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15. Stuttgarter ÖPNV-Forum mit rund 100 Teilnehmern

Im Fokus: Studie „Mobilität in Deutschland“, Stuttgart 21 und der Digitale Knoten – der Weg zur Inbetriebnahme „Wandel als Konstante im ÖPNV“...

Im Fokus: Studie „Mobilität in Deutschland“, Stuttgart 21 und der Digitale Knoten – der Weg zur Inbetriebnahme

„Wandel als Konstante im ÖPNV“ – so lautete das Motto des Stuttgarter ÖPNV-Forums, das der VVS schon seit 2010 für Verkehrsexperten aus ganz Baden-Württemberg organisiert. Die Branche diskutierte über Zukunftsthemen wie Stuttgart 21 und den Digitalen Knoten, die Entwicklung der Mobilität in Deutschland, aber auch über die emotionale Komponente im öffentlichen Verkehr.

Minister Hermann: „Der ÖPNV ist in den letzten Jahren besser geworden“

Den Start machte Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann. In seiner Rede stellte Hermann dar, was sich in den vergangenen Jahren in der Branche „bewegt“ hat: „Der ÖPNV ist deutlich besser geworden. Das Angebot ist um 15 Prozent in den letzten vier Jahren gestiegen. Die Nachfrage der Fahrgäste ist seit 2019 um 20 Prozent gestiegen. Wir müssen dranbleiben und den ÖPNV nachhaltig gut finanzieren. Deshalb werden wir gegenüber der Bundesregierung den Druck erhöhen und die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur aus dem Sonderfonds einfordern. Genauso wichtig ist die Finanzierung des laufenden Betriebs. Schon lange weise ich darauf hin, dass es absurd wäre, wenn wir für viel Geld das Netz modernisieren, aber kein Kleingeld hätten, genügend Züge zu bestellen“, sagte Landesverkehrsminister Winfried Hermann beim ÖPNV-Forum des VVS.

„Mit dem Deutschland-Ticket rücken wir alle näher zusammen. Das Ticket erleichtert Fahrgästen die Alltags- und Freizeitmobilität“, so VVS-Geschäftsführerin Cornelia Christian. ÖPNV funktioniere aber nur mit den vielen engagierten Fahrerinnen und Fahrern in der Region. „Um das Fahrpersonal zu würdigen, legt der VVS auch in diesem Jahr wieder den Wettbewerb „Busfahrer/in des Jahres“ auf“, ergänzt VVS-Geschäftsführerkollege Dr. Jan Neidhardt. Die Geschäftsführung begrüßt die Forderung des Verkehrsministers, die Finanzierung des Deutschland-Tickets gesetzlich auf Dauer zu sichern.

Wie sind die Menschen in Deutschland unterwegs? Die Studie „Mobilität in Deutschland“ klärt auf

Für die Planung von Wegen, Straßen und dem öffentlichen Verkehr spielen wissenschaftliche Daten eine entscheidende Rolle, um zu analysieren, wie Menschen von A nach B kommen. In seinem Vortrag berichtete Robert Follmer von der Marktforschung infas GmbH über die große Studie „Mobilität in Deutschland“ (MiD). Um die Unterschiede von Region zu Region sowie von Ort zu Ort bei der Befragung abdecken zu können, werden Angaben von mehr als 180.000 Haushalten aus allen Teilen Deutschlands benötigt – das entspricht rund 350.000 Menschen.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus der bundesweiten MiD-Studie 2023 sind hier dargestellt:

  • Fahrtanlässe: Der Anteil am Berufsverkehr nimmt 2023 leicht zu (+5 % im Vergleich zu 2017), während der Einkaufsverkehr leicht abnimmt (-3 % im Vergleich zu 2017).
  • Verteilung des Verkehrsmittelmix, im Fachjargon „Modal Split“ genannt: Geringfügige Veränderung beim Anteil der Wege (+1 % im öffentlichen Verkehr, -3 % beim motorisierten Individualverkehr).
  • Zurückgelegte Wege und Kilometer: Weniger Auto-Wege (-12 Mio. pro Tag) und mehr Rad-Kilometer (+ 6 Mio. pro Tag). Insgesamt 250 Mio. Wege und 3.000 Personenkilometer am Tag.
  • Mobilitätsbedingte CO2-Werte: Grundsätzlich sind die Werte in den Metropolen durch hohe Anteile im ÖPNV niedriger. Hohe Werte sind festzustellen bei einem schlechten ÖPNV-Angebot und/oder hoher Autonutzung. Baden-Württemberg nimmt Spitzenplatz ein bei den CO2-Werten der Flächenländern.
  • Deutschland-Ticket: Baden-Württemberg unter Flächenländern im oberen Drittel bei der Deutschland-Ticket-Nutzung.
  • Fazit: Deutliches Plus bei den Fußwegen, moderates Plus im Radverkehr, leichtes Minus bei Wegen und Kilometern im motorisierten Individualverkehr und im aktuellen Trend leichtes Plus bei Wegen und Kilometern im ÖPNV. Insgesamt ist ein leichter Rückgang beim Verkehrsaufkommen und der Verkehrsleistung festzustellen.

Stuttgart 21 und der Digitale Knoten Stuttgart: Auf dem Weg zur Inbetriebnahme

Die Deutsche Bahn (DB) steht vor der komplexesten Inbetriebnahme eines neuen Eisenbahnknotens der vergangenen Jahrzehnte in Europa: In Stuttgart wird ein kompletter Hauptbahnhof neu in Betrieb genommen und mit den bestehenden Zulaufstrecken verbunden. Alle Verbindungen zur bestehenden Infrastruktur müssen getrennt und wieder neu verbunden werden. Für das bundesweite Pilotprojekt Digitaler Knoten Stuttgart (DKS) rüstet die DB zusätzlich den kompletten Bahnknoten mit einer neuen Generation der Leit- und Sicherungstechnik aus.

Dr. Florian Bitzer, Gesamtprogrammleiter Knoten Stuttgart bei der Infrastrukturgesellschaft DB InfraGO AG, erläuterte dem Auditorium, dass es sowohl Arbeiten an der neuen, aber auch an der bestehenden Infrastruktur gibt. Bitzer erklärte, warum Bauarbeiten mit so erheblichen Eingriffen auf die bestehende Infrastruktur notwendig sind. „Zwischen der neuen und der bestehenden Infrastruktur sind Verknüpfungen herzustellen. So eine Verknüpfung bedeutet immer, dass es neue Weichen- und Gleisverbindungen und Oberleitungen braucht, damit ein Zug darauf fahren kann“, so Bitzer. Notwendig seien aber auch Kabeltiefbauarbeiten, Weichenheizungen sowie Anpassungen in der Leit- und Sicherungstechnik. Das bedarf je Baumaßnahme die notwendige Zeit, um die einzelnen Gewerke mit ausreichender Sorgfalt herzustellen.

Weitere Themen waren: Blick in die regionale Wirtschaftsentwicklung, Schienenersatzverkehr im VVS, ÖPNV als emotionales Produkt, verknüpfte Mobilität im ÖPNV am Beispiel des ZOB Tübingen oder ÖPNV in Stuttgart mal anders

Bei den weiteren Fachvorträgen ging es unter anderem um den Blick auf die regionale Wirtschaftsentwicklung. Die Hauptgeschäftsführerin der IHK Region Stuttgart, Dr. Susanne Herre, berichtete über die aktuellen Herausforderungen für die Betriebe in der Region und die wirtschaftliche Entwicklung in der Region. Herre präsentierte eine IHK-Umfrage, nach der 75 Prozent der befragten Unternehmen die Leistungsfähigkeit des ÖPNV als „wichtig“ oder „eher wichtig“ einstufen. ÖPNV spiele eine wichtige Rolle, um Menschen zur Arbeit zu bringen und trage zur Fachkräftegewinnung bei. Die Wirtschaft benötige und wünsche sich einen gut funktionierenden ÖPNV mit attraktivem Angebot.

Im Vortrag von Thomas Knöller, der beim VVS die Abteilung Planung leitet, ging es um den Schienenersatzverkehr im Verbund. „Ersatzverkehr lässt sich aufgrund vieler verschiedener Bauarbeiten leider nicht vermeiden. Wichtig ist, dass wir uns für eine gute SEV-Qualität einsetzen. Zum Beispiel dafür, dass es eine konsistente Fahrgastinformation gibt. Wir als Verbund nehmen eine koordinierende Rolle zwischen den verschiedenen Akteuren im VVS ein“, so Knöller.

Außerdem referierten Annika Storch und Julian Schwarze vom Offenbach Institut für Mobilitätsdesign über den „ÖPNV als emotionales Produkt“. Sie sagen: „Design und hohe Qualität spielen eine sehr wichtige Rolle im ÖPNV. Die Frage, die wir uns stellen müssen: Wie können wir das System gestalten, damit es den Bedürfnissen der Nutzenden besser entspricht?“

Dr. Katrin Korth, die bei der Stadt Tübingen Projektleitung für den Umbau des Europaplatzes ist, stellte anhand des Tübinger Busbahnhofes dar, wie verknüpfte Mobilität im ÖPNV funktioniert. „Einer unserer großen Ansprüche war es, einen Ort zu schaffen, wo man nicht nur hinkommt, wenn man mit dem ÖPNV fährt. Einen Ort zu gestalten, an dem man sich gerne aufhält und wohlfühlt, war unser Ziel“, so Korth. So wurde beispielsweise an den Busbahnhof ein Park angedockt und ein Café. Der ZOB wurde mit einer umfangreichen Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern sowie mit Fachexpertise und planerischer Weitsicht entwickelt.

Künstlerisch abgerundet wurde der Konferenztag von der Poetry Slammerin Lena Stokoff. Das Motto: „ÖPNV in Stuttgart mal anders“ – mit einem liebevollen Blick auf Bus & Bahn berichtete sie von ihren Erfahrungen im Stuttgarter Nahverkehr.

Das Stuttgarter ÖPNV-Forum hat eine lange Tradition. Seit 15 Jahren findet das Forum unter Regie des VVS im Haus der Architektinnen und Architekten statt. Die meist schnell ausgebuchte Veranstaltung genießt bei Verkehrsexperten einen exzellenten Ruf – jedes Jahr tragen hochrangige Referenten zu einem erstklassigen Austausch über aktuelle Themen bei.

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Mitteilungsblatt der Gemeinde Kaisersbach
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Ausgabe 21/2025

Orte

Kaisersbach

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