„Für das 35. Festival haben wir uns viel vorgenommen“, sagt Intendant Jochen Schönleber auf der Pressekonferenz im Rathaus Bad Wildbad, zu der unter anderem auch Bürgermeister Marco Gauger, die Kultur-Abteilungsleiterin im Landratsamt Calw, Sarah Ohngemach, als Vertretung für Landrat Helmut Riegger sowie Michaela Mack von der Touristik Bad Wildbad, zugegen war. Leicht wird es nicht für Intendant Schönleber, das Festival sattelfest für die Zukunft zu machen, wie er sagte. Nicht nur Zuhörer und Gäste gehen im Laufe der Jahre verloren – es geht mehr verloren: Der Stellenwert von Opern und Klassik im Allgemeinen erlebt einen enormen Wandel. Doch Schönleber ist frohen Mutes: „Wir werden neue Wege finden, uns bekannt zu machen.“
Bürgermeister Marco Gauger freut sich auf alle Fälle, wenn „Rossini wieder die Stadt verzaubert“, wie er sagte und verriet auch gleich den diesjährigen Schirmherren. Es ist Manuel Hager, der Vorsitzende der CDU Baden-Württemberg. „Das Rossini-Festival ist ein Aushängeschild für den gesamten Nordschwarzwald und den Landkreis Calw“, so Sarah Ohngemach.
Geplant sind drei Opern, davon sind zwei französische Titel und zwei Komödien. Täglich ein bis zwei Vorstellungen sind in der Zeit des Festivals von 18. bis 28. Juli in Bad Wildbad an verschiedenen Spielstätten vorgesehen – ideal also für weit angereiste Gäste, die schätzungsweise 50 Prozent ausmachen. 30 Prozent kommen aus der näheren Umgebung, 20 Prozent aus der weiteren Umgebung. „Bei uns gibt es das Besondere“, meint Schönleber und fährt fort. „Es gibt wohl kein vergleichbares Konzertereignis zu Messa di Gloria auf dem Turm des Baumwipfelpfads: Der erhabene Weitblick, die wunderbare Akustik und die atmende Stille des Hochwalds kombiniert mit hervorragenden Künstlern.“ Schönleber schwärmt auch von der „jungen“ Besetzung der „Italiana in Algeri“ mit vielversprechenden Spitzentalenten.
Rossini in Wildbad hat sich international einen exzellenten Ruf erarbeitet. Das ist nicht zuletzt der Arbeit der Akademie BelCanto zu verdanken, in der seit 2004 fast jedes Jahr hervorragende Talente „ausgebrütet“ werden. So hat sich das Festival unter der Leitung von Jochen Schönleber seit 1992 zielsicher den Entdeckungen verschrieben: Neben den jungen Sängern und Dirigenten waren das immer auch neue, unerhörte Stücke, die kaum einer mit dem Titel kannte. Und all das wurde vom Radio gesendet sowie beim weltgrößten Klassiklabel Naxos veröffentlicht. Intendant Jochen Schönleber:„Bei Naxos wird demnächst eine Kassette mit sämtlichen Musiktheaterwerken von Rossini angeboten. Damit ist das Festival groß geworden. Denn die meisten Aufnahmen der über vierzig Werke stammen aus Bad Wildbad.“ In letzter Zeit sind auch noch etliche DVD-Aufnahmen und (Live-)Streaming-Projekte von Opern dazugekommen. Schönleber: „Das Portal OperaVision.eu wurde ins Leben gerufen, um die Vielfalt der europäischen Opernszene zu präsentieren. Dass die Verfilmung von „Il signor Bruschino“ über 20.000 Mal angeschaut wurde, ist ein bemerkenswerter Erfolg dieser Kammeropern-Produktion.“
„Der Kartenvorverkauf läuft gut – besser als im letzten Jahr zu der Zeit“, sagte Michaela Mack und verriet: „„Die Premiere L’Italiana in Algeri“ am Sonntag ist bereits ausgebucht, etliche Vorstellungen sind so gut wie ausgebucht.“ Um neue Besucher zu gewinnen, die Zielgruppe ein wenig auszuweiten, hat sich die Touristik Bad Wildbad zusammen mit Jochen Schönleber etwas einfallen lassen: Neukunden, die noch nie ein Rossini-Festival besucht haben, erhalten in der speziellen „Rossini-Pauschale“ (sie nennt sich „Rendezvous mit Rossini“) mit zwei Übernachtungen und zwei Konzertbesuchen 30 Prozent Rabatt auf die Eintrittskarten.
Dank des Freundeskreis Rossini kann auch dieses Jahr wieder ein spezielles Kinder- und Jugendprogramm angeboten werden. „Es haben schon alle Wildbader Schulen Interesse bekundet. Dann gehe ich davon aus, dass es letztes Jahr gut war“, meint Jochen Schönleber
Als eine der bemerkenswertesten Eigenheiten des Festivals darf die Entdeckung neuer Spielorte gelten: Die Konzerte auf dem Turm des Baumwipfelpfads, auf der Wildline oder das Waldkonzert auf dem Sommerberg sind zu beliebten Höhepunkten geworden. Rossini in Wildbad hat viel für die Erneuerung der Oper und der Konzertgewohnheiten getan, neben zahlreichen Sängerentdeckungen haben sich auch einige Opern-Neuentdeckungen international verbreitet. Trotz stark steigender Kosten und weniger Einnahmen nach der Pandemie verspricht das Festival unter der Leitung von Jochen Schönleber, auf höchstem Niveau weiterzumachen. Die Stadt Bad Wildbad schießt für das Festival 140.000 Euro zu, der Landkreis 20.000 Euro, das Land Baden-Württemberg 100.000 Euro, hinzukommen etliche private Sponsoren, 50 Prozent kommt durch den Kartenverkauf zusammen. „Unser Gesamtetat liegt bei 650.000 Euro“, so Jochen Schönleber, der auch hinzufügte: „Das Festival in Pesaro liegt beim zehnfachen.“
Der Schultes hat übrigens eines gemeinsam mit dem Rossinifestival: Beide wurden 1989 geboren. Dass dieses Jahr das 35. und nicht das 36. Festival gefeiert wird, ist übrigens dem Coronavirus geschuldet. 2020 musste das Belcanto Opera Festival schlicht ausfallen und wurde durch ein „Rossini Mini Festival“ ersetzt. (mm)