Andreas Kenner, für die SPD im Landtag, trinkt ihn ganz gewiss. Woher sonst die Ideen, der Schwung für einen Abend über die Absurditäten der kleinen und großen Politik, des Alltags zu Hause und auf der S-Bahn? Ja, die S-Bahn! Auch wenn man lange warten muss, sie kommt bestimmt; die Schienen liegen ja schon. Aber 84 Minuten auf der S1 von Kirchheim nach Herrenberg ohne Bordtoilette? Der Verkehrsminister verspricht Abhilfe. Schon ab 2033! Bis dahin schaffen es Besucher des Kirchheimer Weindorfs nur bis Altbach, bestenfalls bis Zell. Wer bis Stuttgart mitfährt, begegnet der Zukunft. Aber S21 meint nicht das Jahr der Fertigstellung, sondern den Preis. In Milliarden.
Kenner fährt bis Stuttgart. Als gelernter Altenpfleger hat er sich des Ministerpräsidenten anzunehmen. Auch der wird nicht jünger. Aber wer wäre nach der nächsten Landtagswahl zu betreuen? Und wird man den Werbegag „The Länd“ übertreffen können? Er sollte ausländische Fachkräfte anlocken. Deshalb hingen auch 80 % der Plakate bei uns im Land. Doch Badener sind keine Ausländer … Die Kommunalpolitik steht dem nicht nach. Eine Fraktion einer Stadt im Kreis verteilt morgens Schokolade im Kindergarten und beantragt abends eine Erhöhung der Kindergartengebühren – allerdings nicht in Altbach!
Es geht weiter: Der VfB gewinnt endlich gegen den FC Bayern, Sex als Thema am Abend der Landfrauen, die Fachverkäuferin weiß nicht, dass ein „Hörnle“ ein Croissant ist, Wegwerfen von Papier und Verpackungen schafft Arbeitsplätze für die Stadtreinigung … Es ging Schlag auf Schlag, immer wieder Szenenapplaus, ein ebenso informativer wie vergnüglicher – schwäbischer! – Abend.
Nicht zu vergessen, Günter Wölfle (Gitarre, Mundharmonika, Gesang) undDieter Hildebrand (Bass). Beatles und Rolling Stones, unterlegt mit parodistischen, schwäbischen Texten, vermittelten fröhliche Nostalgie, der „Männergesangverein“ durfte nicht fehlen, und so war die Musik eine nicht nur passende, sondern ergänzende Nummer zwischen Kenners originellen, aber nie verletzenden satirischen Blicken auf das Leben. Schon allein darum ist zu hoffen, er möge Kirchheim als Stadtrat und unserem Wahlkreis als Abgeordneter noch viele Jahre erhalten bleiben!