Führung durch Schwabenheim geladen. Aufgrund der hochsommerlichen Temperaturen wurde aus der geplanten Führung, die bis zur Schleuse gehen sollte, eine mehr oder weniger stationäre Veranstaltung in der Kapelle St. Anna. Circa 25 Dossenheimer und Schwabenheimer Bürger, darunter auch Bürgermeister David Faulhaber, folgten der Einladung. Ziel war es, möglichst viele Mitglieder und Freunde des Ortsteilvereins anzusprechen. Es sollte ein spezielles Angebot sein für Ortsansässige, um das Heimatgefühl mit Substanz zu untermauern und auch als weitere Einstimmung auf das am 07.09.2025 geplante Straßenfest zum Jubiläum der Eingemeindung dienen.
Als Vorstandsmitglied des OTVs begrüßte – in Vertretung des leider verhinderten ersten Vorsitzenden Claus Clausen – Heinrich Hack, Hermann Fischer. Er bezeichnete ihn als „Ikone der Heimatkunde“ in dem Sinne, dass sein jahrzehntelanger Erfahrungsschatz ein Wissen vermitteln kann, das in unserer schnelllebigen Zeit allzu leicht für immer verloren gehen könnte. Sein Nachfolger im Amt des Leiters des Heimatmuseums, Helmut Groß, war ebenfalls nach Schwabenheim gekommen, wofür sich der Ortsteilverein sehr bedankt.
Hermann Fischers Vortrag begann mit dem Jahr 763. In diesem Jahr wurde Schwabenheim erstmals erwähnt. Der Grund war die Eigentumsübertragung eines Grundstücks an das Kloster Fulda. Das Kloster Fulda gehörte – ähnlich wie das Kloster Lorsch, das üblicherweise in unserer Region Nutznießer von Grundstücksübertragungen war – zu den großen Reichsklöstern. Das frühe Mittelalter stand im Zeichen der Christianisierung. In dieser Zeit wurde die Grundlage des bis heute andauernden großen Grundbesitzes der Kirche gelegt. Das Hochmittelalter war die Blütezeit des Rittertums. Die Burg Schwabeck, in der Nähe der heutigen Schleuse Schwabenheims gelegen, war ab dem 14. Jahrhundert der Stammsitz der Herren von Erligheim. Diese standen in hohem Ansehen bei den Kurfürsten und bekleideten daher viele hohe Ämter. Im Jahr 1515 ging die Burg in den Besitz Heinrichs von Handschuhsheim über. Gegen Ende des Jahrhunderts war das Ende der Burg besiegelt. Kriegerische Auseinandersetzungen und ein verheerendes Hochwasser waren die Gründe für das Verschwinden. Im Zuge des Dreißigjährigen Kriegs verschwand das damalige Schwabenheim vollständig.
Der heutige Schwabenheimer Hof entstand im frühen 18. Jahrhundert. 1726 errichtete das Klosterstift Neuburg aus Heidelberg einen Klosterhof mit Kapelle. Andere Höfe am westlichen Ende des Schwabenheimer Hofs folgten. Neben kirchlichem Besitz wurde Adelsbesitz an Erbbeständer vergeben. Erbbestand war eine Form der Verpachtung von landwirtschaftlich genutztem Grund und Boden, welcher über Generationen vererbt werden konnte. Platz, Niebergall und Graf von Oberndorf waren die bedeutendsten Erbbeständer. Im 19. Jahrhundert lösten sich die Feudalstrukturen allmählich auf und „freier Besitz“ war möglich, d.h., die ehemaligen fürstlichen Lehen wurden verkauft. Käufer waren neben den ehemaligen Erbbeständen auch hinzugezogene Bürger, die in Schwabenheim eine neue landwirtschaftliche Existenz gründeten. So entstand die Struktur des heutigen Schwabenheims. Im Zuge der badischen Katastervermessung Anfang des 19. Jahrhunderts bekam die abgesonderte Gemarkung Schwabenheim eine Fläche von 242 ha Fläche zugeordnet.
An den Vortrag von Herrn Fischer schloss sich eine muntere Fragerunde an, in der versucht wurde, einiges „Licht“ in die wechselhafte Geschichte Schwabenheims zu bringen.
Mit bedeutend mehr heimatkundlichem Wissen verließen die Teilnehmer der Runde die Kapelle St. Anna, um den Nachmittag im Gasthaus „Zum Anker“ ausklingen zu lassen.
Der Ortsteilverein dankt Hermann Fischer nochmals ganz herzlich für seine interessanten Ausführungen und wünscht ihm, dass er sein heimatkundliches Wissen noch einige Zeit weitergeben kann.
(Heinrich Hack)