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150 Jahre Karlsruher Hauptfriedhof

Ein Ort für Verstorbene und für Lebende mit und ohne Trauer „Viele Parkfriedhöfe wurden nach dem Vorbild des Karlsruher Hauptfriedhofs errichtet“,...
Durch einen Torbogen wird der Campo Santo betreten, in dessen Mitte sich die Große Kapelle befindet.
Durch einen Torbogen wird der Campo Santo betreten, in dessen Mitte sich die Große Kapelle befindet.Foto: rist

Ein Ort für Verstorbene und für Lebende mit und ohne Trauer

„Viele Parkfriedhöfe wurden nach dem Vorbild des Karlsruher Hauptfriedhofs errichtet“, berichtet Matthäus Vogel, der Leiter des Friedhofs- und Bestattungsamtes. „Noch heute kommen viele Menschen von überall her, um sich den Friedhof anzuschauen.“

Tatsächlich ist der Hauptfriedhof in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. „Er wurde am 16. November 1874 als der erste kommunale Parkfriedhof Deutschlands eröffnet“, erläutert die Grötzinger Kunsthistorikern Simone Maria Dietz aus dem Info-Center am Hauptfriedhof.

Mehr Menschen, mehr Tote

Damals wuchs die Bevölkerung und damit die Anzahl der Toten stark. Der erste, größere Friedhof, 1718 um die Konkordienkirche auf dem heutigen Karlsruher Marktplatz eingerichtet, musste der Straßenplanung weichen. Ab 1781 wurde auf dem heutigen als „Alter Friedhof“ bekannten Areal an der Kapellenstraße bestattet. 1804 entstand dort offiziell ein „städtischer Friedhof“.

Als auch diese Fläche nicht mehr ausreichte, kaufte die Stadt Karlsruhe Flächen im Rintheimer Feld. „Damals war das sehr weit draußen vor der Stadt, umgeben von Feldern“, sagt Simone Dietz. Dort plante der großherzogliche Baurat Josef Durm nach den Prinzipien der englischen Gartengestaltung und Landschaftsplanung den heutigen Hauptfriedhof. Er sollte nicht nur eine Ruhestätte für die Toten, sondern auch eine Erholungsfläche für die Lebenden werden. Josef Durm modellierte eine Parklandschaft mit unregelmäßigen Feldern und geschwungenen Haupt- und Seitenwegen.

Campo Santo

Den Eingang zum Hauptfriedhof bildet ein großes Torportal, durch das der Campo Santo im Stil der Frührenaissance mit der großen Friedhofskapelle betreten werden kann. Der Campo Santo, italienisch für Friedhof, ist eine Art Hof mit innen liegendem offenem Säulengang, Gruften und Grabzeichen an den Wänden.

„Der Friedhof ist ein Spiegel der Stadtgeschichte“, sagt Simone Maria Dietz. Viele Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Handwerk und Handel ruhen dort zwischen ganz normalen Karlsruher Bürger*innen. Angelegt sind Kriegsgräberstätten und ein Gräberfeld zum Gedenken an einen Luftangriff 1916, bei dem unter anderem 71 Kinder während eines Zirkusbesuchs getötet wurden.

Doch der Hauptfriedhof ist auch ein Ort der Stadt-Gegenwart. In den letzten Jahrzehnten entstanden ganz spezielle Bereiche.

Lebensgarten

2003 wurde „Mein letzter Garten“ gestaltet, in dem sich Gemeinschaftsgrabanlagen befinden. 2007 entstand der „Lebensgarten“. Das ist ein symbolischer Trauerweg mit verschiedenen Stationen durch die Leere, Härte und Freudlosigkeit einer Trauer. Er hat ein symbolisches Ende, an dem das Leben wieder zu mehr Freude einlädt. Speziell für Kinder, die einen nahen Menschen verloren haben, sind die „Kinderwelten“ gestaltet. Sie bestehen aus zwei Spielplätzen mit auf den ersten Blick gleichen Spielgeräten, verbunden durch eine Brücke. Der Unterschied: In der „Trauerwelt“ ist die Schaukel zur Unbeweglichkeit fixiert, der Sandkasten betoniert, Spielen macht keinen Spaß. In der „heilen Kinderwelt“ funktionieren alle Geräte, werden auch benutzt und Spielen macht Spaß. Der Lebensgarten, so steht es in einer Broschüre des Friedhofs- und Bestattungsamtes, sei heute „gestalterisches und inhaltliches Vorbild, an dem sich mittlerweile zahlreiche deutsche Friedhöfe orientieren.“ (rist)

InfoCenter am Hauptfriedhof,

auch Trauerbegleitung

Haid- und Neu-Str. 33

76131 Karlsruhe

Telefon 0721 7820933

service@infocenter.karlsruhe.de

Öffnungszeiten:

Dienstag, Donnerstag, Freitag 9 bis 14 Uhr

www.friedhof-karlsruhe.de

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